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Der neue Leiter im Haus der jungen Arbeiter

Dornbirn - Seinen ersten Arbeitstag hat Peter Mayerhofer, der neue Leiter des Hauses der jungen Arbeiter in Dornbirn, hinter sich. Das Büro ist bezogen, die ärgste Nervosität vorbei.

Der kürzlich verstorbene Kaplan Emil Bonetti ist im Haus noch überall gegenwärtig. An der Eingangstür pickt sein Konterfei, im Hausgang und in den Zimmern seiner engsten Mitarbeiter.

Auch unter den Bewohnern und Mitarbeitern ist der Mann, der sich fünf Jahrzehnte für das Haus der jungen Arbeiter und dessen Bewohner eingesetzt hat, noch Gesprächsthema. Zwei Asylanten aus Georgien und dem Kosovo, die seit vier Jahren hier wohnen und gerade miteinander einen Kaffee trinken, bedauern den Tod des Kaplans sehr. „Er war ein feiner Kerl und ist immer bei uns im Speisesaal gesessen“, so Shpetim, der Kosovaner. Eines wird er dem Kaplan nie vergessen: „Er hat mir 300 Euro für meine Familie gegeben.“ Auch der Georgier erinnert sich mit dankbarem Herzen an Bonetti. „Ich durfte bei ihm im Garten arbeiten. Er war zufrieden und ich war zufrieden.“ Beide ließen es sich nicht nehmen, sich von ihm in der hauseigenen Kapelle – dort war der Kaplan aufgebahrt – zu verabschieden.

„Die Kapelle war knallvoll“, mischt sich jetzt Slavica ins Gespräch ein. Die Kosovanerin putzt ein paar Meter weiter die Fenster. Sie hat das Gespräch aufmerksam mitverfolgt. Und jedes Wort mitbekommen. Das Gespräch über den Kaplan hat ihr Tränen in die Augen getrieben. Denn Slavica trauert noch um ihn. „Es war für mich und meine Familie schwer, ihn zu verlieren“, sagt sie mit schimmernden Augen. Denn ihm habe ihre Familie alles zu verdanken: „Er hat uns aufgenommen als wir 1992 aus dem Kosovo flüchteten. Er hat uns eine Wohnung besorgt und Arbeit gegeben.“ Slavica hält inne, wischt sich verschämt eine Träne von der Wange. Vergeblich. „Für uns war er wie ein Vater“, sagt sie unter Tränen.

Seit dem Weggang Bonettis fürchtet sich Slavica vor der Zukunft. „Ich weiß nicht was kommt“, sagt sie und wirft einen skeptischen Blick auf den neuen Leiter, Peter Mayerhofer. Er muss erst noch das Vertrauen der Menschen im Hause gewinnen.

Mayerhofer ist sich bewusst, „dass der Kaplan eine riesengroße Lücke hinterlassen hat, die kann man nicht eins zu eins schließen“. Dennoch wagt er sich an die „große Aufgabe“ heran. „Ich bin zuversichtlich, sonst hätte ich diese Herausforderung nicht angenommen.“ Aber in Bonettis „große Fußstapfen“ will der 37-Jährige nicht treten. „Denn ich muss meinen eigenen Weg finden.“ Letztlich habe er, Mayerhofer, die Stelle angenommen, „weil ich in diesem Haus Menschen dienen kann, die es bitter notwendig haben“. Der Vater zweier Kinder sieht es als Berufung an, den “Ärmsten Vorarlbergs“ zu helfen.

Als junger Mann wollte Mayerhofer, ein gebürtiger Bludescher, Priester werden. Er besuchte das Priesterseminar, trat dann aber aus, „weil ich erkannte, dass es für mich nicht der richtige Weg ist“. Der Theologe arbeitete in der Folge ein Jahr lang als Pastoralpraktikant in der Pfarre Hatlerdorf. In dieser Funktion war er einmal wöchentlich im Haus der jungen Arbeiter seelsorgerisch tätig. „Das war eine starke Erfahrung. Da entdeckte ich das Tiefmenschliche in den Außenseitern der Gesellschaft.“ 1998 begann er beim Pastoralamt zu arbeiten als Leiter des Bereichs „Kirche und Welt“. Zuletzt leitete er die Katholische Jungschar.

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