AA

Doping: Hütthaler nennt EPO-Lieferanten

Gesperrte Triathletin nannte Hintermänner
Gesperrte Triathletin nannte Hintermänner ©APA (Archiv/Gindl)
Nächster Knalleffekt: Die Triathletin Lisa Hütthaler gestand Doping und nannte Hintermänner.

Mit dem öffentlichen Doping-Geständnis der Triathletin Lisa Hütthaler im “Kurier” und der Nennung mutmaßlicher Hintermänner sind am Freitag zwei Namen in die Schlagzeilen geraten, die seit Monaten immer wieder mit Doping-Fällen in Verbindung gebracht worden sind. Der Kinderkrebsarzt Andreas Zoubek und Sportmanager Stefan Matschiner sind von Hütthaler als Doping-Lieferanten und -Verabreicher genannt worden.

Matschiner, einst Mittelstrecken- und Cross-Läufer, hatte bekannte Sportler unter Vertrag. Einige Athleten seiner Agentur “International Sports Agency” haben auch aufsehenerregende Dopingfälle geliefert. Im Juli des Vorjahres war bekannt geworden, dass 3.000-m-Hindernis-Europarekordler Simon Vroemen eine positive Dopingprobe auf das anabole Steroidhormon Metandienon abgeliefert hatte. Er muss sich zudem wegen einer unrechtmäßigen Infusion während der EM 2006 in Göteborg verantworten. Vroemen führte den positiven Test auf “Rindfleisch, das ich in Ägypten gegessen habe” zurück.

Matschiner war auch Berater des dänischen Radstars Michael Rasmussen, der während der Tour de France 2007 als sicher scheinender Gesamtsieger aus dem Rennen genommen und mittlerweile wegen Verstoßes gegen die Dopingkontrollrichtlinien zwei Jahre gesperrt worden ist.

Es erwischte aber auch einen Großen des österreichischen Sports. Am 13. Oktober des Vorjahres wurde bekannt, dass Radstar Bernhard Kohl, Bergkönig und Gesamt-Dritter der Tour de France, seine Erfolge mit Hilfe des EPO-Nachfolgeprodukts CERA erzielt hatte. Kohl wurde am 24. November von der NADA für zwei Jahre gesperrt. Die Zusammenarbeit Matschiner-Kohl wurde wenig später (Dezember) beendet.

Matschiner hatte im Herbst auch noch die Leichtathleten Martin Pröll, Clemens Zeller, Gerhard Mayer und Daniel Spitzl unter Vertrag. Am Freitag gab Pröll bekannt, die Zusammenarbeit zu beenden. Laut ÖLV-Aussendung wird damit kein Athlet des heimischen Verbandes mehr vom Oberösterreicher vertreten.

Der Name Matschiner tauchte aber auch im Rahmen des Doping-Skandals während der Olympischen Spiele 2006 in Turin auf. Es gab gegen den 33-Jährigen keine Verdachtsmomente, aber eine schiefe Optik, weil er damals bei seinem Freund Walter Mayer in Turin war. Matschiner arbeitete auch mit Manfred Kiesl, dem Ehemann von Theresia Kiesl, Olympiadritte 1996 in Atlanta über 1.500 m, zusammen. In Kiesls Wohnhaus waren 1997 Dopingmittel im Kühlschrank beschlagnahmt worden.

Matschiner hat stets bestritten, in Dopingmachenschaften verwickelt zu sein. Allerdings dürfte sehr wahrscheinlich sein, dass sich der 33-Jährige, der am Freitag für die APA nicht erreichbar war, längst im Visier der Anklagebehörde befindet.

Zoubek war am 16. November im “Kurier” mit schweren Vorwürfen konfrontiert worden. Die Tageszeitung berichtete, dass Zoubek in einem Wiener Fitnesscenter das Blutdopingmittel EPO verkauft habe. Der “Kurier” stützte sich auf ein autorisiertes Interview und eine eidesstattliche Erklärung eines Athleten. Der Kinderkrebsarzt dementierte und sprach gegenüber der APA von “glatte Lügen”. Die Leitung des Kinderspitals hat den Mediziner trotzdem vom Dienst freigestellt.

