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Die Tarife stehen am Pranger

Die unterschiedliche Tarifstruktur in Österreichs Skigebieten für Einheimische und für ausländische Touristen droht nun als Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu landen.

Anlassfall war der Versuch einiger deutscher Skifahrer, günstigere Karten in Tirol zu beziehen. Der Versuch schlug fehl, denn: die Voraussetzung für günstigere Tarife sind zumeist an einen Hauptwohnsitz in Österreich gebunden. Die heimischen Skiregionen sehen dem Gang vors Gericht durchwegs gelassen. Nicht zuletzt, weil die Frage ein jährlich wieder auftretendes Phänomen darstellt.

Der spektakuläre Anlassfall war der Versuch einer deutschen Urlaubergruppe, ein Wohnmobil als einen Tiroler Zweitwohnsitz anzumelden, um die günstigere „Regio-Card“ zu beziehen. Bedingung für den Erhalt der Karte ist aber ein Hauptwohnsitz in Tirol. Die Card wurde den Urlaubern verweigert. Die verärgerten Deutschen drohten daraufhin mit einer EU-Klage wegen Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit.

Bei Vertretern der Tiroler Gletscherbahnen stößt diese Maßnahme auf Unverständnis. „Ich weiß nicht einmal, gegen wen die klagen wollen“, erklärte Regio-Card-Sprecher Roland Reichmayr am Donnerstag gegenüber der APA. Die Tiroler Seilbahnen seien mehrheitlich in Privatbesitz. Eine EU-Klage gegen ein privates Unternehmen sei wenig aussichtsreich, meinte er. „Wenn ich meine Kartoffeln der Frau Huber um einen Euro das Kilo verkaufe und der Frau Meier um zwei Euro das Kilo, geht das die EU gar nichts an,“ sagte er.

Auch Ingo Karl, Fachverbandsobmann der Seilbahnen Österreichs, findet die Drohung der Urlauber nicht gerechtfertigt. Erhöhte Tarife für Tiroler kommen für ihn nicht in Frage. „Wir werden auf jeden Fall versuchen, unsere Einheimischen zu schützen,“ erklärte er. Ein wirtschaftliches Unternehmen, das freiwillig auf Mehreinnahmen verzichtet, könne man in anderen Branchen vergeblich suchen. „Wir tun es trotzdem,“ sagte er.

In Vorarlberg gab es bisher keine Klagsandrohungen wegen des in vielen Fällen gewährten Einheimischen-Tarifs, so der Geschäftsführer von Montafon Tourismus, Arno Fricke. Auch der Geschäftsführer der Fachgruppe Seilbahnen der Vorarlberger Wirtschaftskammer, Friedrich Lins, gibt der angedrohten EU-Klage wenig Erfolgschancen. „Ich wünsche den Klagenden viel Erfolg, denn das ist alles geprüft.

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