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EU-Wahl: Harald Vilimsky ist neuer FPÖ-Spitzenkandidat

Harald Vilimsky - Straches treuer General tritt in die erste Reihe
Harald Vilimsky - Straches treuer General tritt in die erste Reihe ©APA
Die FPÖ hat einen neuen Spitzenkandidaten für die EU-Wahl: Harald Vilimsky soll nach dem Rücktritt von Andreas Mölzer eine erfolgreichen Wahlkampf führen.
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Ob weise Voraussicht oder nicht: Mit der Entscheidung, Harald Vilimsky zu einem Teil der FPÖ-“Doppelspitze” für den EU-Wahlkampf zu machen, erspart sich die Partei nach dem Aus von Spitzenkandidat Andreas Mölzer wohl die mühevolle Suche nach einer neuen Nummer 1. Mit dem Generalsekretär kann FP-Chef Heinz-Christian Strache einen seiner treuesten Wegbegleiter in die Wahlauseinandersetzung schicken.

Die FPÖ hat neuen Spitzenkandidat

Der 47-Jährige Vilimsky arbeitet seit Jahren für Strache: Erst in der Wiener Landesorganisation, seit 2006 als Generalsekretär der Bundespartei. Bei der Präsentation der “Doppelspitze” hatte Strache noch vom “Libero” Mölzer gesprochen, Vilimksy solle den “Mittelstürmer” geben. Jetzt wechselt der Wiener wohl in die Rolle des Kapitäns, der die ganze Mannschaft in Richtung Urnengang führen soll. Zweifel, dass ihm vielleicht die EU-Expertise fehle, wies Strache schon Anfang Jänner zurück: Seine Partei schicke im Gegensatz zu anderen eben die “erste Garnitur” nach Brüssel.

In der Politik ist der geprüfte PR-Berater seit Anfang der 1990er-Jahre. Der am 22. Juli 1966 geborene begeisterte Motorradfahrer absolvierte 1990 den Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit und wurde nach einem Jahr beim Kuratorium für Verkehrssicherheit 1991 Pressereferent im FPÖ-Parlamentsklub. 1996 wechselte er in derselben Funktion ins Wiener Rathaus.

Harald Vilimsky tritt bei EU-Wahl an

2004 wurde er Landesparteisekretär der Wiener FPÖ, da konnte er schon auf einige Jahre kommunalpolitischer Erfahrung zurückblicken – als Bezirksrat in Wien Mariahilf bzw. als dortiger FP-Obmann. 2005 wurde Vilimsky dann Mitglied in Landes- und Bundesparteivorstand sowie im Bundesparteipräsidium. Ein viel beschäftigter Freiheitlicher also, der folgerichtig 2006 die nächste Stufe in der Karriereleiter erklomm und Generalsekretär der FPÖ wurde. Im selben Jahr wurde er, der zuvor im Bundesrat gesessen war, Nationalratsabgeordneter.

Vilimsky wird von den Medien gerne als Straches “Mann fürs Grobe” bezeichnet, wohl auch in Abgrenzung zu seinem Co-Generalsekretär Herbert Kickl, der als der Stratege und Macher im Hintergrund gilt. In Aussendungen bzw. Aussagen gegenüber politischen Gegnern nehmen sich zwar beide kein Blatt vor den Mund. Der akademisch geprüfte PR-Berater ist aber jener Freiheitliche, in dessen Arbeit der Umgang mit den Medien eine zentrale Rolle spielt. Nicht zuletzt in seiner Funktion als Mediensprecher etwa ist er quasi von Amts wegen zuständig für die mitunter rituell anmutende ORF-Schelte der Blauen.

Wer ist Harald Vilimsky?

Auch in der sogenannten Inseratenaffäre hat er insofern eine entscheidende Rolle gespielt, als jene Sachverhaltsdarstellung, die schließlich zu Ermittlungen der Staatsanwalt führte, von ihm stammte. Unangenehm entwickelte sich für ihn eine parlamentarische Anfrage in der Causa Alijew. Nachdem 2009 im Verfassungsschutzbericht vor einer “Instrumentalisierung” österreichischer Abgeordneter durch ausländische Geheimdienste gewarnt worden war, musste er sich für diese Anfrage regelrecht rechtfertigen und auch im Spitzel-U-Ausschuss zur “Kasachen-Causa” aussagen. Zwischendurch bekam er sogar “Angst um Leib und Leben”.

Diese musste er 2008 unterdrücken, als er im Selbstversuch die Wirkung einer Taser-Pistole erprobte: Ziel seines schmerzhaften Tests war, für die Einführung der umstrittenen Waffe im Strafvollzug zu werben. “Wenn sich ein Politiker freiwillig dazu entschließt, ist es auch einem Häftling zuzumuten”, so Vilimksy damals, der nach dem Selbstversuch von einer “interessanten Erfahrung, die ich aber nicht täglich brauche” sprach.

“Anti-Islamisierungsbewegung”

Im FPÖ-Klub verantwortet der künftige EU-Abgeordnete weiters die Bereiche Inneres und Europa und war langjähriger Sprecher für Verkehr und Infrastruktur. Von seinem Chef Strache wurde er schon einmal als FP-Personalreserve für den Innenminister genannt. Aus der blauen Regierungsbeteiligung wurde indes nach der Nationalratswahl 2013 nichts, und so soll Vilimsky nun das EU-Parlament aufmischen. Schließlich beschreibt er selbst es als eine seiner ureigensten Fähigkeiten, “politisch auf den Tisch hauen zu können”.

Die internationalen Vernetzungsbestrebungen der FPÖ wird Vilimsky fortführen können: 2008 und 2009 war er zu Gast bei den Kongressen der umstrittenen “Anti-Islamisierungsbewegung” “Pro Köln”. Er selbst verweist auf seine “intensive Reisetätigkeit” über Jahre hinweg.

Ideologisch wird ihm freiheitliche Sattelfestigkeit attestiert. Dass er einst in der Zeitung “Der Völkerfreund” hymnisch der “Sonne des Deutschtums” huldigte (es ging um Deutsch-Chilenen), bezeichnete er später als “poetische Jugendformulierung”, meinte aber auch noch 2009 in der “Presse”: “Ich stehe zu jedem Satz, den ich geschrieben habe.” Die FPÖ bezeichnet er als “Mitte-Rechts”-Partei.

(APA)

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