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Eintrittstesten wird Bürgerpflicht

Wöchentlicher Blog von Johannes Huber.
Wöchentlicher Blog von Johannes Huber. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Gastkommentar von Johannes Huber. Mehr denn je ist in den kommenden Monaten jeder auch für seine Mitmenschen verantwortlich.

Der Unterschied zwischen Freitesten und Eintrittstesten ist größer als zwischen „Raider“ und „Twix“ bzw. als er von Vertretern der Regierungsparteien dargestellt wird: Beim Schokoriegel ist vor 30 Jahren nur der Name geändert worden. Beim Testen geht es um viel mehr. Aber klar, darüber will man hinwegtäuschen, würde damit doch auch das Eingeständnis einhergehen, dass das Freitesten eine Schnapsidee war.

Ursprünglich geplant war, den harten Lockdown mit kommender Woche auslaufen zu lassen. Aber eben nur für diejenigen, die sich einem Test unterziehen. Sofern sie zu einem negativen Ergebnis gekommen wären, hätten sie nach einer langen Zeit voller Entbehrungen ab 18. Jänner wieder Lokale und Konzerte besuchen dürfen. 

SPÖ, FPÖ und Neos hätten sich diesem Freitesten auf parlamentarischer Ebene in den Weg gestellt und so haben ÖVP und Grüne letzten Endes darauf verzichtet. Zum Glück: Es wäre verantwortungslos und lächerlich gewesen. Verantwortungslos, weil Österreich noch immer viel zu viele Neuinfektionen verzeichnet. Und zumal ein Test immer nur eine Momentaufnahme darstellt, wäre das potenziell auf ein Programm zur Herbeiführung einer weiteren Welle hinausgelaufen.

Lächerlich wäre die Geschichte wiederum aus diesem Grund gewesen: Seit Anfang November sind Bars und Restaurants geschlossen. Laut ursprünglichem Regierungsplan hätten sie Ende Jänner in jedem Fall wieder öffnen sollen; und zwar für alle. Mit dem Freitesten hätte man sich also nur einen kleinen Vorteil für ein paar Tage verschafft.

Sogenanntes Eintrittstesten kann dagegen vernünftig sein, ja ein Pflichtprogramm werden. Voraussetzung: Man beginnt erst dann damit, wenn sich das Infektionsgeschehen auf ein Maß beruhigt hat, das etwa deutschen Kriterien entspricht. Demnach muss die Zahl der neuen Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche auf weniger als 50 sinken. Vor Februar wird es hierzulande kaum dazu kommen; leider. So lange zuzuwarten wäre jedoch vernünftig, weil sonst eben bald wieder ein Lockdown drohen würde.

Wie auch immer: Ganz wegbringen lässt sich das Virus wohl nie mehr. Und bis genug Leute geimpft sind, wird es auch noch dauern. Diese Zeit kann vernünftigerweise nur so überbrückt werden, dass sich jeder einem Test unterzieht, ehe er andere Menschen trifft oder mit vielen weiteren in einem Wirtshaus oder einem Konzert zusammensitzt.

Dazu sollte gar kein Gesetz notwendig sein, das gebieten vielmehr Vernunft und Verantwortungsbewusstsein. Gegenüber sich selbst, aber auch der Gesellschaft. Die Schäden, die diese Pandemie bereits hervorgerufen hat, sind schon viel zu groß.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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