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Der Friedhof der Namenlosen

&copy APA / Der Friedhof der Namenlosen
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In unserer Serie "Geheimnisvolles Wien" widmen wir uns dieses Mal dem sicher unheimlichsten Friedhof Wiens und der weltweit einzigen Begräbnisstätte, die ausschließlich den Opfern eines Flusses vorbehalten ist.

In Albern, wo das Auwald- und Wiesengebiet an den Hafen grenzt, liegt der kleine Friedhof. Man findet ihn unschwer, folgt man dem Schild von der Straße hinein in den großen Ladeplatz des Albener Hafens, weit nach hinten, wo das Augebiet beginnt. 1854 fand dort die erste Beisetzung einer unbekannten Wasserleiche statt. Ein Wasserwirbel trieb bei Stromkilometer 1918 immer wieder neben Treibgut auch die Körper von Ertrunkenen an Land.

In der verdorbenen Auenlandschaft – nur die 1935 errichtete Auferstehungskapelle weist auf den Friedhof hin – wurde deshalb ein Stückchen Erde für all die -meist- unbekannten Toten als letzte Ruhestätte gewidmet. Zwischen 1900 und 1940 fanden hier 102 Menschen ihre letzte Ruhestätte. Nur 44 von ihnen konnten identifiziert werden. Der Ort hat etwas sehr Mystisches an sich und ist mit Sicherheit der unheimlichste Friedhof, der in ganz Wien zu finden ist.

“Ertrunken durch fremde Hand”

Die Gräber sind einfache, schmucklose Erdhügel, ohne Umrandung, ohne Grabstein. Geziert durch ein einfaches schmiedeeisernes Kreuz mit einem weißen oder silbernen Jesus. Auf den meisten Schildern steht “namenlos”, “unbekannt”, “männlich”, “weiblich” und vielleicht noch ein Datum – jenes, an dem die Leiche angeschwemmt wurde. “Ertrunken durch fremde Hand 1904.”, ist auf einem zu lesen. “Ertrunken beim Bau des Hafens 1939”, steht auf einem anderen.

Als 1939 jener Alberner Hafen gebaut wurde, änderte die Strömung ihre Richtung, und so legte die Donau ihre Toten nicht mehr beim Friedhof der Namenlosen nieder. Das Gedenken an die vielen Toten, die die Donau gefordert hat, halten Fischer am ersten Sonntag nach Allerheiligen aufrecht, indem sie vom Alberner Hafen aus ein Floss mit der Inschrift „Den Opfern der Donau“ stromabwärts auf die Reise schicken.

Aus der Serie “Geheimnisvolles Wien”

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