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Essen ging 2007 ins Geld

Schwarzach - Im langfristigen Vergleich ist die Entwicklung aber durchaus moderat – die Erzeuger selbst haben am wenigsten.

Nahrungsmittelpreise doppelt so stark gestiegen wie Verbraucherpreise insgesamt. Lebensmittelpreise in Deutschland 2007 um ein Drittel gestiegen. Vorräte an Nahrungsmitteln verknappen weltweit deutlich. Produktion von Agrartreibstoffen führt zu Verknappung von Getreide für die Lebensmittelproduktion. – Schlagzeilen wie diese waren „Begleiter“ ins neue Jahr. Eigentlich zu Unrecht, meint Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger.

„Zu Unrecht deshalb, weil es sich um Momentaufnahmen handelt, die um den Jahreswechsel zustande kamen. Hält man sich jedoch ein seriöseres Bild z.B. der letzten 20 Jahre vor Augen, entpuppen sich Lebensmittel nicht als Preistreiber, sondern wurden – gemessen an der realen Kaufkraftentwicklung – sogar günstiger: So betrug zwischen 1986 und 2006 der Preisanstieg insgesamt 54, die für Lebensmittel separat errechnete Teuerung aber nur 33 Prozent“, stellte der Kammer-Chef klar.

Vor allem jedoch, so Moosbrugger, haben sich – auch dort, wo 2007 tatsächlich Preisschübe registriert wurden – „am wenigsten die Erzeuger/Bauern goldene Nasen verdient. So beträgt ihr Anteil an der Wertschöpfungskette bei Brot ca. 3, bei Milch auch weniger als 50 Prozent, von einem Kilo Schweinefleisch erlöst der Landwirt gerade mal 1,40 Euro“, betont der LWK-Präsident. Schlussfolgerung, die übrigens laut jüngster Studie des Marktforschungsinstituts „keyquest“ und der Statistik Austria von einer Mehrheit der österreichischen Konsumenten geteilt wird: Wenn den Bauern von der Lebensmittelteuerung fast nichts und verarbeitenden Betrieben auch nur wenig bleibt, muss der größte Teil des Preisschubs zwangsläufig bei den Handelsketten „hängen geblieben“ sein. Moosbrugger: „Das deckt sich mit der anlässlich des EU-Beitritts (1994/95) gemachten Erfahrung, dass damals zwar die Agrarpreise nach unten knickten, die Verbraucherpreise aber trotz sinkender Kosten für Verarbeiter und Handel kaum nachgegeben haben.“

So berechtigt Ärger über diesen Umstand sein mag, so unbestritten ist ein anderes Faktum: 1950 gaben die Österreicher recht genau 50 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus. 1966 entfielen nur noch 37,1 Prozent der Haushaltsausgaben auf Essen und Trinken, und 2006 ist dieser Anteil auf gar nur 12,4 Prozent (der freilich kräftig gestiegenen Ausgaben) gefallen.

Und bei welchen Warengruppen stehen den Verbrauchern die nächsten Preiserhöhungen ins Haus? Dazu Mag. Jürgen Sutterlüty und sein Einkaufschef Mag.(FH) Alexander Kappaurer: „Das war eigentlich seit Jahrzehnten nie so schlecht prognostizierbar wie diesmal. Fix ist nur, dass es künftig relativ große Ausschläge nach oben und unten geben dürfte – Rohstoffbörsen, international verzahnte Energiemärkte, neue Nachfragepotenziale aus Riesenmärkten wie Indien und China sind nur einige der Parameter, die eine Vorhersage fast verunmöglichen.“ Am konkretesten zeichne sich derzeit ein Anziehen der Preise bei Mehl und Bier ab, nachdem z. B. schon im letzten Halbjahr Milchprodukte, Eier, Brot sowie Fleisch und Wurst teurer geworden sind. Sutterlüty-Kunden setzten stark auf regionale Qualität (Ländle pur), die auch ihren Preis haben darf.

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