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Ein Catwalk im kulinarischen Sinn

Hohenems - Dass ein Küchenchef den Esstisch in den Mittelpunkt stellt, steht außer Frage. Dass er auf einen Catwalk mit Tassen und Teller für Showtime sorgt, ist jedoch einzigartig.
Ein Hang zum ganz Besonderen
Grafik: Grundriss Obergeschoss

Wenn man wie Bewohner Florian im Nachnamen Meister heißt, muss man noch lange kein Meister sein. Schon gar nicht Baumeister. Dennoch schlüpft man bei der Verwirklichung seines Traumhauses nur allzuschnell in die Rolle des planenden Handwerkers. Weil jedoch die Ansprüche an die eigenen vier Wände hoch und die Erfahrungen mehr oder weniger Null sind, ist Bauherr sein kein leichter Job. Und so dauerte bei Florian Meister und Michael Pansi die Planung satte vier Jahre. „Also vom ersten Gedanken bis zum Haus“, stellt der 29-jährige Systemadministrator klar. Hinzu kommt noch, dass die beiden in Sachen Bauchentscheidungen eher zurückhaltend sind. „Es dauert, bis wir uns entscheiden“,gibt der Oberösterreicher zu. „Gut Ding braucht Weile“ oder „was lange währt, wird endlich gut“, lautet das Motto.

Trotzdem sind der Küchenchef und der EDV‘ler im Jänner dieses Jahres in ihr Eigenheim eingezogen. Und es ist ein Schmuckstück geworden, dass den Besuchern vor lauter Staunen der Mund offen bleibt. Macht nichts, denn für Gäste wird groß aufgetischt. Kein Wunder also, dass der Esstisch viel mehr ein Catwalk der kulinarischen Sinne ist. Er stellt nämlich die Verlängerung des auf höherem Niveau liegenden Küchenbereich und dem Esszimmer dar. Der Loftcharakter, der sich aus dem bis in den Giebel offenen Dachraumes ergibt, ist unverkennbar. Bewusst wurde der statisch notwendige Stützträger als Bühnenelement in Szene gesetzt. Scheinwerfer sorgen optisch für großes Theater. Im Scheinwerferlicht stehen jedoch vielmehr die LED-Bänder in den Schattenfugen, die mit 16 Millionen verschiedenen Farben bei jeder Stimmung den richtigen Ton treffen. Eine ganz andere Wellenlänge nimmt da die Wohnzimmerwand ein, die ganz in Gold erstrahlt. Stucco Pompeji nennt sich die Technik aus der Antike, die im moderen Ambiente große Wirkung erzielt.

Apropos Wellenlänge: Die wechselte während der Bauphase auch, was das Radio hören betrifft. „Ich bin von FM4 auf Ö1 umgestiegen“, erzählt Meister lachend und sieht die anstrengende Bauzeit heute auch ein bisschen selbstkritisch. „Ich habe mir viel zu viele Gedanke gemacht und mich damit selbst gestresst“, ist er ehrlich. Außerdem haben die beiden auch Eigenleistung in ihr Haus investiert wie die Elektroinstallationen selbst ausgeführt oder auch die Dämmung. Ein kleines Highlight steht jedoch noch vor der Umsetzung: nämlich das Heimkino. Das haben die beiden Film- und Musikfans im Keller geplant. Die Klappstühle, die sie bei der Auflassung eines Tiroler Kinos erwarben, wurden bereits angeliefert. Und der Platz für die Popkornmaschine ist ebenso eingeplant. Man muss nicht Meister heißen um Meister zu sein. Ein bisschen sind sie es jedoch schon. Jedenfalls was die Kreativität betrifft. Da haben die beiden wahrlich mit ein Befähigungszeugnis erworben. Das sieht man auf den ersten Blick.

DATEN & FAKTEN

Einfamilienhaus in Hohenems,
Florian Meister und Michael Pansi

Wohnfläche: 130 m²

Wohnfläche gesamt: 703 m²

Architektur: DI Daniel Ebenkofler

Bauunternehmen: Swisshaus

Bauleitung: Sven Priller von Swisshaus

Planungszeit: 4 Jahre (vom ersten Gedanke bis zum Haus)

Baubeginn: April 2010

Einzug: Jänner 2011

Energie: Gasheizung und Kaminofen mit Lehmputz

Konstruktion: Es handelt sich um einen zweigeschossigen Massivbau. Durch die Hanglage ergab sich die Zimmerverteilung. So befinden sich die Schlafräume im Erdgeschoss und der Wohnbereich im Obergeschoss. Der Zugang zur Terrasse ist dennoch ebenerdig. Der Grossraumcharakter wurde durch den zusätzlich offenen Dachraum bis in die Dachschrägen bzw. Giebel verstärkt. Das Obergeschoss bekommt dadurch einen Loftcharakter. Das Niveau des Kochbereiches ist höher. Der Esstisch ist die Verlängerung und wirkt wie ein Catwalk für die kulinarischen Sinne. Eine weitere Besonderheit ist der fließende Übergang von Bad- und Schlafzimmer. Es gibt also keine Wände und Türen dazwischen. Im Keller wurde neben zwei kleinen ein großer Raum konzipiert, der dann als Heimkino ausgebaut wird.

(Leben & Wohnen)

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