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Emotionsloser Spindelegger und bissiger Strache im ORF-TV-Duell

Koalition zwischen ÖVP und FPÖ möglich?
Koalition zwischen ÖVP und FPÖ möglich? ©APA/HERBERT NEUBAUER
ÖVP-Obmann Michael Spindelegger gab sich am Montagabend im ORF-TV-Duell gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache klassisch und emotionslos. Strache hingegen zeigte sich kämpferisch.
Duell: Rot/Grün
Duell: Rot/Team Stronach
Duell: ÖVP/Team Stronach
Duell: BZÖ/Team Stronach
Duell: Blau/Grün

Emotionsloser Tonfall und klassisch lautetete bei Spindelegger die Devise am Montag, den 9. September im ORF-TV-Duell zur Nationalratswahl 2013. Gegenseitige Wertschätzung zwischen ihm und Heinz-Christian Strache konnte man kaum erkennen. Insbesondere in Europa-Fragen und der Ausländerpolitik zeigten sich deutliche Differenzen zwischen den beiden Spitzenkandidaten.

Sollte Spindelegger mit seiner ÖVP entgegen den derzeitigen Umfragewerten hinter die FPÖ auf Platz drei in der Wählergunst zurückfallen, wird er nicht wie einst Wolfgang Schüssel (ÖVP) Kanzler, sondern sofort zurücktreten.

Ruhiger Spindelegger im ORF-TV-Duell

Im Gegensatz zu seinen bisherigen Auftritten in den heurigen TV-Konfrontationen zeigte sich Spindelegger deutlich ruhiger. Dafür setzte er auf sarkastische Pointen, etwa als er in Richtung Strache angesichts von dessen Euro-Skepsis als FPÖ-Plan mutmaßte: “Die Griechen brauchen wieder die Drachme und die Österreicher die Strachme.”

Ganz so sagte es der FPÖ-Chef danach nicht. Strache machte aber klar, dass für ihn eine Rückkehr zu den nationalen Währungen eine Option ist, sollte sich kein Euro der starken Wirtschaftsnationen entwickeln. Als Argument gegen die Gemeinschaftswährung diente dem freiheitlichen Obmann, dass EU-Staaten ohne Euro wie Schweden heute wirtschaftlich besser da stünden als Österreich.

Strache mit Fan-Unterstützung im Duell

Einmal mehr sprach sich Strache für eine drastische Senkung der österreichischen EU-Beiträge aus. Von Rot-Schwarz erwartet er in dieser Beziehung nichts, krieche die Regierung doch immer unter dem Teppich nach Brüssel.

Spindelegger konzedierte, dass auch er sich ein besseres Verhandlungsergebnis beim Ringen um die österreichischen Beiträge vorstellen hätte können, sei doch aus seiner Sicht zu wenig auf den österreichischen Rabatt geachtet worden: “Schlecht ist das Ergebnis nicht, aber es ist auch nicht gut.”

“Ihr Horizont geht nicht über die Landesgrenze hinaus”

An sich brach der Vizekanzler aber neuerlich eine Lanze für EU und Euro – nämlich im Sinne der österreichischen Wirtschaft und der Landwirtschaft. Strache nimmt Spindelegger als Europapolitiker nicht ernst: “Ihr Horizont geht nicht über die Landesgrenze hinaus.”

Nicht viel miteinander anfangen konnten die Kontrahenten auch, was die Ausländer-Frage angeht. Strache warnte vor “Asylbetrug und Islamismus” und hielt der Regierung vor, “beim Import von kriminellen Ausländern” wegzuschauen. Zudem warnte der FPÖ-Chef von Massenzuwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Spindelegger bestritt dies inhaltlich und meinte: “Ich bin fassungslos, wie man Menschen in Österreich so verunsichern kann.”

Koalition zwischen ÖVP und FPÖ möglich?

Strache versuchte sich auch noch als Sozialpolitiker, erklärte, die Regierung habe die Ärmsten der Armen im Stich gelassen, womit er etwa eine fehlende Valorisierung des Pflegegelds ebenso meinte wie die niedrigen Pensionsanpassungen. Spindelegger focht das nicht an: “Ich bin derjenige, der regiert und er ist derjenige, der queruliert.”

Ganz fallen gelassen hat Spindelegger die schwarz-blaue Karte aber nicht. Auf die Frage, ob es zu einer entsprechenden Zusammenarbeit kommen könnte, meinte der VP-Chef, Grundvoraussetzung wäre, dass EU und Euro nicht infrage gestellt würden. Von Strache kam eine Koalitionsbedingung – nämlich die Abschaffung der “ORF-Zwangsgebühren” – in jenem Moment gefordert, als er von mehreren Zwischenfragen der Moderatorin ein wenig genervt war. Tobenden Beifall bekam er dabei von seiner Rückendeckung, den Strache Fans. Die Stimmung im Studio glich, wie Ingrid Thurnher verstellte, die bei einem Zeltfest. Man hätte sich dabei jedoch etwas mehr Seriösität gewünscht.

(Red./APA)

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