A wie Autofahrer
Schon bei der Vorstellung des Konzepts im Oktober 2012 stand fest, dass die Mariahilfer Straße so gut wie autofrei werden soll. Zunächst war unklar, wie mit den –>Querungen verfahren werden soll. In der –>Fußgängerzone zwischen Kirchengasse und Andreasgasse sind Autos nicht erlaubt, in den Begegnungszonen zwischen Getreidemarkt und Kirchengasse sowie zwischen Andreasgasse und Kaiserstraße dürfen sie fahren, müssen sich aber mit Fußgängern und Radfahrern die Fahrbahn teilen. Außerdem gibt es ein –>Tempolimit von 20 km/h.
B wie Busspur
Nachdem die Busfahrer der Linie 13A aus Sicherheitsgründen nicht die Fußgängerzone durchfahren wollten, wurde beschlossen, eine farbige Bodenmarkierung anzubringen. Diese Busspur half in den ersten Tagen jedoch eher wenig, denn sie wurde von zahlreichen –>Radfahrern und Fußgängern genutzt. Das Queren der Busspur ist erlaubt, das Längsgehen nicht. In der Straßenverkehrsordnung heißt es dazu in §76a: “Fußgänger dürfen in Fußgängerzonen auch die Fahrbahn benützen. Sie dürfen dabei aber den erlaubten Fahrzeugverkehr nicht mutwillig behindern.” Das YouTube-Video “Gesichter des Todes – Folge 13A” zeigt eine Fahrt über die neue Busspur aus Sicht des Lenkers. Zusätzlich sollen Blumentröge und Sitzbänke aufgestellt werden, um eine deutliche Abgrenzung der Spur zu zeigen.
C wie Chaos
Das erwartete Chaos in den Begegnungszonen der Mariahilfer Straße ist zunächst ausgeblieben, Unfälle oder sonstige Zwischenfälle wurden noch keine gemeldet. Chaos gibt es nur bei der –>Linienführung der Buslinie 13A. Eine neue Route konnte aufgrund bürokratischer Hürden noch nicht fixiert werden. Auch die Anwohnerbefragung lief nicht ganz reibungslos ab, schließlich wurde von der Wirtschaftskammer noch eine eigene Befragung durchgeführt.
D wie Diskussionen
Als “x-te Chaos-Aktion von Verkehrsstadträtin Vassilakou”, bezeichnete ÖVP-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch die Umgestaltung der Mariahilfer Straße. Auch die FPÖ findet sehr klare Worte: “SPÖ und Grüne agieren aus ideologischer Verblendung wirtschafts-, anrainer-, kunden- sowie umweltfeindlich und sind am besten Wege, Österreichs größte Einkaufsstraße auf Dauer zu schädigen.” Koalitionspartner und Bürgermeister Michael Häupl hingegen gibt sich zuversichtlich: “Die Frau Vizebürgermeister wird Lösungen finden. Ich sage ,Ja’ zur Fußgängerzone, die ist vernünftig.”
E wie Einkaufsstraße
Die innere Mariahilfer Straße ist eine der bekanntesten Einkaufsstraßen Österreichs. Sämtliche Handelsketten sind dort anzufinden. Außerdem gibt es mehrere traditionelle Kaufhäuser. Das jüngste von ihnen ist das Stafa – es wurde 1911 eröffnet. Von der Wirtschaftskammer heißt es, dass durch die Umgestaltung bereits Kundenrückgänge zu verzeichnen seien.
F wie Fußgängerzone
Traditionell wurde die Mariahilfer Straße bislang immer an den Einkaufssamstagen vor Weihnachten zur Fußgängerzone. An diesen Tagen wurde die Fahrbahn allerdings hauptsächlich als “Fastlane” genutzt, denn um die Auslagen der Schaufenster sehen zu können, muss man am –>Gehsteig gehen. Derzeit ist der Abschnitt zwischen Kirchengasse und Andreasgasse Fußgängerzone, die Anlieferung für die Unternehmen ist montags bis samstags von 6-13 Uhr möglich.
G wie Gehsteig
Das neue –>Verkehrskonzept läuft vorerst nur im Testbetrieb und es wurden keine baulichen Veränderungen vorgenommen. Sollte die –>Fußgängerzone jedoch dauerhaft eingerichtet werden, könnte es sein, dass die Gehsteigkanten entfernt werden, um die Mariahilfer Straße barrierefrei zu gestalten.
H wie Haltestellen
Folgende Haltestellen der Wiener Linien befinden sich auf der inneren Mariahilfer Straße:
- Linie U3: Westbahnhof, Zieglergasse, Neubaugasse, Volkstheater
- Linie 13A: Neubaugasse
- Linie 14A: Neubaugasse
I wie Information
Im April 2013 wurde eine “Infobox” in Form eines Containers auf der Mariahilfer Straße aufgestellt. Dort konnte man sich über den aktuellen Stand der Planungen informieren, aber auch Anregungen hinterlassen. Darüber, von wie vielen Personen dieses Angebot tatsächlich genutzt wurde, gibt es keine Informationen. Noch bevor es die Infobox und die Befragung gab, konnten online Vorschläge für das neue Verkehrskonzept gemacht werden. 950 Vorschläge wurden gepostet.
