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Edel-Bagatelle mit Drachen: "Irmingard" in Salzburg uraufgeführt

"Jungs, macht doch mal was für Salzburg, und macht mir bitte eine schöne Oper". So soll sich der Kompositionsauftrag angehört haben, den der Salzburger Festspiel-Intendant Jürgen Flimm an das sieben-köpfige Blechbläserensemble Mnozil Brass und Autor Bernd Jeschek vergeben hat.

Sonntagabend wurde sie im Republic uraufgeführt, diese schöne Oper für Salzburg. Und sie hat glucksendes Vergnügen bereitet. Zumindest allen, die sich mit harmlos gutem Witz zufriedengegeben haben.

Sieben heiratswillige Prinzen gibt es in dieser Quasi-Oper, sechs Baronessen und eine grantig-unsympathische Prinzessin. Der Kaiser kommt auch vor, weil er einen Thronfolger braucht. Den soll Irmingard beschaffen, aber die ist so verkorkst, dass selbst Amors Pfeile nicht mehr reichen. Also greift der Gott zu Maschinengewehr, Kanonenkugel und Handgranate. Gegen den Drachen aber hilft selbst das nicht mehr, da müssen die Prinzen schon selbst ran. Denn die Bestie kann nur mit Musik eingelullt werden. Zum Glück ist das Viech ein Freund der Blasmusik.

So simpel wie das klingt, so simpel ist es auch. Bernd Jeschek hat die Rahmenhandlung allerdings in recht witzige Reime gefasst und auf Lokalkolorit nicht verzichtet, was sich den Zuschauern in Berlin und der Ruhrtriennale, wo “Irmingard” ja koproduziert wurde, wohl weniger leicht erschließen dürfte. Aber die Stärke dieser Produktion liegt ohnehin nicht in Text und Geschichte. Sondern im Witz und im Charme der Musiker auf der Bühne.

Die Sieben von Mnozil Brass blödeln und tanzen und blasen fantastisch in Tuba, zwei Posaunen, ein Flügelhorn und drei Trompeten. Und sie singen. Das allerdings weniger gut. Witzig zwar, und man drückt eh beide Augen zu. Aber zwei Stunden sind schon lang für wirklich schlechte Stimmen. Dramaturgisch funktioniert das alles recht gut, Jeschek hat für Tempo ohne Löcher gesorgt. Musikalisch ist die Mnozil-Brass-Performance – von wohl premierenbedingten Kieksern am Anfang abgesehen – auf höchstem Bläser-Niveau, was von diesem weltweit erfolgreichen Ensemble auch erwartet werden durfte.

In ihren früheren, überwiegend auf die Musik selbst fokussierten Bühnenshows hören sich die sieben Musiker allerdings freier an, der musikalische Varianten-Reichtum ist in “Irmingard” deutlich kleiner. Hier sind es doch sehr viele Fanfaren, Hymnen und andere klassisch österreichischen Blasmusik-Zitate, die ein wenig zu beengen scheinen. Alles in allem: Eine Bagatelle, wenn auch eine edle.

Bleibt die Frage, ob diese Form von musikalisch-szenischer Nobel-Blödlerei ins Opernprogramm der Salzburger Festspiele passt. Aber da die Ruhrtriennale (ab 15. September), das Burgtheater (ab 9. Oktober) und das Berliner Ensemble von Claus Peymann (Anfang 2009) das Stück nachspielen, liegt kein Grund gegen eine Uraufführung bei den Festspielen in Salzburg auf der Hand. Außer, dass eine Bagatelle im Programm bei aller Begeisterung auch eine logische Nebenwirkung hat: Sie bagatellisiert.

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