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Doping-Prozess: Walter Mayer sieht "lauter Lügen"

Walter Mayer, der von 1999 bis 2006 führender Betreuer in Langlauf und Biathlon im Österreichischen Skiverband (ÖSV) war, sieht sich im laufenden Doping-Prozess im Landesgericht Wien als Opfer einer großen Intrige.
"Absolut nicht schuldig"
Mayer vor Gericht
Doping-Prozess gegen ÖSV-Betreuer Walter Mayer
Rückblick: Walter Mayer verhaftet

Bei seiner Einvernahme am Mittwoch sprach der 54-jährige Salzburger von “lauter Lügen” der Mitangeklagten und bezeichnete die Soko Doping, die er der Fälschung eines Beschuldigtenprotokolls bezichtigte, als “korrupt”.

“Es gibt wenige Menschen, die mit Vorurteilen so belastet sind wie ich”, gab Walter Mayer zu Beginn seiner Befragung durch Richterin Katharina Lewy an. Deshalb sei es wichtig, dass sie ihn als Menschen besser kennenlerne. Es folgten zweieinhalb Stunden mit teilweise sehr langen Ausführungen und Monologen, mit denen Mayer seine Unschuld beweisen wollte, denn er habe nie etwas mit Doping zu tun gehabt, “nie damit gehandelt oder es weitergegeben”.

Mayer verwies auf kriminelle Vergangeheit von Mitverdächtigem

Die Glaubwürdigkeit des mitangeklagten Dachdeckers Karl Heinz R. versuchte er zu erschüttern, indem er auf dessen kriminelle Vergangenheit verwies. Den 42-Jährigen habe er erst im Sommer 2005 auf Empfehlung eines Freundes persönlich kennengelernt, weil er einen guten Dachdecker für eine Baustelle benötigt habe. “Freund war er aber sicher keiner von mir”, erklärte Mayer.

Er habe R. auch nur dreimal zu Hause besucht. “Am 1.4.2008, als ich eine Katze holte, und am 12.4.2008, als ich die zweite Katze holte”, sagte Mayer. Das dritte Mal sei dann “in Klagenfurt” gewesen. “Ich habe nur die Katzen abgeholt”, betonte der Ex-ÖSV-Coach. Um Dopingmittel sei es bei diesen Besuchen nie gegangen, oder wie Mayer es ausdrückte: “Ich habe auch kein Katzenfutter mitgenommen.” Damit spielte er auf die Aussage von R. am Montag an, dass “Katzenfutter” das Codewort für Doping in persönlichen Gesprächen mit Mayer gewesen sei.

Bekanntheit Mayers “benutzt”

Dass sein Name im Zusammenhang mit Dopingpräparat-Beschaffungen von R. immer wieder gefallen sei, erklärte Mayer damit, dass der Dachdecker “meinen Bekanntheitsgrad” genützt habe. R. habe wohl gedacht, dass er die Mittel schneller bekomme, wenn er sagt, dass sie für den Herrn Mayer wären. Auch die Aussage eines Zeugen, dass es bei einem Telefonat von R. mit Mayer “glaublich” um das auch zum Blutdoping genutzte Hormon EPO gegangen sein soll, bestritt Mayer vehement: “Das stimmt nicht. Ich habe vielleicht einmal am Bau mit ihm über EPO gesprochen, aber nicht am Telefon.”

Die damalige Lebensgefährtin von R. würde ebenso lügen, wenn sie sage, dass sie Ende 2005 und Anfang 2006 Mayer getroffen habe, als er EPO und Kühlakkus aus dem Haushalt von R. abgeholt habe. “Sie hat mich vielleicht verwechselt”, vermutete Mayer. Die ihn belastenden Angaben einer Senioren-Athletin und einer mitangeklagten Krankenpflegerin, die sich am Nachmittag “schuldig” bekannte, versuchte er dagegen zu entkräften, indem er darauf verwies, dass er “als Profi” genau darüber Buch führe, wenn er einen Sportler betreue. Er könne deshalb genau nachvollziehen, wo er wann gewesen sei und deshalb gar nicht Dopingpräparate zu den von den Mitangeklagten angegebenen Daten in Empfang genommen haben.

Das habe er auch der Soko Doping bei den Hausdurchsuchungen in der Wohnung seiner Lebensgefährtin Eva-Maria Gradwohl, einer wegen einer verweigerten Dopingkontrolle gesperrten ehemaligen Langstreckenläuferin, bereits mitgeteilt. “Holzer (der Leiter der Soko, Anm.) hat gesagt, dass man das prüfen werde”, betonte Mayer, ehe er der Soko Doping vorwarf, ein “Beschuldigtenprotokoll” mit einem falschen Datum “gefälscht” zu haben, denn R. und die Ermittler hätten in dieser Causa zusammengearbeitet.

Emotional wurde Mayer, als Staatsanwältin Nina Weinberger von ihrem Fragerecht Gebrauch machte und sich beim Ex-ÖSV-Betreuer nach seinen Besuchen in den Räumlichkeiten der Wiener Firma Humaplasma von 2003 bis 2005 erkundigte. Dort sollen zahlreiche Sportler bis zum ÖSV-Olympia-Skandal 2006 in Turin Blutdoping vornehmen haben lassen. Mayer verweigerte zunächst Antworten zu diesem Themenkreis, da dieser “strafrechtlich nicht relevant” sei. Blutdoping wurde erst mit Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes im August 2008 unter Strafe gestellt.

Walter Mayer rückt von Opferrolle nicht ab

Er sei bei Humanplasma gewesen, wolle aber “aufgrund meiner Erfahrungen mit der Soko und der Staatsanwaltschaft, die alles zu meinem Nachteil gedreht haben” dazu nicht Stellung nehmen, blieb Mayer seiner Opferrolle treu und bestritt entschieden, ab 2003 bei Humanplasma Termine für Sportler zwecks Blutdoping ausgemacht und die Sportler auch hingebracht zu haben: “Das ist nicht richtig.” Auch habe er dem nach dem Anti-Doping-Gesetz abgeurteilten Ex-Sportmanager Stefan Matschiner “keine Aufträge erteilt”.

Und zum Vorwurf, an namhafte Sportler verbotene Präparate weitergegeben zu haben, bekräftigte Mayer, dies nie gemacht zu haben: “Ich kann Ihnen heute garantieren, dass es sie (die angeblichen Abnehmer, Anm.) nicht gibt.” In diesem Zusammenhang forderte er den ihn belastenden Karl Heinz R. auf, Namen zu nennen. Abschließend appellierte Mayer an die Medienvertreter, umfassend seine Sicht der Dinge zu verbreiten: “Für mich ist diese Bühne sehr wichtig, um in den Medien doch wieder den Stellenwert eines Trainers zu bekommen.”

(apa)

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