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Ehepaar in Wien-Donaustadt getötet: 29-Jähriger ist "reisender Serientäter"

In diesem Haus in Donaustadt geschah die Bluttat
In diesem Haus in Donaustadt geschah die Bluttat ©LPD Wien
Die tödliche Bluttat an einem Ehepaar vom Mai in Wien-Donaustadt ist geklärt: Ein 29 Jahre alter Mann hat die Tat gestanden. In der Einvernahme durch Ermittler des Landeskriminalamtes Wien gab der am 8. Juni in Düsseldorf festgenommene Mann auch einen Mord in Schweden zu.
Tatort und Tatwaffe
Täter wird ausgeliefert
Mordverdacht in Schweden
Tod durch Erschlagen
Ehepaar tot gefunden
Am Tatort in Donaustadt


Bei dem 29-jährigen Polen handelt es sich um “einen Reisenden in Sachen Mord, Gewalt und Einbruch”, sagte Oberst Gerhard Haimeder bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Zwei Tage zuvor erfolgte die “Übergabe des reisenden Serientäters an der Grenze zu Österreich”, sagte der stellvertretende Leiter des Wiener Landeskriminalamtes, Michael Mimra. Anschließend wurde der Verdächtige ans Landeskriminalamt überstellt, wo er eine Art Lebensbeichte ablegte.

“Innere Stimme” befahl Tötung von Ehepaar

In seiner Einvernahme gestand der Beschuldigte, am 19. Mai das ältere Ehepaar in der Böckingstraße im Donaustädter Bezirksteil Aspern ermordet zu haben. Dies habe ihm eine “innere Stimme befohlen”, rechtfertigte sich der 29-Jährige gegenüber den Ermittlern. Vor der Tat habe der aus Opole stammende Mann bereits zwei Tage in einem Gebüsch verbracht und das nächstgelegene Haus ausgespäht, nachdem er mit dem Fahrrad von Tschechien nach Wien gekommen war. Dann trieben ihn Hunger und das Bedürfnis, sich zu waschen, auf das Grundstück, erklärte der Mann den Ermittlern. Im Innenhof habe er sich dann Polster von der Veranda genommen und sich hingelegt, schilderte Chefinspektor Helmut Fischer aus der Einvernahme.

Brutale Bluttat in Wien-Donaustadt

Als es im Haus ruhig wurde, habe er einen Schuppen im Garten aufgebrochen und damit das Ehepaar geweckt. Erst wollte der Pole eigenen Angaben zufolge flüchten, stieß jedoch auf den 75-jährigen Mann, der gebückt vor ihm stand. Da sei ihm “eingeschossen, ihn jetzt zu töten”, gab der Mann an. Ein langes Messer trug er bei sich, er sagte aus, “sich nur mit Messer wohl zu fühlen”, erklärte Chefinspektor Ewald Schneider.

Der 74-jährigen Ehefrau schlug der 29-Jährige dann so stark ins Gesicht, dass Joch- und Nasenbein brachen, ebenso wie die Zahnprothese der Frau. Mit massiver Gewalt wurden die Opfer getötet, beide erlitten zahlreiche Stiche in Hals- und Schulterbereich. Mit brauner Holzlasur aus dem Gartenschuppen schrieb der Pole auf die Pensionistin dann noch großflächig von Schultern bis zu den Beinen das Wort “Tantal”, erklärte Fischer. Dies hätte ihm die Stimme befohlen, erklärte der Verdächtige. Diese würde “seinen Körper auch in zwei Hälften teilen”, sagte der Mann in seiner Einvernahme.

Bezug zur griechischen Mythologie

Seine Mutter wiederum hatte gegenüber polnischer Behörden angegeben, dass sich ihr Sohn bereits in seiner Jugend mit griechischer Mythologie beschäftigt hätte. Tantalus bezeichnet eine Figur aus der griechischen Mythologie in lateinischer Schreibweise. Jedenfalls werden sich noch “mehrere Psychologen” mit dem Verdächtigen beschäftigen, sagte Schneider.

Nach der Tat hielt sich der Mann noch länger im Haus des Paares auf, wusch seine Wäsche und hängte sie zum Trocknen auf, bediente sich im Kühlschrank, sah sich Fotos an, kleidete sich in Gewand der Opfer, stahl Schmuck. Er fuhr schließlich mit dem Auto des Paares davon und behob in Raasdorf (Bezirk Gänserndorf) mit der gestohlenen Bankomatkarte der Frau Geld, ehe er mit dem Zug weiter nach Znaim und dann nach Deutschland flüchtete. Am 21. Mai entdeckte der Sohn des Paares die Leichen seiner Eltern. Das Tatmesser, das aus einem Einbruch in Tschechien stammen soll, lag neben der Frau.

Rückmeldung aus Schweden – DNA-Treffer

Aufgrund des “markanten Tatortes” wurde der Modus von den Wiener Ermittlern weltweit ausgeschickt. Aus Schweden gab es dann die Rückmeldung, dass in Göteborg ein Pensionist erstochen wurde, erläuterte Fischer. Dort sei mit dem Blut des Opfers auf die Leiche ebenfalls “Tantal” geschrieben worden. Sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland war die DNA des Verdächtigen gespeichert. In den Niederlanden sei der Mann bereits wegen eines “schweren Verletzungsdeliktes” im Gefängnis gesessen, sagte Schneider. In Deutschland sei die DNA nach einem Einbruch in ein Haus gespeichert worden. Auch in seinem Heimatland saß der 29-Jährige bereits mehrfach wegen Einbruchs- und Gewaltdelikten im Gefängnis.

Die meisten Informationen zur Person habe der Pole selbst in seiner Einvernahme gegeben. Demnach sei er schon als Zwölfjähriger als Teil einer Jugendbande an Raubüberfällen beteiligt gewesen, ehe er seine eigene Bande gründete. Auch habe er immer wieder Drogen konsumiert und damit gedealt. Eine Lehre brach er nach lediglich sieben Jahren Schule rasch ab und begab sich erstmals auf Reisen in Nordeuropa, schilderte der Verdächtige den Ermittlern. Die Reisetätigkeiten intensivierte er im Jahr 2008.

Kriminelle Vergangenheit des 29-Jährigen

Eine eigene Wohnung und Gelegenheitsjobs habe er nur einmal in England gehabt, ansonsten schlug er sich mit Diebstählen und Einbrüchen durch. Teilweise lebte er auch mehrere Wochen in fremden Häusern. 2011 und 2012 war der Pole eigenen Angaben zufolge bereits erstmals in Österreich, sagte Schneider. Der 29-Jährige reiste über Wien in den Westen. Einbrüche soll er unter anderem in Salzburg, Bischofshofen, Graz und Arnoldstein verübt haben. Zudem steht der 29-Jährige im Verdacht, im April 2012 in Salzburg einen Mordversuch verübt zu haben. Damals soll er gemeinsam mit einer Frau, die dem Rotlichtmilieu zuzuordnen ist, einen Ladendiebstahl begangen haben. Als der Geschäftsbesitzer das Paar verfolgte, habe der Pole ein Messer aus seinem Rucksack gezogen und auf den Mann eingestochen, erläuterte Schneider.

Mehrere Delikte des Polen

Nun werde noch überprüft, ob der Pole weitere Delikte verübt hat. Noch in Abklärung sei man auch mit den Behörden in Schweden bezüglich des Mordes in Göteborg, sagten die Ermittler. In Wien jedenfalls seien “seit 2010 alle Morddelikte geklärt”, sagte Mimra. Damit sei man “europaweit als Hauptstadt führend”.

(apa/red)

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