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Coronavirus: Androsch warnt vor zweitem Lockdown

Hannes Androsch warnt vor einem zweiten Lockdown.
Hannes Androsch warnt vor einem zweiten Lockdown. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Der ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch warnt vor einem zweiten Lockdown. Außerdem fordert er ein großes Konjunkturpaket.

Der Industrielle und ehemalige SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch appelliert an die türkis-grüne Regierung, angesichts der Coronakrise so schnell wie möglich ein großes Konjunkturpaket für die nächsten eineinhalb Jahre zu schnüren. Die Unternehmen bräuchten dringend Aufträge, sonst gebe es eine Pleitewelle und noch höhere Arbeitslosenzahlen, sagte Androsch am Dienstag vor Journalisten in Wien.

Corona-Hilfen bisher bürokratisch und langsam umgesetzt

Die Corona-Hilfen der Regierung für die Unternehmen sind nach Ansicht des Industriellen bisher bürokratisch und langsam umgesetzt worden. Androsch ist Miteigentümer des Leiterplattenherstellers AT&S, des Salzproduzenten Salinen Austria und der Kurzentren Vivamayr. "Die Corona-Hilfsmaßnahmen sind weitgehend glanzvoll gescheitert", sagte der Unternehmenslenker. Die Schweiz und Deutschland hätten die Rettungsmaßnahmen schneller abgewickelt und würden nun wirtschaftlich besser dastehen.

Die handelnden Politiker in Österreich bezeichnete Androsch als "Ankündigungshelden". Die von der Regierung umgesetzte Investitionsprämie sei "sehr schön" für Unternehmen, die bereits Investments für Forschung & Entwicklung (F&E) geplant hätten, es seien aber wohl keine neuen F&E-Investitionen dabei, weil die Vorlaufzeit zu lange sei.

Im Rahmen eines Corona-Konjunkturpakets könnte laut Androsch die sogenannte "Breitbandmilliarde" schneller umgesetzt werden sowie Schulen, Universitäten und Kasernen renoviert werden. Die Ankurbelung des privaten Konsums sei mit Gutscheinen zielführender, weil Geldleistungen vor allem die Sparquote erhöhen würden. In Krisenzeiten werde lieber gespart als konsumiert. Als positives Beispiel nannte der Ex-SPÖ-Politiker den Gastrogutschein in Wien.

Androsch warnt vor zweitem Lockdown

Androsch warnte vor den Auswirkungen eines zweiten Lockdowns in Europa und Österreich. "Was wir erleben, ist ein schleichender Lockdown." Die fehlenden Exporte und ausländischen Touristen könne man lokal in Österreich nicht ersetzen. Dies sei "eine Katastrophe" für die heimische Wirtschaft. Ein zweiter Lockdown würde "eine Welle von Geschäftsschließungen bedeuten", warnte der Industrielle. Die Lage sei bereits für viele Unternehmen sehr angespannt.

Von 2010 bis September 2020 war Androsch auch Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung. Der FTE-Rat ist ein Beratungsorgan der Bundesregierung. Derzeit ist er noch Aufsichtsratsvorsitzender des AIT (Austrian Institute of Technology), der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung in Österreich. Kritik übte Androsch an der Wissenschafts- und Forschungspolitik der Regierung. Das Grundlagenforschungsbudget sei "schlecht" dotiert. Als Negativbeispiel verwies er auf den aktuellen Chemienobelpreis. Der Preis geht heuer an Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna für die Entdeckung der Genschere. Charpentier leitete von 2002 bis 2009 eine Forschungsgruppe an der Uni Wien. Die Wissenschafterin hätte man damals nicht ziehen lassen dürfen, so Androsch.

(APA/Red)

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