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Dabei sein ist alles

Zahlreiche Menschen finden den Weg in die Harder Seesportanlagen: Kinder, Eltern, Oma, Opa, Onkel, Tante - insgesamt über 400 Teilnehmer. Sie alle laufen für Vanessa.

Seit einem Unfall vor eineinhalb Jahren ist die Siebenjährige querschnittgelähmt. 50 Prozent der erlaufenen Rundengelder erhält sie für spezielle Therapien. 50 Prozent fließen in die Jugendförderung des Handballclubs.

Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. „Ich bin jetzt schon ganz fertig“, schnaubt ein Teilnehmer und lässt sich auf den gepflegten Rasen der Seesportanlage fallen. Daneben bereitet sich Dr. Martin Kloser auf den Lauf vor. 13 Runden hat er sich vorgenommen und trotz der Hitze täglich trainiert. „Gestern Abend habe ich eine große Portion Spaghetti Gorgonzola verdrückt und heute Kartoffeln mit Bergkäse“, erzählt er, „das gibt Power.“ Auch Bürgermeister Hugo Rogginer ist mit von der Partie. „Rennen kann ich noch nicht“, erklärt der erst kürzlich an der Bandscheibe Operierte, „aber laufen, das geht schon.“

Ein Stückchen weiter – lautes Gelächter. „Ich hab keine anderen,“ rechtfertigt sich ein junger Mann. 1988 habe er die Turnschuhe gekauft und nun aus dem hintersten Winkel eines Kastens wieder ausgegraben. „Spinnweben musste ich sogar noch wegmachen,“ lacht er.

Langsam in Gedanken vertieft steigt die 32- jährige Sabrina die Stufen zur Startnummernausgaben hinauf. Das letzte Jahr war nicht nur für die kleine Vanessa, sondern auch für sie vom Schicksal geprägt. Nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt, saß sie selbst wochenlang im Rollstuhl. Dank ihrer Kämpfernatur und intensiver Physiotherapie kann sie heute wieder laufen. Ganz klar, dass sie sich nun für die kleine Vanessa einsetzt. „Meine Tochter heißt auch Vanessa, ist nur ein Jahr jünger wie du und hat auch so schöne blonde Haare“, erzählt sie dem Mädchen. Zwei Runden hat sie sich vorgenommen. Ein bisschen ist sie auch stolz auf sich selbst. „Auf betonierten Straßen geht’s gut“, erklärt sie, „aber auf den unebenen steinigen Wegen und auf der Wiese muss ich mich auf meine Beine konzentrieren und ganz langsam gehen. Da fühl’ ich mich schon noch sehr unsicher.“ Ein Stückchen weit laufen die beiden zusammen. Vanessa im Rollstuhl, geschoben von Mama Verena mit der Startnummer eins und Sabrina daneben mit der Starnummer 197. Unterstützung gab’s auch vom Rollstuhlclub Vorarlberg. Hubert Kilga und drei weitere Rollstuhl-Sportler drehten nicht nur ihre Runden, sondern brachten auch einen Scheck in Höhe von 1000 Euro mit.


„Es ist uns nicht wichtig, dass möglichst viele Profis dabei sind“, freut sich Markus Mager über den Erfolg, „wir wollen einen Lauf für jedermann, egal ob alt, ob jung, ob gelaufen, gegangen oder spaziert wird. Und ganz wichtig – der gesellschaftliche Aspekt. Dar Hock danoch bei Brot, Würschtl und Bier.“ Das Konzept der „Aktion Stundenlauf“ des Handballclubs Alpla HC Hard ist voll aufgegangen. Waren es letztes Jahr stolze 363 Teilnehmer, wurden mit über 400 dieses Jahr alle Erwartungen übertroffen. „Ich bin überglücklich“, freut sich Verena Achmüller, „dass so viele Menschen für unsere Vanessa laufen, damit hätten wir nie gerechnet.“

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