Der ehemalige Grünen-Chef erreichte 20,4 Prozent und setzte sich damit knapp gegen die Unabhängige Irmgard Griss durch. Die ehemalige OGH-Präsidentin kam auf 18,5 Prozent.
Auch mit den Briefwahlstimmen, die erst am Montagabend ausgezählt werden, kann sich an der Reihung in der BP-Wahl nichts mehr ändern.
Endergebnis: Historisches Debakel für SPÖ und ÖVP
Klar gescheitert sind die Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol erreichten mit 11,18 Prozent einen gleichen Stimmenanteil. Khol hatte aber um 135 Stimmen mehr als der ehemalige Sozialminister.
Deutlich weniger Bürger als bei seinem ersten Antreten entschieden sich dieses Mal für Richard Lugner: Nur 2,4 Prozent gaben dem Baumeister ihre Stimme.
Die Wahlbeteiligung ist gegenüber der letzten Präsidentschaftswahl 2010 gestiegen. Sie lag – noch ohne Briefwahlstimmen – bei 59,99 Prozent. Im Jahr 2010 lag die Beteiligung bei 53,6 Prozent.
Das vorläufige Endergebnis enthält noch nicht die Briefwahlstimmen, diese werden erst Montagabend vorliegen – die Stichwahl selbst wird am 22. Mai stattfinden.
Experten sehen Hofer als Stichwahl-Favorit
Für die Stichwahl am 22. Mai sehen Politik-Experten den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer eindeutig in der Favoritenrolle. Sein Grüner Konkurrent Alexander Van der Bellen werde es “sehr schwer haben”, meinte Politik-Berater Thomas Hofer zur APA. Das miserable Abschneiden der Regierungskandidaten am Sonntag ist eine Ohrfeige für die Bundesregierung, sind sich die Experten einig.
Norbert Hofer hat im ersten Wahlgang gut 35 Prozent der Wähler überzeugt und sei damit natürlich “der erklärte Favorit” für die Stichwahl, erklärte Meinungsforscher Peter Hajek (public opinion strategies). Van der Bellen werde wohl Versuche eines nationalen Schulterschlusses gegen einen blauen Präsidenten starten, glauben Hajek und Hofer. Allein Norbert Hofers Vorsprung sei aber beachtlich, dazu kommen könnte eine “jetzt erst recht”-Stimmung, wenn es nun wieder eine internationale Debatte über Österreich gebe, meinte Politikberater Hofer.
“Ohrfeige für die Koalition”
Wenn Hofer noch einmal so mobilisieren könne wie im ersten Wahlgang oder sogar noch mehr, “hat er natürlich gute Chancen”, pflichtet auch Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) bei. Mit seinen jüngsten Auftritten im TV habe er sich demütig, dankbar und bescheiden inszeniert und damit wieder das Erscheinungsbild des “freundlichen Gesichts der FPÖ” bestätigt. Hofer brauche auch Stimmen von bürgerlicher und sozialdemokratischer Seite, merkte er an.
Das Ergebnis der ersten Runde – Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) schafften zusammen nicht einmal ein Viertel der Stimmen – sei auch eine “eklatant schallende Ohrfeige” für die Koalition, sagte Bachmayer. Die Bundesregierung müsse nun beweisen, dass sie etwas weiterbringe – sei es beim Finanzausgleich oder im Asylbereich. “Dramatischer geht’s kaum”, befand auch Politikberater Hofer. “Die Zweite Republik, so wie wir sie kennen – als hegemoniale Aufteilung von Rot und Schwarz – dieses System ist ans Ende gekommen.”
An baldige Neuwahlen auf Bundesebene glaubt aber keiner der drei Experten: “Die Niederlagen schweißen umso mehr zusammen, je schwerer sie sind”, sagte Bachmayer. Eine Neuwahl “wäre im Prinzip politischer Selbstmord mit Anlauf”.
(APA)