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Drogeninformation für türkische Eltern

In Bregenz wird in einem neuen Projekt türkischen Eltern Aufklärung über Art und Gefahren des Drogenkonsums angeboten.

Die Initiatoren freuen sich über das rege Interesse, weil der Anteil türkischer Kinder und Jugendlicher in dieser Gruppe ziemlich gleich hoch wie der der Österreicher ist.

Initiiert hat das Projekt das Jugendhaus Between in Kooperation mit dem sozialmedizinischen Dienst der Caritas und der Kriminalabteilung. Das Problembewusstsein der türkischen Bevölkerung ist durchaus vorhanden, wie der übervolle Vortragsraum in der Bregenzer Moschee am Sonntag Nachmittag bewies. Herbert Humpeler von der Bregenzer Kriminalabteilung informierte einleitend über Art der Drogen, deren Gefahren, wie erste Hilfe zu leisten ist und an welchen Symptomen Drogenkonsum zu erkennen ist. Den Eltern machte er klar, dass dem Problem mit Zwangsmaßnahmen nicht beizukommen sei. „Eine Therapie funktioniert nur, wenn sich der Patient aus eigener Einsicht freiwillig unterzieht.“ Wenn sich Rat suchende Eltern an die Polizei wenden möchten, rät er, vorerst keine Namen zu nennen, da er sonst zur Ermittlung gezwungen sei. Vielmehr empfiehlt er, Beratungsstellen aufzusuchen, die helfen können, ohne zu einer Anzeige verpflichtet zu sein.

Viele offene Fragen

Auf die Frage eines türkischen Vaters, ob es wahr sei, dass in Schulen Drogen verkauft werden, meinte Humpeler, „es gibt keine drogenfreie Schule, aber es gibt auch keine drogenverseuchte Schule.“ Am meisten interessierte die Türken, wie sie bei ihren Kindern präventiv wirken könnten. Caritas-Mitarbeiter Bernhard Gut verwies unmissverständlich auf die kulturell bedingten Erziehungsunterschiede. „Die Erziehungsmuster, die Sie zu Hause erlebten, sind hier bei Ihren Kindern nicht mehr zielführend.“ Eine türkische Mutter sah die Ursache der labilen Gefühlslage ihrer pubertierenden Kinder im Verlust selbstbewusster Identität. „Sie sind nicht mehr in der Türkei zu Hause, und der österreichischen Kultur gegenüber sind sie auch unsicher. Das macht sie vielleicht auch aggressiv.“

Gut hält daher den Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen türkischen und österreichischen Eltern für wichtig, um „die vorhandenen gemeinsamen Werte zu erkennen.“ Diese Kontaktaufnahme funktioniere schon viel besser, äußerte Mustafa Pacali vom türkischen Kulturverein Atib. Eine Informationsbroschüre in türkischer Sprache, in der alle Kontaktadressen von Ämtern und Beratungsstellen angeführt sind, wurde abschließend zur Verfügung gestellt.

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