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EU: Gen-Produkte nicht aufzuhalten

Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen ist in der EU zwar kaum mehr aufzuhalten, aber noch immer umstritten. Mehr als 20 verschiedene Produkte sind bereits seit Jahren zugelassen.

Diese reichen von Baumwollsamen über Sojabohnen bis zu Nelken oder Chicoree. Seit ein sechs Jahre dauerndes Moratorium für die Zulassung neuer Gen-Organismen in der EU im Mai 2004 beendet wurde, sind bereits fünf weitere Sorten zugelassen, weitere könnten in den nächsten Wochen Folgen.

Doch die Sache ist kompliziert: Die EU-Kommission unterscheidet peinlich genau, zwischen genveränderten Produkten, die als Lebens- oder Futtermittel zugelassen sind und jenen die angebaut werden dürfen. Dementsprechend ist die Zuständigkeit auch auf drei Kommissare verteilt. Seit vorigem Jahr gilt in der EU eine strenge Kennzeichnungspflicht für alle Futter und Lebensmittel, die mehr als 0,9 Prozent genveränderte Organismen enthalten, etwa Zuckermais oder Sojamilch. Damit habe der Konsument die Wahlfreiheit, so die Argumentation der Brüssler Behörde.

Warum dennoch in den heimischen Regalen kaum Produkte zu finden sind, auf denen ein großes – „Dieses Erzeugnis enthält genetisch veränderte Organismen“ – liegt an der ablehnenden Haltung der Handelsketten, die wiederum auf den Widerstand der Konsumenten reagiert haben.

Doch wirklich sicher sein, dass keine Gentechnik bei der Produktion eines Eis oder auch der Milch im Spiel war kann nur sein, wer „bio“ kauft, heißt es aus dem Umweltministerium. Denn ein Huhn, das mit genverändertem Sojaschrott aufgezogen wurde, wie er größtenteils auch in Österreich verwendet wird, gilt als nicht kennzeichnungspflichtig. Auch die Eier von Hühner die mit Gen-Sojaschrott gefüttert sind, müssen nicht gekennzeichnet werden, ebenso wenig die Milch von Küchen, die genverändertes Futter gefressen haben.

Der Anbau von Genmais oder -Raps für die kommerzielle Vermarktung findet großräumig derzeit in Spanien statt. Immerhin wird die Fläche dort auf 35.000 Ha geschätzt. Doch auch in Frankreich, Deutschland, Portugal und Tschechien laufen bereits größere Versuche, bei denen die Produkte vermarktet werden. Die Anbaufläche überschreite dort aber kaum einige hundert Hektar. Derzeit sind auch für den Anbau weitere Anträge auf Genehmigung unter anderem für eine genveränderte Kartoffelsorte in der Pipeline, allerdings ist das Verfahren extrem langwierig. In Deutschland müssen „Gen“-Bauern wegen der genauen Registrierung der Felder zudem mit Protest-Aktionen oder Klagen von Umweltorganisationen rechnen. Denn die Regelung der so genannten „Koexistenz“ von genveränderten und genfreien Feldern obliegt den Mitgliedstaaten und entsprechend unterschiedlich geregelt.

In den 25 Mitgliedstaaten sei derzeit keine klare Linie gegenüber Gentechnik ablesbar, heißt es aus der Kommission. In den entsprechenden Gremien enthalten sich die meisten Länder der Stimme. Österreich ist eines der besonders Länder. Druck in Richtung mehr Zulassungen kommt vor allem von Großbritannien und den Niederlanden. Spanien sei seit dem Regierungswechsel von seiner bisherigen Pro-Haltung abgerückt, während Dänemark von den Gegnern zu den Befürwortern gewechselt habe, heißt es aus EU-Kreisen. Wenn es im Rat somit weder für noch gegen eine Zulassung eine qualifizierte Mehrheit gibt, entscheidet letztlich die Kommission, die bisher hat die allen Anträgen stattgegeben.

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