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Ein Glas Wasser dazu, aber bitte gratis

Die Hitze erdrückt, der Schweiß trieft. Der Flüssigkeitsverlust ist enorm. "Darf es auch etwas kosten?" - Ja, sagen die Vorarlberger, wenn sie nur Wasser konsumieren.

Die Hitze erdrückt, der Schweiß trieft. Der Flüssigkeitsverlust ist enorm. Abkühlung und Ausgleich bringt Wasser – von außen wie auch innen. Und spätestens seit Gesundheits- und Wellnessgurus das flüssige Elixier als ultimative Indikation preisen, ist purer Wasserkonsum in aller Munde.

„Wer Wasser trinkt, lebt gesünder“, weisen jüngste Studien gar auf ein vermindertes Krankheitsrisiko hin. Wen wundert’s da, dass das Getränk Wasser nicht nur in den eigenen vier Wänden oder im Büro, sondern auch in der Gastronomie immer gefragter wird. Die Folge: Zählten noch vor kurzem Lokale, in denen für das Elixier Bares verlangt wurde, zur Minderheit, taucht heute auf Vorarlbergs Getränkekarten Wasser vermehrt als zu zahlende Flüssigkeit auf.

Was etwa auch im Restaurant des Dornbirner Möbelhauses KIKA Gültigkeit hat. Der Pächter Bertram Konzett galt bereits vor drei Jahren als „Negativ-Vorreiter“, erstellte Vorarlbergs erste „Wasserkarte“ mit elf verschiedenen Sorten und kassiert seither für den alleinigen Genuss. „Berechtigt“, verweist er auf seine niedere Preiskalkulation bei den Menüs. Gleichzeitig will der KIKA-Gastwirt aber auch seine Fixkosten – wie Personal, Pacht und Betriebsaufwand – abgedeckt wissen. Einer Argumentation, der offensichtlich seine Gäste folgen können. Denn Beschwerden gibt es, laut Konzett, selten mehr. Gerade auch, weil er für das Glas Wasser als Hauptgetränk 90 Cent verlangt, als Beigabe zum Kaffee & Co hingegen nichts.

Dieselbe Handhabung hat sich auch Jürgen Zudrell vom Panoramagasthof auf dem Silbertaler Kristberg angeeignet. Vor zwei Jahren belebte er das Gebirgsquellwasser nach der Methode von Johann Grander und konfrontierte seine Gäste mit dem Wasser-Glas-Preis von einem Euro. „Anfangs gab es schon Reklamationen. Doch unsere Mitarbeiter informierten über Art und Qualität und ernteten großteils Zustimmung“, spricht Zudrell heute von der Einsicht seiner Kunden für pures Wasser bezahlen zu müssen.

Unterstützung erhalten die Wasser verrechnenden Gastwirte von der Wirtschaftskammer. „Entscheidend ist nicht der Wareneinsatz, sondern die anfallenden Betriebskosten“, spricht Harald Furtner, Fachgruppe Gastronomie, von der eigentlichen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit für Wasser etwas zu verlangen. „Selbstverständlich“, empfiehlt er, „sollte Wasser als Beigabe-Getränk weiterhin kostenlos ausgegeben werden.“ Gänzlich gratis sollte der Konsum für Wasser hingegen aus Sicht des Präsidenten von Vorarlberg Tourismus sein und bleiben. Walter Lingg, selbst Gastwirt, sieht die Wasser-Gratisausgabe als „Zeichen der Gastfreundschaft“. Gleichzeitig weiß er um den Trend aus gesundheitlichen Aspekten. „Sollte es einmal soweit kommen, dass Wasser ausschließlich und in großen Mengen konsumiert wird, dann kann man über einen angemessenen Wasserpreis diskutieren“, sieht Lingg jedoch derzeit keinen Grund, für Wasser zu kassieren.

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