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"Es gibt zu viele Karlis"

Österreichs Teamchef Josef Hickersberger hat sich vor dem freundschaftlichen Länderspiel am Freitag in Vaduz gegen Liechtenstein gegen die im heimischen Fußball traditionelle Nörgelei zur Wehr gesetzt.

„Was die Einstellung der Spieler betrifft, hat sich schon viel geändert, auch wenn derzeit die Resultate nicht passen. Was sich nicht geändert hat, ist die Raunzerei in Österreich“, betonte der 58-Jährige.

Als Beweis las Hickersberger am Mittwoch im Rahmen der Pressekonferenz im Teamcamp in Tschagguns ein Zitat von Helmut Qualtinger vom März 1955 vor, das nur wenige Monate nach dem dritten WM-Platz des ÖFB 1954 entstanden war. „Sie sind Pazifist und nicht gewillt, einen Schuss abzugeben? Dann werden sie Stürmer im österreichischen Fußball-Nationalteam.“ In Anspielung auf Qualtingers Paraderolle als „Herr Karl“ meinte der Teamchef: „Es gibt zu viele Karlis in unserer Fußball-Gesellschaft. Wenn man längerfristige Maßnahmen durchführt, kann man sie nicht kurzfristig beurteilen.“

Den früheren Rapid-Meistermacher ärgert, dass von einigen Seiten der Ruf nach einer Rückkehr von arrivierten Spielern ins Team erschallt. „Ich bin angetreten, um eine junge Mannschaft bei der EURO 2008 zu haben und einen Verjüngungsprozess einzuleiten. Für wen soll zum Beispiel Vastic spielen? Soll ich einem Jungen sagen, er soll erst nach der EM spielen?“

Der Teamchef freute sich zwar über das 4:2 der U21-Auswahl gegen Italien („Sensationell“), merkte aber auch kritisch an: „Wir fallen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite wollen wir einen 37-Jährigen, auf der anderen Seite die ganz Jungen.“

Er werde weiterhin an seinem Stamm festhalten, mit dem eine gelungene EURO 2008 absolviert werden soll. Beitragen soll dazu auch eine lange Vorbereitungszeit auf das Heim-Turnier, was etwa durch den Wegfall des ÖFB-Cups in der Saison 2007/08 gewährleistet sein könnte. Ob der Pokal-Bewerb tatsächlich ins Wasser fällt oder mit der Bundesliga eine andere Lösung gefunden wird, ist Hickersberger egal. „Es geht darum, dass wir in der Vorbereitung mehr Zeit gegenüber unseren Konkurrenten gewinnen. Die sind im Moment noch viel besser als wir, aber mit einer längeren Vorbereitung und mit dem Heimvorteil können wir hoffentlich konkurrenzfähig sein.“

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