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Corona ist "Beschleuniger" für Vorerkrankungen

Häufig leiden Patienten nach einer Corona-Infektion unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen.
Häufig leiden Patienten nach einer Corona-Infektion unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen. ©APA/dpa/Maurizio Gambarini
Zwei Drittel der Patienten klagen ein Jahr nach überstandener Corona-Infektion über Nervensystem-Erkrankungen, berichteten Mediziner bei einer Pressekonferenz in Wien.

Nur zwölf Prozent der Probleme traten bei den Patienten aber erstmalig durch die SARS-CoV-2-Erkrankung auf. "Das Virus wirkt zum Teil also als Brandbeschleuniger der pathologischen (Anm.: krankmachenden) Prozesse", sagte Nervenfacharzt Christian Enzinger.

Corona ist "Brandbeschleuniger" für Vorerkrankungen laut Neurolgen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie die Coronaviren das Nervensystem schädigen können, so Enzinger, der an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Graz arbeitet. Teils infizieren sie direkt das zentrale Nervensystem, verursachen Gefäßentzündungen, öffnen die Blut-Hirn-Schranke und führen zur Bildung kleiner Blutgerinnsel, die etwa Äderchen im Gehirn verstopfen, wie sein Kollege Raimund Helbok von der Medizinischen Universität Innsbruck herausgefunden habe. Mögliche indirekte Auslöser wären systemische Infektionen, überschießende Reaktionen des Immunsystems und Sauerstoffmangel.

Nach Corona: Häufig treten Schlaf- und Konzentrationsstörungen auf

Die häufigsten neurologischen Symptome ein Jahr nach einer Coronavirus-Infektion sind Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Geruchs-, sowie Geschmacksstörungen, Vergesslichkeit und Kopfschmerzen. Viele Patientinnenen und Patienten klagen auch über Gliedmaßenschwäche und Schwindel. Halluzinationen, Tinnitus (Geräusche ohne zuordenbare Schallquelle) und Ohnmachtsanfälle traten ebenfalls auf.

Symptome durch Corona verstärkt, aber nicht ausgelöst

Nur bei zwölf Prozent der Patienten sind solche neurologischen Beschwerden vorher nicht aufgetreten oder bekannt gewesen, so Enzinger. Sie wurden demnach meist durch Covid-19 verstärkt, aber nicht ursprünglich ausgelöst.

850 Neurologen werden über neuste medizinische Erkenntnisse reden

Die 19. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie findet von 18. bis 20. Mai in Graz statt. "850 Neurologen werden die neuesten medizinischen Erkenntnisse diskutieren und wie man aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis überführen kann", so Petra Schwingenschuh von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Graz.

(APA/Red)

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