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Ein Monatsgehalt für eine Nacht: Hotel Mönchstein trotzt der Krise

Das Hotel Mönchstein am Mönchsberg.
Das Hotel Mönchstein am Mönchsberg. ©APA/Barbara Gindl
1.450 Euro kostet eine Nacht in der Maria-Theresa-Suite im Fünf-Sterne-Hotel Mönchstein in der Stadt Salzburg. Die Gäste bleiben deshalb aber nicht aus. Sogar Tom Cruise genoss schon den Luxus am Mönchsberg.
Hotel Mönchstein

Im feudalen Doppelbett unter Seidentapeten, Murano-Luster und einem imposanten Ölgemälde: Die kaiserliche Namenspatin wacht persönlich über den Schlaf der Gäste. Alleine das Badezimmer in Calacata-Marmor hat die Größe einer kleinen Mietwohnung. Tom Cruise wohnte hier, als er in Salzburg drehte. “Dazu kommt eine Aussicht wie für einen Feldherr”, sagt Samantha Teufel, die Direktorin des Hauses. Wem das noch nicht reicht: Die Suite lässt sich um einen neugotischen Salon erweitern. Dann legt man allerdings noch einmal 500 Euro pro Nacht drauf.

Mitten auf dem Mönchsberg thront eines von zwei Salzburger Hotels der Fünfsterne-Superior-Kategorie: Das Mönchstein. Ein verwinkeltes Märchenschloss mit engen Gängen, Türmen und Erkern, umgeben von einem ruhigen, 14.000 Quadratmeter großen Park. Im Jahr 1350 wurde das Haus erstmals erwähnt, heute verteilen sich die 24 Hotelzimmer über gleich sieben Etagen.

Trotz Wirtschaftskrise ausgebucht

Die alten Mauern trotzen der Wirtschaftskrise, gerade jetzt zur Festspielzeit: Das Haus gilt als weitgehend ausgebucht. Während über das Jahr die Gäste vor allem aus dem englischsprachigen und asiatischen Raum kommen, gehört das Mönchstein im Sommer den Österreichern, Deutschen und Schweizern. “Ein kulturell sehr versiertes Publikum”, betont Teufel: Industrielle, Wirtschaftsbosse, Mäzene, manchmal auch Festspiel-Stars, soviel ist zu erfahren. Doch wer genau kommt und schon im Haus residiert hat, darüber schweigt die Direktorin. “Es ist Firmenpolitik, das nicht zu kommunizieren”, sagt sie knapp. “Wir setzen einfach nicht auf Celebrity und News.” Im Haus finden sich zumindest dezente Hinweise auf berühmte Gäste: In der Bar hat sich Placido Domingo auf einem Tristan und Isolde-Plakat mit einer Unterschrift verewigt.

Gäste schätzen Bodenständigkeit

“Mit Beginn der Festspiele hat die Stadt eine andere Energie. Die Menschen sind flexibler, Salzburg ist sehr gastfreundlich, ein Tüpferl mehr noch als sonst”, erzählt Teufel. Gute Häuer gebe es viele: Trumpf des Mönchstein sei vor allem die private Atmosphäre, die Herzlichkeit des Personals und das Bemühen, alles möglich zu machen. “Und wir sind am Boden geblieben, nicht abgehoben, das wissen und schätzen die Gäste.”

Zweifelsohne ist dabei gute Vorbereitung wichtig: “Bei einem Stammgast wissen wir, was er mag, was nicht. Ob er eine Lebensmittelallergie hat, oder vielleicht keinen Schnittlauch isst. Darauf muss ich die Küche rechtzeitig einstellen”, erzählt Wolfgang Holzinger, der Maitre d’hotel. “Wenn der Gast zum ersten Mal frühstücken kommt, müssen die Mitarbeiter nicht nur wissen, wer er ist, sondern auch was er mag.”

Kleinstes Restaurant der Welt in Turmspitze

Für Schlossherrn-Feeling sorgen nicht nur ein gotischer Salon und die Schlosskapelle aus 1550. Ganz oben, am höchsten Punkt gut 50 Meter über dem Boden, schwebt in der Turmspitze das kleinste Restaurant der Welt. Im 17. Jahrhundert befand sich hier eine astronomische Beobachtungsstation, bis vor wenigen Jahren eine Hochzeitssuite: “Mit der Eigenheit, kein Doppelbett, sondern zwei Einzelbetten zu haben”, erinnert sich Teufel. Heute können hier bis zu vier Personen speisen: “Die obersten zwei Stockwerke muss jeder zu Fuß gehen, egal ob Gast oder Kellner.”

Seit 2005 gehört das Hotel dem deutschen Lebensmittelindustriellen Hans Peter-Wild, selbst ein Stammgast im Haus. Seine Unternehmen bringen etwa die Limonaden Capri-Sonne oder Libella auf den Markt. Vor vier Jahren wurde aufwendig ein Wellness-Bereich in den Fels getrieben. Vorher gab es weder Sauna noch Dampfbad. Alte Bauten haben Grenzen, auch des Denkmalschutzes wegen. Einem Swimmingpool gibt es darum im ganzen Schloss keinen.

„Nein“ sagt man nie zu einem Gast

Egal ob der Wasserhahn tropft, die Heizung leckt, das Auto eines Gastes gewaschen werden muss oder beim Servieren einmal Engpass beim Personal besteht: “Bata” ist immer zur Stelle. “Es gibt für fast jedes Problem ein Lösung”, sagt Bratislav Dimitrijevic. Seit 25 Jahren arbeitet der Haustechniker im Mönchstein – und hielt von Anfang an einem zweiten Credo fest: “Nein, das sagt man nie zu einem Gast.

Kein Nein, wenn ein Gast einmal auf seine Lieblingssorte Wodka besteht, die extra von einem Spirituosenspezialisten aus Wien geholt werden muss. Kein Nein, wenn Gäste die Frottee-Bettwäsche in einer ganz bestimmten Stärke haben wollen. Und auch kein Nein, als es einem Gast unter höchster Anstrengung einmal nicht gelang, das enge Abendkleid seiner Frau zu schließen. Bata eilte schließlich zu Hilfe. “Da habe ich mehr geschwitzt als bei einer Stunde Gartenarbeit”, schmunzelt er.

Luxus für alle machbar

Der Umgang mit finanziell potenten Gästen macht den Haustechniker nicht übermäßig nervös: “Für mich ist er ein Gast, egal ob er Millionen am Konto hat oder sich das Geld für zwei Nächte zusammengespart hat.” Auch Hotelchefin Teufel sieht das ähnlich. “Luxus ist bei uns für jeden machbar, unabhängig von seinem Beruf. Es ist nur die Frage, ob er sich das leisten will.” Service am Gast hat mitunter viel mit Erfindungsreichtum und Kreativität zu tun: Als vor Jahren, noch vor Teufels Zeit als Direktorin, einmal das Schloss zu einer Suite klemmte, und sich die Türe weder von außen noch von innen öffnen ließ, holte Bata die Gäste in Abendgarderobe kurzerhand mit einer langen Leiter aus dem Zimmer, damit diese rechtzeitig zur Festspiel-Vorstellung kommen. (APA)

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