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Deutscher Politiker sieht Endspiel für Euro

Der deutsche Abgeordnete Frank Schäffler rechnet mit einem Zerbrechen der europäischen Gemeinschaftswährung in den nächsten Jahren bzw. mit der Entwicklung einer (teilweise) metallgedeckten alternativen Währung in Europa: "Die Eurozone wird - so wie sie ist - nicht Bestand haben ", sagte der FDP-Politiker am Samstag bei einer Veranstaltung in Wien.

Nach Meinung Schäfflers, der im deutschen Bundestag gegen den Euro-Rettungsschirm gestimmt hatte, hat eine Art “Währungsreform” eigentlich schon stattgefunden, nämlich “am 8./9. Mai beim Treffen der europäischen Regierungschefs”. An diesem Wochenende hätten die Staatsoberhäupter “mit einem kollektiven Rechtsbruch eine der tragenden Säulen der Gemeinschaftswährung zerstört.” Schäffler musste vor der Abstimmung als parlamentarischer Finanzsprecher der (Regierungspartei) FDP zurücktreten.

Der auslösende Fehler sei mit der Verabschiedung des Griechenland-Rettungspakets gemacht worden, dies habe die Finanzmärkte erst zur Spekulation gegen die Anleihen anderer Eurostaaten motiviert, meinte Schäffler sinngemäß. Im Fall Griechenland hätten die deutschen Banken notfalls eine Teilabschreibung ihrer Griechenland-Kredite (43 Mrd. Euro) verkraften können.

Pro futuro sieht Schäffler einen Austritt des “Olivengürtels” aus dem Euro oder eine Sezession der relativen Hartwährungsländer aus der Gemeinschaftswährung. “Deutschland wird aus historischen Gründen dabei kaum den Anfang machen können, vielleicht sind es die Niederlande, Österreich oder Finnland, die als erste die Initiative ergreifen können”. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ist nach Meinung des Abgeordneten letztlich auch ein “politisches Gericht”, es werde den politischen Beschluss der Staatschefs nicht zu Fall bringen – “obwohl sie es tun müssten”.

Als drittes Szenario könnte es zu “einem organischen Übergang zu einer marktwirtschaftlicheren Geldordnung kommen”, meinte Schäffler. Erste Anzeichen gebe es bereits: “Die Leute versuchen schon jetzt, ihr Vermögen schrittweise in Sicherheit zu bringen und investieren in Sachwerte”. Auch Konten in Norwegen seien unter den Vermögenden in Deutschland nicht mehr selten – “und das nicht, um weniger Steuern zu zahlen”.

Eine plötzliche Volldeckung des Gelds mit Gold hält Schäffler für extrem deflationär und kaum verkraftbar. Die Politik müsse mehrere Geldsysteme nebeneinander zulassen, das beste werde dann überleben. Schäffler trat auf einem Kongress der “Österreichischen Schule der Nationalökonomie” in Wien auf.

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