AA

Dichtes Favoritenfeld dominierte erste ESC-Finalhälfte

Guy Sebastian zeigte sich als Top-Profi
Guy Sebastian zeigte sich als Top-Profi
Die erste Hälfte des großen Finales des 60. Eurovision Song Contests ist geschlagen, und bis dato wurde den Fans in der Wiener Stadthalle und vor den Bildschirmen eine stimmige Show geboten. Großteils lag das daran, dass im vorderen Starterfeld beinahe sämtliche Favoriten die Stimmen erhoben haben. Darunter auch der Schwede Mans Zelmerlöw sowie Guy Sebastian für Newcomer Australien.


Eröffnet wurde der Auftrittsreigen vom slowenischen Duo Maraaya, wie gewohnt mit großen Kopfhörern ausgestattet und ihre pointierte Radiopopnummer “Here For You” solide darbietend. Richtig laut wurde es wenig später bei Israel: Nadav Guedj, der für seine Heimat nach drei durchwachsenen Jahrgängen in Folge wieder den Sprung ins Finale schaffte, feierte als “Golden Boy” eine orientalisch angehauchte R’n’B-Party, die ihn zuletzt in Expertenkreisen gar zu einem Geheimfavoriten werden ließ. Warum, stellte er mit dem energetischen Song eindrucksvoll unter Beweis.

Auf sanftere Klänge setzte im Anschluss das estnische Duo Elina Born und Stig Rästa: Dank einer effektvollen LED-Choreografie und einer live geweinten Träne von Elina sind auch die ruhigeren Momente von “Goodbye To Yesterday” durchaus spannend, wenngleich das Lied im direkten Aufeinandertreffen mit den Konkurrenten drohte, etwas unterzugehen. Was man von Bojana Stamenov nicht behaupten konnte, war die Darbietung des quirligen Schwergewichts wie schon im Halbfinale gleichermaßen hörens- wie sehenswert. Mit kräftiger Stimme geschmettert und ESC-tauglicher Botschaft ausgestattet, riss “Beauty Never Lies” auch das Hallenpublikum zu Jubelstürmen hin.

Und dann wurde es skandinavisch kühl: Für Norwegen warfen sich Mörland und Debrah Scarlett mit der düster-melancholischen Nummer “A Monster Like Me” ins Zeug, ließen sich dafür nur dezent im riesigen Bühnenauge beleuchten und vertrauten ganz auf die dynamische Kraft ihrer Stimmen. Ein ebenso mutiger wie erinnerungswürdiger Beitrag der heurigen Ausgabe. Und apropos Reduktion: Ein Anwärter auf den ESC-Thron dürfte definitiv auch Loic Nottet sein. Der 19-jährige Belgier konnte seine Performance nochmals verfeinern und hat mit “Rhythm Inside” ein eingängiges Stück Elektropop geschaffen.

Aber die großen Namen sind – vorerst – noch andere: Schwedens Mans Zelmerlöw untermauerte seinen Anspruch auf die Nachfolge von Conchita Wurst mit dem hymnenhaften “Heroes”, vor allem aber aufgrund der immer noch stimmigen und besonders für das Fernsehen konzipierten Interaktion mit seinen animierten Strichmännchen. Dass da der LED-Luftballon gen “12 Points” steigt, scheint unausweichlich. Außer Guy Sebastian kann das noch verhindern: Der sympathische Sänger, der beim ersten Antreten von Down Under die Last eines ganzen ESC-verrückten Kontinents zu tragen hat, zeigte sich davon unbeeindruckt. “Tonight Again” ist und bleibt perfekter Pop mit Soul- und Funk-Schlagseite in dynamischer Bühnenpräsentation.

Und schließlich brannte es noch in der Halle: Österreich hat ja ohnedies zu viele Flügel, um diese heil zu lassen. Der Showeffekt, mit dem die Makemakes schon bei der heimischen Vorausscheidung punkten konnten, war auch in der Stadthalle eine sichere Bank – und Gott sei Dank versengte sich Sänger Dominic Muhrer beim Entzünden seines Klaviers nicht Haare oder Hut, wie von einigen befürchtet. “I Am Yours” gelang solide, die soulige Ballade darf getrost als würdiger Starter für das Ausrichterland gewertet werden. Mit dem Sieg hat das bärtige Trio aber wohl eher nichts zu tun. Um diesen werden wohl noch die Russin Polina Gagarina (“A Million Voices”) und das italienische Trio Il Volo (“Grande Amore”), die ganz am Ende des Abends in den Ring steigen werden, ein Wörtchen mitreden.

  • VIENNA.AT
  • News
  • Dichtes Favoritenfeld dominierte erste ESC-Finalhälfte
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen