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Die Forderung nach Sicherheit

Lustenau - Zwölf Großnichten und -neffen des Willhelm Mutschler, in dessen ge­fälschtem Millionen-Testament Mutter und Tante von Landesgerichtsvizepräsidentin Kornelia Ratz als Hauptbegünstigte vorkommen, gehen gegen die Richterin nun in die Offensive.
Entscheidung über Anklage in einem Monat

Sie verlangen darüber hinaus genauere und regelmäßige Auskünfte über die Ermittlungen sowohl im Mutschler- als auch im Isele-Testament, dessen Wert bei geschätzten 1,8 Millionen Euro liegt. Bei beiden Hinterlassenschaften sind die Familien Grabher, Hämmerle sowie Ratz/Holzer mit insgesamt 18 Personen die rechtlichen Erben.

Infos gewünscht

Was die Erben vor allem beunruhigt: “Wir haben bisher auch keinerlei Bestätigungen vom Gericht erhalten, wonach die Hinterlassenschaften gesichert sind”, sagte eine Sprecherin der Familien Grabher und Hämmerle, die nicht genannt werden wollte. “So hat zum Beispiel der Sachwalter von Elisabeth A., die von den Fälschern als Erbin des Vermögens unserer Tante Anna eingesetzt wurde, auch keine schriftliche Aufforderung erhalten, das Erbe nicht anzurühren. Also könnte man es jederzeit verprassen”, drückt die Erbin ihre Sorgen aus.

Die beiden Familien bemängeln eine entsprechende Kommunikation seitens des Gerichtes. Sehr kritisch ins Visier nehmen die Familien Grabher und Hämmerle Cousine Kornelia Ratz. “Wie soll man ihr abnehmen, dass sie dieses Testament als echt einstufte? Nachdem im Jahre 1944 fast die ganze Familie Mutschler noch lebte. Nachdem ihre Mutter und ihre Tante damals erst zwei bzw. drei Jahre alt waren”, hagelt es Fragen. “Und wie kann sie glauben, dass ausgerechnet Willi Mutschler, obwohl seine Eltern und Geschwister noch lebten, so vermögend war?”, legt Berta M. nach. Man müsse diese Ignoranz einerseits und die regen Aktivitäten Ratz‘ im Zusammenhang mit der Sicherung der Hinterlassenschaft für ihre Familie andererseits genau unter die Lupe nehmen, fordern die beiden Familien.

Die Mutschlers

Dass Willi Mutschler jemals in der Lage gewesen sei, selbstständig ein Testament zu machen, hält Rudi Hofer, 87, für ausgeschlossen. Hofer war jahrzehntelang Nachbar der Mutschlers in der Lustenauer Flurstraße. “Willi war zwar nicht verrückt, aber geistig auf sehr einfachem Niveau. Mir ist nicht bekannt, dass er überhaupt in die Schule ging, lesen und schreiben konnte. Es war denkunmöglich, sich ihn als jemanden vorzustellen, der in der Lage ist, ein Testament zu erstellen.” Völlig überrascht sei er gewesen, “dass die Mutschlers so viel Besitz hatten”.

Auch dass Willis Bruder Karl “beseitigt” wurde, wie Kornelia Ratz in offensichtlicher Anlehnung an das Nazi-Euthanasieprogramm in ihrem Brief an Ex-Bürgermeister Hans-Dieter Grabher schrieb (Ratz forderte Grabher darin zum Erbverzicht auf, weil dessen Mutter Nationalsozialistin gewesen sei), dementiert Hofer. “Karl wurde von Nazi-Grenzsoldaten erschossen, ja. Aber dazu muss man wissen. Karl war taubstumm. Er schnitt am Alten Rhein Ruten für seine Basteleien. Als er aufgefordert wurde, stehen zu bleiben, hörte er den Befehl nicht. Und stand vor einem Soldaten mit dem Messer in der Hand. Der schoss ihn dann nieder.”

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