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Das versunkene Dorf oder der Preis des Fortschritts

Das versunkene Dorf oder der Preis des Fortschritts
Das versunkene Dorf oder der Preis des Fortschritts ©VLK/Ch. Kess
Jeder kennt ihn, den versunkenen Kirchturm im Reschensee. Seine Geschichte können aber immer weniger Leute erzählen. Der Dokumentarfilm „Das versunkene Dorf“ geht auf Spurensuche und lässt die letzten ZeitzeugInnen zu Wort kommen.

Nach der Filmaufführung am Donnerstag im Cinema Dornbirn diskutierten die Filmemacher Georg Lembergh und Hansjörg Stecher u.a. mit Landesrat Johannes Rauch über die Themen Heimatverlust und die negativen Folgen des sogenannten wirtschaftlichen Fortschritts.

Schmerzhafte Entwurzelung

Im August 1950 versinkt das blühende Südtiroler Dorf Graun mit allen Äckern und Feldern in den Fluten des Reschenstausees. Fast über Nacht werden die Bewohner von ihren Höfen vertrieben und nur notdürftig abgegolten. Allein in Graun werden etwa 70 Familien vertrieben, über 100 Häuser zerstört und knapp 400 Hektar fruchtbaren Kulturbodens zerstört. „Der Film zeigt eindrücklich, dass Vertreibung Entwurzelung bedeutet und für die Betroffenen immer extrem schmerzhaft ist“, so Rauch.

Verlorene Heimat

Heute, fast siebzig Jahre später, ist aus der Handvoll eilig errichteter Häuschen wieder ein kleines Dorf geworden. Trotzdem ist unter den Alten die Trauer um ihre verlorene Heimat immer noch groß, die Wunden heilen nur langsam und der See bleibt für sie ein Fremdkörper. Die Jüngeren, die die Seestauung nur mehr aus Erzählungen kennen, befreien sich mit neuem Selbstbewusstsein aus der lähmenden Umklammerung der Kraftwerksgesellschaft und nutzen das schwierige Erbe für ihre Zwecke – als Abenteuerplatz, Erholungsraum oder Tourismuskapital.

(Red.)

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