J wie Ja-Nein-Befragung
Die Anrainer wurden zu den –>Querungen befragt, allerdings wurde die Art und Weise der Befragung heftig kritisiert. Letztlich handelte es sich um eine Ja-Nein-Befragung, Alternativen wurden gar nicht erst vorgestellt. Insgesamt lag die Beteiligung bei der Anwohnerbefragung bei 44,2 Prozent. Eine genaue Übersicht über die Ergebnisse der Befragung finden Sie hier.
K wie Kosten
1,1 Millionen Euro kostet der Testbetrieb. Die –>Opposition vermutet aber, dass dieser Kostenrahmen überschritten wurde: „Bisher angelaufene Kosten von zugegebenen 1,1 Mio. Euro – in Wirklichkeit werden es bereits über zwei Mio. Euro sein – und ein biblisches Verkehrschaos in den Seitengassen der Mariahilfer Straße erfordern sofortiges Handeln von Bürgermeister Häupl”, heißt es vom Wiener FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dazu. Über die Höhe der Kosten für bauliche Maßnahmen im kommenden Jahr liegen noch keine Informationen vor.
L wie Linienführung 13A
Innerhalb weniger Tage musste eine Lösung für die Buslinie gefunden werden, nachdem die Fahrer sich weigerten, die Fußgängerzone zu durchfahren. Zumindest an Samstagen soll der 13A nun eine andere Strecke fahren. Wie diese – vorläufig – verläuft, sehen Sie hier.
M wie Maria Vassilakou
Die “Mariahilfer Straße Neu” gilt als eines der (umstrittenen) Prestige-Projekte der grünen Stadträtin Maria Vassilakou. Dass eventuell noch nachgebessert werden muss, stellt in ihren Augen kein Problem dar: “Ich möchte alle einladen, uns ihre Beobachtungen – insbesondere Punkte, die ihrer Meinung nach nicht optimal gelöst sind – mitzuteilen”, sagte sie Mitte August.
N wie Neue Beschilderung und Markierungen
Um die Fußgängerzone und die Begegnungszonen zu markieren, wurden neue Schilder aufgestellt und Bodenmarkierungen angebracht. Diese sorgen nicht nur für Verwirrung (Park- und Halteverbote werden anscheinend nicht verstanden), sondern auch für eine Klage. Zusatztafeln sollen die Bodenmarkierungen in –>Zukunft erklären. “Weil ein bisher völlig unübliches Markierungsschema verwendet wurde”, will der ÖAMTC klagen.
O wie Opposition
Schon vor der Umsetzung des neuen Verkehrskonzepts befürchtete man seitens der ÖVP “Husch-Pfusch”. Mittlerweile ist es aber nicht mehr nur die Opposition, die Kritik übt, sondern auch der Bürgermeister. Er macht Druck und fordert, dass bis zum 8. September eine Lösung gefunden wird.
P wie Parkplätze
Auf der und rund um die Mariahilfer Straße sind durch die Umgestaltung 380 Parkplätze verloren gegangen. Das ist für die betroffenen Bezirke Mariahilf und Neubau ganz besonders ein Problem, weil hier bereits Projekte zum Anrainerparken gestartet haben. Bei diesen werden zehn Prozent der Parkplätze eines Grätzels für Anrainer reserviert. 380 Parkplätze weniger bedeutet also, dass, wenn auf der oder um die Mariahilfer Straße ähnliche Projekte gestartet werden, auch 38 Parkplätze weniger zur Verfügung stehen. Von Seiten der Stadt wird betont, dass durch umliegende Garagen ausreichend Stellplätze zur Verfügung stehen. Von den –>neuen Markierungen auf der Fahrbahn darf man sich nicht verwirren lassen, diese sehen zum Teil aus wie Parkplatzmarkierungen, kritisiert der ÖAMTC.
Q wie Querungen
Als eines der drei großen Probleme sieht Bürgermeister Michael Häupl die Querungsverbote in der Fußgängerzone. Auch bei der Wirtschaftskammer ist man über die aktuelle Lösung nicht glücklich: „Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass der Wegfall jeglicher Querungsmöglichkeit völlig unausgegoren ist”, heißt es in einer Aussendung von Brigitte Jank.
R wie Radfahrer
Auch Radfahrer werden vom Bürgermeister als Problem gesehen. Das –>Tempolimit wird nicht eingehalten und viele Radler fahren auf der –> Busspur. Grundsätzlich möchte man von Seiten der Stadt jedoch den Radverkehr fördern und die Zahl der Radfahrer erhöhen – nicht zuletzt, weil 2013 zum “Radjahr” erklärt worden ist.
