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Coppola präsentierte sein neuestes Werk in Rom

Am Samstag feierte "Youth without Youth" beim erst zweiten Filmfestival am Tiber Premiere. Der neue Film vom Altmeister Francis Ford Coppola und seiner Tochter Sofia ließ lange auf sich warten. Bei Filmkritikern rief er vornehmlich Befremden hervor.

Geschlagene zehn Jahre lang hatte er kein Werk vorgestellt, der Oscar-verwöhnte Altmeister des amerikanischen Kinos. Und dann suchte sich Francis Ford Coppola nicht Cannes, Berlin oder Venedig aus, um seinen ersten Film seit „Der Regenmacher“ der Welt zu präsentieren. Nein, der 68-Jährige mit den süditalienischen Wurzeln beglückte das römische Filmfestival, das erst in zweiter Auflage läuft und sich noch mausern muss. Coppolas neuer Film „Youth Without Youth“ (Jugend ohne Jugend) ist eine mysteriöse Love Story, in der Bruno Ganz mit einer kleinen, aber feinen Rolle und die verwandlungsfähige Alexandra Maria Lara beeindrucken. Samt der Regie- Kollegin und Tochter Sofia für die Premiere am Samstag an den Tiber gereist, brach Coppola somit eine Lanze für die römische Art, Kino zu feiern: „Weil man hier noch Filme für die Zuschauer auswählt und vorführt.“

Es war stiller geworden um den Mann, der mit dem Vietnam-Epos „Apocalypse Now“ und dem dreiteiligen Mafia-Thriller „Der Pate“ Filmgeschichte geschrieben hat. Mit fünf Oscars preisgekrönt bei 14 Nominierungen, hatte sich Coppola über lange Jahre hinweg in eines seiner Riesenprojekte mit dem sinnigen Titel „Megalopolis“ verstrickt – „es war wie die unerwiderte Liebe zu einer Frau“, wie er heute die Zeit des Frusts sieht. Dann legte ihm jemand ein Buch des rumänischen Philosophen, Religionswissenschaftlers und Romanciers Mircea Eliade auf den Nachtisch. „Es war wie eine Offenbarung, meine Kreativität lag am Boden damals, mir ging es wie dem Protagonisten in dem Buch.“

Herausgekommen ist ein „anderer“ Coppola, der alle Dinge zwischen Leben und Tod hemmungslos ausloten will. In dem zweistündigen „Youth without Youth“ ist der gealterte Linguistik-Professor Dominic Matei (Tim Roth) noch immer auf der Suche nach dem Ursprung der Sprache – seinem Lebenswerk. Von einem Blitz getroffen, vollzieht sich an Matei eine wundersame Verjüngung bei gleichzeitig phänomenal wachsendem Intellekt. Es ist die Zeit der Nazis, und die interessieren sich mächtig für die Frage, wie man mit Millionen-Volt-Schlägen wie bei einem Blitz vielleicht den “Übermenschen“ schaffen kann. Auf der Flucht – sein Professor Stanciulescu (Bruno Ganz) hat ihn zunächst noch abschirmen wollen – machen es Seelenwanderung und Wiedergeburt möglich, dass er seine verlorene Liebe (Alexandra Maria Lara) trifft.

Wie kann man ein ebenso schwieriges wie anspruchsvolles Kaleidoskop über das menschliche Bewusstsein und die Bedeutung der Zeit filmen, mit Dialogen selbst in Sanskrit und in einer erfundenen Sprache? „Das ist doch auch ein Krimi und eine Liebesgeschichte und jeder kann sich herausziehen, was er will“, meint der Meister nach diesem Griff zu dem Buch des für den modernen Schamanismus wichtigen rumänischen Autors. Immerhin hat der – 1986 gestorbene – Rumäne dem Regisseur den Drive zurückgegeben: Coppola arbeitet in Buenos Aires an Tetro“, einer italienischen Familiengeschichte in Argentinien.

Auch wenn die Filmpresse befremdet und fast etwas gequält auf Coppolas Werk rund um Magie und Übersinnliches in einer Zeitmaschine reagierte – „man muss sich mit Geduld und Passion bewaffnen“ („La Repubblica“), so stand Rom doch im Zeichen des Meisterregisseurs. „Ich habe den Film gemacht, den ich machen wollte“, sagt der Mann, der es nicht mehr nötig hat, nach Wettbewerbspreisen zu schielen:
„Meine Herausforderung? Nicht noch einmal einen „Paten“ zu drehen.“
Quelle: dpa

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