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Eltern haben wenig Ahnung

©mediafamily.org
Eltern setzen sich zu wenig mit dem Thema Videospiele und den entsprechenden Jugendschutzmöglichkeiten wie dem Altersfreigabe-System auseinander.

Diese kritische Feststellung trifft das National Institute on Media and the Family (NIMF) ein unabhängiges Aufsichtsorgan der US-amerikanischen Medienbranche, in seinem aktuell vorgelegten 13. Jahresbericht. Demnach hätten es Industrie und Handel zwar geschafft, im Laufe des vergangenen Jahres bessere Kontrollmöglichkeiten zu etablieren, die Eltern den Schutz ihrer Sprösslinge vor für sie ungeeigneten Erwachseneninhalten erleichtern. Doch trotz des zunehmenden Trends zu familientauglichen Spielen, müsse man immer noch feststellen, dass sich die Elterngeneration zu wenig mit dieser Problematik beschäftige. Während das Altersfreigabe-System der Industrie und die entsprechenden Alterskontrollmaßnahmen der Händler von den NIMF-Experten ein gutes Zeugnis ausgestellt bekommen, wird das Gefahrenbewusstsein der Eltern im Bericht lediglich mit “mangelhaft” benotet.

“Seit nunmehr 13 Jahren fordert das NIMF die Videospielindustrie und die Händler dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Spiele, die nur für Erwachsene freigegeben sind, vor minderjährigen Nutzern fernzuhalten”, erklärt David Walsh, Präsident und Gründer des NIMF. Dieses Jahr sei es der Branche gelungen, das Rating-System zur Altersfreigabe von Spielen zu verbessern und den Erziehungsberechtigten eine Reihe neuer Tools zur Hand zu geben, die ihnen bei der richtigen Wahl der geeigneten Games für ihre Kinder helfen sollen. “Das ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung”, betont Walsh. Nun, da die Eltern die geeigneten Kontrollmöglichkeiten zur Verfügung hätten, müssten sie diese aber auch endlich sinnvoll einsetzen. “Es gibt immer noch zu viele Minderjährige, die Spiele mit einer Altersfreigabe von ‘ab 18’ spielen und zu viele Kinder, die generell zu viel Zeit mit Videospielen verbringen. Aus diesen Gründen verdient die Elterngeneration, was ihr Engagement für den Jugendschutz betrifft, nur eine ‘mangelhaft’-Wertung”, erläutert Walsh.

“Das in Deutschland zur Altersfreigabe von Videospielen eingesetzte USK-System wurde erst vor gut einem Jahr evaluiert und für grundsätzlich wirksam befunden”, stellt Sebastian Gutknecht, Referent für Jugendschutzrecht der Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendschutz der Landesstelle Nordrhein-Westfalen gegenüber pressetext fest. Auch im Bereich des Handels verpflichte das Jugendschutzgesetz die Anbieter zu Alterskontrollen. “Wesentlich schwieriger gestaltet sich eine Kontrolle hingegen beim Online-Handel. Einem ausländischen Anbieter kann man keine diesbezüglichen Maßnahmen vorschreiben”, so Gutknecht. Dass die Eltern sich zu wenig mit dem Thema Videospiele und den entsprechenden Jugendschutzmöglichkeiten auseinandersetzen, könne er nur bestätigen. “Die meisten Eltern wissen gar nicht, in welchen Spielewelten sich ihre Kinder bewegen”, kritisiert Gutknecht. Vielen fehle komplett der Bezug zu dem Thema. “Dass Eltern nicht über Kontrollmöglichkeiten Bescheid wissen, liegt nicht an der mangelnden Information. Das Problem ist vielmehr das fehlende Interesse und Verständnis der älteren Generation für die Tätigkeit des Videospielens”, meint Gutknecht. Es müsse eine gemeinsame Auseinadersetzung mit dem Thema stattfinden.

Als erfreuliche Entwicklung sieht das NIMF hingegen den zunehmenden Trend zu familientauglichen Videospielinhalten. “Videospiele sind mittlerweile unbezweifelbar ein Mainstream-Medium und oft ein Katalysator für soziale Aktivitäten, die Menschen aller Altersgruppen umfassen”, heißt es vom NIMF. Als Konsequenz dieses Umstandes würden die größeren Player der Branche verstärkt versuchen, Eltern und Familien als Zielgruppe für sich zu gewinnen. “Diese Bevölkerungsgruppen haben sich inzwischen zu einem bedeutenden Markt für die Produkte und Dienste der Videospielindustrie entwickelt. Trotz der Tatsache, dass die Debatte um gewalthaltige Spiele noch immer die Medienberichterstattung beherrscht, weist die große Mehrheit der Games ein familientaugliches Altersfreigabe-Rating auf”, gibt Walsh abschließend zu bedenken.

Quelle: Pressetext.at

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