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Einmal Afrika und zurück

Auf viel Neues freuen sich Herbert und Waltraud Winsauer.
Auf viel Neues freuen sich Herbert und Waltraud Winsauer. ©Karin Lässer/Privat
Jahre in Namibia

Rechtzeitig zum 60. Hochzeitstag am 24. Februar schafften es Waltraud und Herbert Winsauer zurück nach Dornbirn. In 116 Kisten und Schachteln verpackt brachten sie 56 Jahre Erinnerungen aus ihrer zweiten Heimat, Windhoek in Namibia/Afrika, mit. Kiste um Kiste wird nun ausgepackt, um in der neuen Wohnung einen passenden Platz für jedes einzelne mitgebrachte Stück zu finden.
Politisch unruhige Zeiten und die Gefahr eines Atomkrieges waren der Auslöser, für die Familiengründung ein sicheres Land zu suchen. Die Wahl fiel schlussendlich auf Südafrika und von dort reiste der Bautechniker Herbert Winsauer nach Südwestafrika, wie Namibia damals hieß.
Schmunzelnd erinnert er sich, dass er sechs Tagen mit der Eisenbahn unterwegs war, inklusive Panne wegen der Unterspülung der Schienen. Seine erste Wohnung war mehr schlecht als recht und auf der Toilette, die etwa 50 Schritt vom Haus entfernt war, begrüßte ihn eine südwestafrikanische Korallenkobra. Windhoek war damals ein verschlafenes Städtchen mit nur einer geteerten Straße und es fehlte an Schulen, Wohnungen, Krankenhäusern, Verwaltungsgebäuden und Wasserauffangdämmen zur Sicherung von Nutzwasser. Herbert Winsauer empfindet es heute als große Genugtuung, an der Entwicklung dieses großartigen Landes mitgewirkt zu haben. Inzwischen verfügt Windhoek und das ganze Land über ein gutes Straßennetz, womit die wirtschaftliche Erschließung ermöglicht wurde. Windhoek genießt heute den Ruf, die sauberste und bestorganisierte Stadt auf dem afrikanischen Kontinent zu sein.
Heimweh reist mit
Waltraud Winsauer reiste neun Monate nach ihrem Mann per Flugzeug nach Namibia und war überrascht und zugleich erleichtert, dass in der ehemaligen auch deutschen Kolonie Deutsch gesprochen wurde. Das Klima war heiß, Regen spärlich und Ausflüge mit dem Fahrrad endeten mit Plattfüßen, denn überall wuchsen Dornen und man musste sich vor wilden Tieren, die auf der Jagd waren, in acht nehmen. Grandios war die Landschaft. Sanfte Hügel und eine spitze Erhöhungen, die mit viel Fantasie auch an den First über Dornbirn erinnerte und das Heimweh linderte, trockene Wüstenstriche, Steppen und eine grandiose Tierwelt begeisterten die Naturliebhaber.
Die Geburten der beiden Söhne, Guntram und Arnulf, stellten neue Herausforderungen an das Paar. Die erste bescheidene Wohnung wurde durch ein großes lichtdurchflutetes Haus mit annähernd 4000 Quadratmetern Grund ersetzt und an heißen Tagen fand man Abkühlung im Swimmingpool. Ein Fotogeschäft wurde gekauft und ein Farbbildlabor eingerichtet, denn Farbbilder wurden in Südafrika entwickelt und es dauerte Woche bis sie fertig waren. Viele Jahre belieferte die ausgebildete Fotografin Waltraud und der Hobbyfotograf Herbert ganz Namibia prompt mit Qualitätsfarbbildern. Der rasante technische Fortschritt und der Einsatz von Automaten zur Bildherstellung zwang das Paar dann allerdings zur Aufgabe des Geschäftes. Herbert Winsauer kehrte zurück an sein Reißbrett und arbeitete bis zum 71. Lebensjahr in einer Architekturfirma. Die Söhne erhielten eine gute Ausbildung in Windhoek und Österreich und anstelle eines Motorradfüherscheins durften beide den Pilotenschein machen, was vorteilhafter in einem so riesigen Land war und die Eltern ruhiger schlafen ließ. Guntram lebt heute in Dornbirn, Flugkapitän Arnulf ist in Namibia geblieben.
Zeit zurückzukehren
Nach der Unabhängigkeit 1990 gab es immer mehr Kriminalität im Land auf Kosten der persönlichen Sicherheit, auch wirtschaftlich ging es bergab. Doch dauerte es noch einmal 20 Jahre, bis sich Waltraud und Herbert Winsauer endgültig entschlossen, in die Heimat zurückzukehren. Viele Vorbereitungen waren zu treffen und Abschied von Freunden und Bekannten zu nehmen. Eine Wohnung, die den Bedürfnissen entsprach wurde gefunden, Kisten gepackt und schweren Herzens auf den tropentauglichen Flügel verzichtet. Seit Juli 2010 fühlen sie sich in der Moosmahdstraße – natürlich mit Blick auf den First – wohl und genießen die Ruhe und Sicherheit im Ländle. Durch weise Ernährung, Gymnastik und viel Bewegung wird auf die Gesundheit geachtet, zahlreiche Kontakte werden gepflegt und sich mit den mannigfaltigen Veränderungen im Ländle vertraut gemacht. Und es gibt noch viel zu tun, gehen beide voller Tatkraft in den neuen Lebensabschnitt, reich an Lebenserfahrung und erweitertem Horizont durch viele glückliche Jahre in einem wunderschönen Land.

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