Die Tür zu Suite 620 im Wiener Radisson Blu Hotel öffnet sich und gibt den Blick auf ein Sofa frei, auf dem gerade ein Glitzerwesen wie von einem anderen Stern Platz nimmt. Das Wesen trägt lila Stiefeletten, Netzstrümpfe, Hotpants, ein Ledersakko mit Nieten ? und stellt sich als Justin Tranter vor. Der bisexuelle Frontman der Glamrockband Semi Precious Weapons ist eine Art David Bowie aus dem Jahr 2010 ? und einer der engsten Freunde von Lady Gaga, dem gegenwärtig größten Star der Welt. Seit November 2009 sind Tranter und seine Band mit Gaga auf Tour.
Seitenblicke: Sie sind ein guter Freund von Lady Gaga. Wie haben Sie sie kennengelernt?
Justin Tranter: Sie war schon Fan von uns, bevor sie berühmt wurde. Unsere Band ist in der New Yorker Szene recht bekannt. Bei einer Party hat uns eine gemeinsame Freundin ? sie heißt Lady Starlight und ist Rock-DJane in New York ? vorgestellt … Gaga macht ? wie wir ? Musik, zu der man tanzen, Party machen und Sex haben kann. Also haben wir sie als Vorband engagiert.
Jetzt ist es umgekehrt. Ihre Band ist nun Vorband von Lady Gaga.
Ja, das liegt daran, dass Gaga ein absolut loyaler Mensch ist. Sie will sich nur mit Freunden umgeben, weil ihr das Sicherheit gibt. Ihr Management wollte uns anfangs nicht als Vorband ? aber sie hat sich durchgesetzt. Sie ist unglaublich, sie fasziniert mich immer wieder.
Wie ist das Leben mit Lady Gaga?
Alles ist unglaublich groß und surreal. Wir können zum Beispiel abends nicht mehr um die Häuser ziehen und mit ihr in einen Club gehen. Die Rahmenbedingungen haben sich verändert, aber Gaga ist dieselbe geblieben.
Bei ihr weiß man aber nie so recht, wer sie eigentlich ist. Wer steckt hinter der Maske?
Eine Frau mit einem tollen Sinn für Humor und einem süßen, markanten Lachen. Gagas Geheimnis ist: Je besser du sie kennenlernst, desto sexyer erscheint sie dir. Es gibt einen Grund dafür, warum sie ein Superstar ist. Sie ist auch privat, ohne Schminke, eine der beeindruckendsten und geilsten Frauen, die ich kenne.
Und das Tourleben mit ihr ist ein einziger Exzess ? so wirkt es zumindest, wenn man die Berichterstattung verfolgt.
Ach nein. Die Leute wären furchtbar enttäuscht, wenn sie wüssten, wie normal alles ist. Es ist, wie wenn du mit einem Kumpel auf Reisen gehst. Alles, was Gaga wirklich will, ist in kleinen, schmutzigen Bars abhängen und dort mit Freunden Whiskey trinken. Einen nach dem anderen. Zum Glück haben wir dieselben Interessen.
(Seitenblicke Magazin/Foto: Justin Tranter)
