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Erste Reaktionen auf die Mariahilfer Straße Neu

Seit freitag wird das neue verkehrskonzept auf der "MaHü" getestet.
Seit freitag wird das neue verkehrskonzept auf der "MaHü" getestet. ©APA
Am Freitag ist das neue Verkehrskonzept auf der Wiener Mariahilfer Straße  umgesetzt worden. In bestimmten Bereichen gibt es jetzt Fußgänger- und Begnungszonen. Größeres Chaos blieb aus, auch wenn sich am ersten Tag noch einige Autos auf Österreichs größte Einkaufsstraße verirrten.
Start am Freitag
Die "neue" MaHü

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sieht die “Nagelprobe” für die “Mahü” Neu ohnehin erst mit Anfang September, dem Ende der Sommerferien, kommen, wie sie am Freitag sagte. “Wir haben bewusst den Start in diesen verkehrsarmen Tagen gelegt, damit es sich einspielen kann und nicht gleich die toughe Situation vorhanden ist”, so die Ressortchefin. Keine allzu schlechte Idee, denn trotz mauer Betriebsamkeit zeigte sich am Vormittag, dass die Wiener die neuen Regelungen noch nicht wirklich intus haben.

Autos in der Fußgängerzone

Immer wieder kurvten Autos in der Fußgängerzone herum, die – Stichwort Cabrio – wohl kaum als Transportfahrzeug durchgehen. Lieferanten dürfen ja die Fuzo zwischen Kirchen- und Andreasgasse bis 13.00 Uhr benützen. Andere verirrte Kfz- und Mopedbenutzer, die von den Seitengassen unerlaubterweise in die Mariahilfer Straße einbiegen wollten, wurden von Polizisten zum Umkehren aufgefordert.

Busspur sorgt für Ratlosigkeit

Für breite Ratlosigkeit sorgte zudem die farbliche Busspur auf einem Teil der Fuzo. Diese wurde für den 13A aufgepinselt, damit Konflikte mit Passanten vermieden werden. Viele fragten sich hörbar, ob man auf dem roten Asphaltteppich nun gehen – nein, nur Queren ist erlaubt – oder radeln – ja, in Fahrtrichtung stadteinwärts – darf. Der Begriff Fußgängerzone scheint in diesem Abschnitt fast übertrieben, da die Breite des kolorierten Busstreifens fast die gesamte Fahrbahn einnimmt und somit Passanten erst wieder nur der Gehsteig zum Flanieren bleibt.

Dazu tragen auch Stahlbügel und eine Barriere aus Sitzbänken zwischen 13A-Spur und Gehsteigen bei, die auf Forderung der Buslenker noch kurzfristig installiert worden sind. Sie hatten nämlich Konflikte befürchtet und mit Streik gedroht. Trotz der Trennelemente waren heute zahlreiche Wiener Linien-Mitarbeiter postiert, um mit gestrengem Blick das Geschehen zu dokumentieren. Dass es in der Fußgängerzone zwei Ampelkreuzungen – ebenfalls für den Bus – gibt, scheint ebenfalls für Verwirrung zu sorgen. “Die rote Ampel hätte trotzdem gegolten”, schrie ein Polizist einem Radler nach, der das Stopp-Signal sichtbar übersehen hatte.

Neu in Wien: Begegnungszonen

In den außerhalb der Fußgängerzone angesiedelten Begegnungszonen müssen sich alle Verkehrsteilnehmer die Fahrbahn teilen, was ebenfalls für Unsicherheit sorgte. Fußgänger trauten sich nur wenig auf die Fahrbahn, was vielleicht auch daran lag, dass die erlaubten 20 km/h regelmäßig überschritten wurden. Radler wussten nicht, ob sie jenseits der weißen Markierungslinie – sie begrenzt die Fahrbahn – biken dürfen, Passanten wollten queren und suchten nach dem nicht mehr vorhandenen, weil weggefrästen Zebrastreifen.

“Ich möchte alle einladen, uns ihre Beobachtungen – insbesondere Punkte, die ihrer Meinung nach nicht optimal gelöst sind – mitzuteilen”, stellte Ressortchefin Vassilakou mögliche Nachjustierungen in Aussicht. Davor soll es “in einigen Monaten” noch eine Befragung geben, an der alle Bewohner des sechsten und siebenten Bezirks teilnehmen können. Was man tun werde, wenn Geschäfte – wie von der Wirtschaftskammer befürchtet – ein Umsatzminus melden sollten? “Ich kann ausschließen, dass es Rückgänge geben wird. Sämtliche Erfahrungen weltweit zeigen, dass Einkaufsstraße als Fuzo besser funktionieren als vorher”, versicherte sie.

Reaktionen auf die Mariahilfer Straße

Eine Meinung zur Causa Mahü hatten heute jedenfalls viele, weshalb an vielen Ecken in Gruppen heftig debattiert wurde. Die beklagten Umwege für Gewerbetreibende infolge des Querungsverbots oder der Umstand, dass für derlei Schwachsinn ein Haufen Geld ausgegeben werde, “für das, was mir wichtig ist, aber ka ‘Marie'” da sei, war Thema an den improvisierten Speakers’ Corners en miniature. Als Klagemauer dienten zudem die beiden Bezirksvorsteher aus Mariahilf und Neubau, Renate Kaufmann (SPÖ) und Thomas Blimlinger (Grüne), die am frühen Vormittag zu einer Erstbegehung ausrückten. Kaufmann räumte ein, dass sich die Anrainer bis zuletzt ambivalent zum Projekt geäußert hätten, zeigte sich aber überzeugt, dass die Sache gut funktionieren werde. Verständnis für die Skepsis der Busfahrer zeigte sie wenig. In Italien oder Deutschland funktioniere das problemlos: “Unsere Leute können nicht dümmer sein.” Verdrängungsverkehr fürchte sie nicht, da Schleichwege dank Einbahnumdrehungen unterbunden worden seien.

Testbetrieb bis Jahresende

Kollege Blimlinger zeigte sich ebenfalls optimistisch, wiewohl es Verunsicherung bei den Geschäftsleuten in den Nebenstraßen der Mariahilfer Straße gebe, “weil die noch nicht wissen, was genau auf sie zukommt”. Grundsätzlich könne er sich vorstellen, Begegnungszonen auch in anschließenden Grätzeln einzuführen. Für die dann wegfallenden Parkplätze müsste man sich aber Lösungen überlegen.

Beide Bezirkschefs plädieren dafür, die Probephase zumindest bis Jahresende laufen zu lassen. Vassilakou selbst hatte bisher keine genaue Frist genannt. Sie will die neue Verkehrslösung einmal mit einem “Erlebnistag” feiern. Am 31. August soll demonstriert werden, was die Mariahilfer Straße Neu alles kann – Artisten, kostenloses Rad-Rikscha-Service und Kinderspielmöglichkeiten inklusive. (APA)

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