Gegen Zoubek, der als passionierter Hobby-Triathlet gilt und in der Szene als “Irondoc” bekannt ist, ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Monaten. Im Zuge der Ermittlungen sind die Kriminalisten der Mitte Jänner im Bundeskriminalamt eingerichteten “Sonderkommission Doping” auf den 32-jährigen Radsportler K. und auf Walter Mayer gestoßen, die von einem mittlerweile ebenfalls in U-Haft sitzenden Apothekers beliefert worden sein sollen. Die Polizei hatte bei mehreren Hausdurchsuchungen große Mengen an Dopingmitteln wie EPO, Testosteron und Anabolika sichergestellt.

Über Radprofi K. wurde am 13. März wegen Verdachts der Weitergabe von Dopingmitteln die Untersuchungshaft verhängt, am vergangenen Dienstag allerdings wurde er gegen Gelöbnis auf freien Fuß gesetzt. Es bestand keine Verdunkelungsgefahr mehr, da alle Abnehmer des Radprofis bereits befragt worden sind, begründete Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft.

Mayer war am vergangenen Sonntag wegen des Verdachts, gegen das Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben, festgenommen worden. Am Mittwoch wurde die U-Haft über den ehemaligen ÖSV-Langlauf- und Biathlontrainer verhängt. Laut Jarosch werde der 52-Jährige verdächtigt, Dopingmittel wie EPO bezogen und weitergegeben zu haben.

Hütthalers Angaben laut ihrem Anwalt “hundertprozentig wahr”

Nachdem die Rechtsvertretung des Wiener Kinderkrebsarztes Andreas Zoubek in der Mittags-ZIB die Angaben der Triathletin Lisa Hütthaler zurückgewiesen hat, derzufolge ihr der Mediziner EPO besorgt und dieses sogar injiziert haben soll, meldete sich am Freitagnachmittag der Rechtsbeistand der Sportlerin zu Wort. Der Wiener Anwalt Manfred Ainedter bezeichnete gegenüber der APA die Angaben Hütthalers, die neben Zoubek vor allem den Sportmanager Stefan Matschiner belastet hatte, als “natürlich richtig” und “hundertprozentig wahr”.

Wie Ainedter betonte, habe die Triathletin, deren umfassendes Doping-Geständnis sich in der Freitag-Ausgabe des “Kurier” fand, bereits umfassend vor der Polizei ausgesagt. Dem Bundeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft wären die gegen Zoubek und Matschiner gerichteten Vorwürfe seit einiger Zeit bekannt. “Man ist jetzt dabei, diese Aussagen zu verifizieren”, sagte Ainedter.

Keinen Kommentar gab es aus der Kanzlei Gheneff – Rami – Sommer, die Zoubek vertritt. Der zuständige Jurist sei erst wieder am Montag zu sprechen, wurde der APA auf Anfrage beschieden.

Hütthaler könnte von reduzierter Sperre profitieren

Die Triathletin Lisa Hütthaler könnte in den Genuss einer Reduktion ihrer Dopingsperre kommen, falls ihre namentliche Nennung von Hintermännern als wesentliche Unterstützung gewertet wird. Auf die 25-Jährige, die wegen Dopings rechtskräftig für zwei Jahre gesperrt wurde, wartet ein zweites sportrechtliches Verfahren vor der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) wegen des Verdachts der versuchten Bestechung einer Angestellten des Analyselabors Seibersdorf zur Manipulation ihrer Dopingprobe.

 

“Wenn ihre Aussagen vor der Kommission weiterhelfen und eine wesentliche Unterstützung vorliegt, dann könnte die Zusatzstrafe ausgesetzt werden und der WADA-Code bietet seit 1.1.2009 die Möglichkeit, bereits ausgesprochene Strafen zu reduzieren”, erklärte Gernot Schaar, der Vorsitzende der NADA-Rechtskommission gegenüber der APA. Dazu sei aber die Zustimmung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nötig.

Der wegen Dopings für zwei Jahre gesperrte Bernhard Kohl müsste hingegen selbst einen Antrag auf Reduktion der Sperre stellen, weil sein Verfahren bereits abgeschlossen sei, sagte Schaar. Der Niederösterreicher hat nach eigenen Worten vor der Sonderkommission Doping auch Namen genannt. Dies hatte er bei der NADA-Verhandlung seines Falles nicht getan. Gegen Kohl laufen jedoch weiterhin gerichtliche Erhebungen wegen des Verdachts des Betruges, der Fall liegt beim Bundeskriminalamt. (

 

  • VIENNA.AT
  • Sport
  • Doping: Hütthaler nennt EPO-Lieferanten
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen