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D: Fünf Schwerverletzte bei Amoklauf

Bei einem Amoklauf in einer Schule in Emsdetten im Münsterland hat ein 18-jähriger Ex-Schüler am Montag fünf Menschen schwer verletzt und sich anschließend selbst getötet. 

Bei dem mit Schusswaffen und Sprengsätzen bewaffneten Mann handelte es sich den Ermittlern zufolge offenbar um einen Einzeltäter, der die Tat zuvor im Internet angekündigt und einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte.

Als mögliches Motiv nannte NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) einen „Racheakt“. Laut einem Zeitungsbericht soll der Amokläufer nach Schüler-Angaben ein fanatischer „Counterstrike“-Spieler gewesen sein. Das Computerspiel wird oft als gewaltverherrlichend kritisiert.

Bei den Schwerverletzten handelt es sich um den Hausmeister der Schule sowie drei Mädchen und einen Buben. Die Schüler erlitten Schusswunden in der Brust, an der Hand, am Knie und am Arm; der Hausmeister wurde von einer Kugel in den Bauch getroffen. Zudem trug eine Lehrerin leichte Gesichtsverletzungen davon. Lebensgefahr bestehe „im Augenblick wohl bei keinem“, sagte der Münsteraner Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. Weitere fünf Menschen erlitten laut Schweer leichte Blessuren. Außerdem trugen 16 Polizisten Rauchgasvergiftungen davon, als der Täter beim Eintreffen der Polizei Rauchbomben in dem Schulgebäude zündete.

Nach Polizeiangaben war der mit einer schwarzen Sturmhaube maskierte Ex-Schüler um kurz vor 9.30 Uhr in die Geschwister-Scholl-Realschule eingedrungen und hatte im Gebäude offenbar wahllos auf Menschen geschossen. Die meisten Schüler seien während der großen Pause auf dem Schulhof gewesen und hätten das Gelände fluchtartig verlassen, berichtete Schulleiterin Karola Keller. Andere seien in das Gebäude gelaufen. Sie wurden später in die Aula in Sicherheit gebracht. Die Lehrer, denen zum Teil selbst Tränen die Wangen hinuntergelaufen seien, hätten eine Panik unter den Schülern verhindern können, sagte die Schulleiterin. Als vier Funkstreifenbeamte in die von rund 690 Schülern besuchte Realschule vordrangen, zog sich der 18-Jährige laut Polizei ins Obergeschoss zurück und zündete die Rauchbomben. Das Schulgebäude wurde umgehend evakuiert und weiträumig abgeriegelt.

Den Täter fanden SEK-Beamte kurz darauf im stark verqualmten Obergeschoss tot auf dem Boden liegend. Neben ihm lagen zwei abgesägte Gewehre. Eine Obduktion soll nun klären, ob der 18-Jährige in Suizidabsicht einen Sprengsatz zündete oder durch einen Schuss aus seiner eigenen Waffe starb. Den Ermittlern zufolge wurde der Ex-Schüler nicht von einer Polizeikugel getroffen.

Schweer zufolge hatte der 18-Jährige die Tat auf zwei Hompepages angekündigt, die am Montag vom Netz genommen wurden. Auf den Seiten waren auch Fotos des Schülers in martialischen Posen zu sehen. Die Internetbotschaften des 18-Jährigen zeugten von „allgemeinem Lebensfrust“, sagte Schweer. Der frühere Realschüler habe im Netz auch einen Selbstmord angedeutet, „der relativ spektakulär sein soll“. Dem Oberstaatsanwalt zufolge war der 18-Jährige für die Justiz kein Unbekannter: Gegen ihn lief ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz; die Hauptverhandlung gegen den Ex-Schüler sollte am Dienstag in Rheine eröffnet werden. Schweer fügte hinzu, für Kontakte des Täters zu extremistischen Organisationen gebe es „keine Anhaltspunkte“.

Ein früherer Lehrer des Täters beschrieb den 18-Jährigen vor Ort als „etwas verschlossenen Schüler, zu dem man wenig Zugang hatte“. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagausgabe) zitierte Mitschüler mit der Aussage, der „Counterstrike“-Spieler habe „immer schwarze Klamotten und Springerstiefel“ getragen: „Wir hatten Angst vor ihm.“ Am Tatort kümmerten sich zehn Notfall-Seelsorger um die Angehörigen der Verletzten. Nach Angaben der Ermittler mussten die Eltern des Amokläufers nach der Tat ärztlich betreut werden: Der Vater wurde auf die Intensivstation gebracht; auch die Mutter erlitt einen schweren Schock.

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