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D: Schröder-Buch sorgt für Wirbel

Die Medienoffensive von Altkanzler Gerhard Schröder zur Veröffentlichung seiner Memoiren hat in Deutschland bei Gewerkschaften und in den Parteien für Wirbel gesorgt.

Führende Gewerkschaftsfunktionäre wehrten sich vehement gegen die Vorwürfe Schröders, sie hätten auf dessen Sturz hingearbeitet. „Nicht wir haben Wahlen verloren, sondern sie haben Wahlen verloren“, sagte DGB-Chef Michael Sommer an die Adresse Schröders und der SPD.

Führende CDU-Politiker reagierten mit Spott und Häme auf die Kritik des Altkanzlers an seiner Nachfolgerin Angela Merkel. Am Montag wurden im „Spiegel“ und in der „Bild“-Zeitung erste Auszüge aus der Schröder-Autobiografie mit dem Titel „Entscheidungen: Mein Leben in der Politik“ abgedruckt. Bereits am Wochenende hatte sich der Altkanzler in zwei grossen Interviews auf der politischen Bühne zurückgemeldet. Darin hatte er über den Führungsstil Merkels gesagt: „Gelegentlich scheint mir ein ’Basta’ zu fehlen.“

Führende CDU-Politiker wiesen die Kritik mit scharfen Worten zurück. „Herr Schröder ist gescheitert und aus dem Amt geflüchtet“, sagte der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt der „Sächsischen Zeitung“. „Deswegen ist er denkbar ungeeignet, seiner Nachfolgerin Ratschläge zu erteilen.“

Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach sagte dem Sender N24: „Das nennt man im Fussball nachtreten, und da gibt’s normalerweise die rote Karte.“ Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) empfahl Schröder, sich ein Beispiel an Michael Schumacher zu nehmen. Der habe gezeigt, wie man eine Karriere beendet. Zwtl: Beck hält Kritik der CDU für „völlig überzogen“ SPD-Chef Kurt Beck bezeichnete die Kritik aus der Union als „völlig überzogen“. Das Buch Schröders zeichne sich durch grosse Sachlichkeit und Nüchternheit aus, sagte er. Niemand könne sich dadurch persönlich beleidigt fühlen. Eine Belastung für die grosse Koalition sehe er darin nicht. Für noch mehr Aufsehen sorgte Schröder mit seiner scharfen Kritik an den Gewerkschaften. Besondere Verantwortung für die Wahlniederlage der SPD wies er dem IG-Metall-Vorsitzenden Jürgen Peters und ver.di-Chef Frank Bsirske zu. DGB-Chef Sommer hielt er vor, „ständig umzufallen“ und damit Positionen nicht gegen Widerstand zu vertreten. Sommer sagte im ZDF, schon beim Abgang von Willy Brandt und Helmut Schmidt sei behauptet worden, die Gewerkschaften hätten sie gestürzt, „und jetzt ist Schröder der Dritte“. „Die sollten sehr viel mehr darüber nachdenken, was sie verantwortet haben, dafür, dass sie die Wahlen verloren haben“, erklärte der Gewerkschafter. Peters selbst hatte die Angriffe bereits in der „Welt am Sonntag“ scharf zurückgewiesen und erklärt, er habe gehofft, dass Schröder inzwischen „in der Lage gewesen wäre, ehrlich in den Spiegel zu schauen und eigene Fehler und die Folgen seiner Politik zu sehen“. Der ebenfalls von Schröder scharf attackierte Bsirske wollte sich auf AP-Nachfrage am Montag nicht zu den Vorwürfen äussern.

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