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Drei Banküberfälle in einer Woche

Weil er im vergangenen Sommer in Wien innerhalb einer Wochen drei Banken überfallen hatte, musste sich am Mittwoch ein 38-jähriger Mann vor einem Geschworenensenat im Straflandesgericht verantworten.

Dass der Angeklagte „Gerichtserfahrung“ hat, stellte er zu Beginn nachdrücklich unter Beweis: Auf Bitte von Richterin Brigitte Zeilinger, er möge laut und deutlich sprechen, beugte er sich in Richtung Mikrofon und rief: „Sprechprobe!“

Jugend schützt vor Strafe nicht

Man schrieb das Jahr 1994, als der Mann gemeinsam mit einem Komplizen in der Bundeshauptstadt fünf Banken und zwei Trafiken ausraubte. Das brachte ihm ein erstes Strafverfahren und acht Jahre Haft ein. „Frau Doktor, damals war ich etwas jünger“, rechtfertigte er nun der Richterin gegenüber sein getrübtes Vorleben mit jugendlichem Leichtsinn.

Nach seiner Entlassung schien die Resozialisierung zunächst zu glücken. Der Mann verliebte sich, heiratete, fand einen Job, zunächst als Friseur und Botenfahrer. Zuletzt war er in einem Krankenhaus als Spitalhelfer beschäftigt.

Banküberfälle zur Schuldentilgung

Allerdings hatte er große finanzielle Probleme, die vor allem aus seiner Vergangenheit resultierten: Die seinerzeit überfallenen Banken begehrten die Rückzahlung der damaligen Beute. Also entschloss sich der 38-Jährige, zur Begleichung seiner Verbindlichkeiten neuerlich eine Bankraub-Serie zu starten. „Mir hat das damals eigentlich gereicht. Aber es waren so viele Schulden“, machte er vor den Geschworenen geltend.

Der erste Raub ging am 20. Juni 2005 in einer Bank Austria-Filiale in Ottakring über die Bühne. „Es war ein riesengroßer Kassenbereich, Feng Shui-mäßig eingerichtet“, erinnerte sich der Angeklagte. Die Beute war mit 151,7 Euro weniger beeindruckend: „Die Laden sind nicht aufgegangen. In der Frustration habe ich halt die Münzen mitgenommen.“

Drei Tage später griff der Mann neuerlich zu einer Gaspistole, setzte sich eine Clownmaske auf und marschierte damit in eine Erste-Zweigstelle in Hietzing: „Ich hätte 100.000, 150.000 Euro benötigt. Zwangsläufig habe ich mich daher für eine zweite Bank entschieden.“ Diesmal wechselten immerhin 23.000 Euro den Besitzer. Der Täter rückte trotzdem nicht von seinen Wunschvorstellungen ab und trat daher am 27. Juni in einer Volksbank-Filiale in Mariahilf in Erscheinung.

Passant verständigte die Polizei

„Ich hab nicht versucht, den Machatschek zu spielen. Ich wollte das Geld und aus“, erzählte er dem Gericht. Mit 32.000 Euro in der Tasche lief er davon. Einem Passanten, den er anrempelte, kam der auffallend dick angezogene Mann – er hatte sich zur Verschleierung seines Äußeren mehrere Schichten Gewand angezogen – allerdings seltsam vor. Das Thermometer zeigte an jenem Tag über 30 Grad an. Der beherzte Hobbysportler nahm die Verfolgung auf und verständigte über sein Mobiltelefon die Polizei, die den Bankräuber in einem nahe gelegenen Innenhof festnehmen konnte.

„Ich wäre über den Berg gewesen“, bedauerte der Angeklagte, jetzt für einige Zeit nicht mehr für seine Frau und das gemeinsame Kind da sein zu können. Mit der Urteilsverkündung ist vor 15.00 Uhr zu rechnen.

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