S wie Shared Space-Lösungen
Shared Space-Lösungen standen bei der Umgestaltung der Mariahilfer Straße von Anfang an zur Debatte. Letztendlich wurden zwei Begegnungszonen eingerichtet, in denen theoretisch alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sein sollen. In Österreich ist das ein Novum, in anderen Ländern gibt es solche Bereiche im öffentlichen Raum schon länger. Gleichzeitig soll in Shared Space-Bereichen eigentlich auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet werden. In Wien ist das nicht der Fall. Dafür wurden drei so genannte “Kiss and Ride”-Plätze zum Ein- und Aussteigen eingerichtet.
T wie Tempolimit
In den äußeren Abschnitten der inneren Mariahilfer Straße (direkt vor und hinter der –>Fußgängerzone) darf man sich mit einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h bewegen. Dieses Tempolimit gilt für Fußgänger, –>Radfahrer und –>Autofahrer. Große –>Diskussionen gab es um Tempo-30-Zonen im Umfeld der –>Einkaufsstraße. Eingerichtet wurde eine solche auf der Gumpendorfer Straße.
U wie Umgestaltung
Auch wenn nach der Umsetzung Nachjustierungen nötig waren, handelt es sich bei der Umgestaltung der Mariahilfer Straße um keine Hauruck-Aktion, sondern um ein seit Jahren geplantes Projekt. Im November 2011 wurden die ersten Schritte für das neue –>Verkehrskonzept gesetzt. Schon damals hielt sich die Begeisterung in Grenzen.
V wie Verkehrskonzept
“Das Ziel der Neugestaltung der Mariahilfer Straße ist die Förderung eines offenen und integrativen Stadtraumes. Ihr Image als junge, urbane und umweltfreundliche Straße soll gestärkt und ihre Attraktivität weiter ausgebaut werden. Der Verkehr wird entschleunigt, die beiden derzeit durch die Fahrbahn getrennten Straßenseiten miteinander verbunden – neue Freiräume entstehen. Sitzplätze bieten Platz zum Ausruhen und Verweilen. Die Mariahilfer Straße präsentiert sich in einem zeitgemäßen Erscheinungsbild und ermöglicht neue, alternative Nutzungen. Aber auch das gesamte Gebiet, inklusive Seiten- und Querstraßen erfährt eine Verkehrsberuhigung und Entschleunigung”, heißt es in der Projektbeschreibung wörtlich.
W wie Wiener Linien
Für die Wiener Linien bedeutet die Umgestaltung der Mariahilfer Straße eine ganz neue Situation, denn eine Fußgängerzone mit eigener Busspur gab es in Wien bislang nicht. “Die Bezirksvorsteher von Mariahilf und Neubau und ich waren aber der Meinung, es ist zumutbar, dass der Bus durch die Fußgängerzone fährt”, hieß es zunächst aus dem Büro der Verkehrsstadträtin. Mittlerweile nimmt man die Bedenken der Buslenker jedoch ernst und arbeitet an einer neuen –>Linienführung für die Buslinie 13A.
X wie x-fache Strafmöglichkeiten
Die Möglichkeiten, Strafen in der Fußgängerzone und den Begegnungszonen zu erteilen, sind vielfältig. Fahrradfahrer, die zu schnell in der Fußgängerzone unterwegs sind, zahlen 21 Euro. Werden Fußgänger dadruch “bedroht”, können laut ÖAMTC sogar Strafen bis zu 72 Euro fällig werden. Das gilt natürlich nicht nur für Radfahrer, sondern auch für Skater oder Rollerfahrer. Für –>Autofahrer, die sich durch die –>neue Beschilderung und Markierungen verwirren lassen, kann es richtig teuer werden: Abschleppen kostet für Personen- und Kombinationskraftwagen, sowie mehrspurige Kleinkrafträder 242 Euro. Zusätzlich werden für die Verwahrung des abgeschleppten Fahrzeugs neun Euro pro Tag verlangt. Falsch geparkte Fahrräder können natürlich auch abgeschleppt werden. Das kostet 60 Euro, für die Verwahrung werden pro Tag sechs Euro berechnet.
Z wie Zukunft
Nach Ende des Testbetriebs des neuen –>Verkehrskonzepts soll eine Evaluierung stattfinden, bevor entschieden wird, wie es mit der Mariahilfer Straße weitergeht. Im Herbst 2013 sollen “Detailplanungen zur Neugestaltung” vorgestellt werden. Mit ersten baulichen Maßnahmen soll dann im Frühjahr 2014 begonnen werden. Zumindest der Ausbau der Fußgängerzone zwischen Andreasgasse und Kirchengasse soll im Herbst 2014 fertiggestellt werden. Ob und in welcher Form es dann auch noch Begegnungszonen geben wird, ist unklar.
(SVA)