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Chinesen bauen Weltkulturerbe-Ort Hallstatt nach

Der Weltkulturerbe-Ort Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut soll in der chinesischen Provinz Guangdong für ein Wohnprojekt eins zu eins nachgebaut werden - inklusive See.

 ”Man kann das doch nicht machen, ohne die Behörden oder die Eigentümer der Häuser zu fragen”, wird ein erboster Bürgermeister Alexander Scheutz (S) in einem Bericht der “Presse” (Mittwoch-Ausgabe) zitiert. Er hat sich an Landeshauptmann Josef Pühringer (V) und die Behörde gewandt, die das Weltkulturerbe verwaltet.

 Monika Wenger, Chefin des Hotels “Grüner Baum”, hat die Pläne für das Großprojekt zu Gesicht bekommen: “Das sind Zeichnungen von verschiedensten Balkonbrettern, von Dachgiebeln, Fensterläden bis hin zur Pflasterung der Straßen und Plätze, Denkmäler, einfach alles. Diese Dokumentation ist genauer, als das, was ich bis dato im Museum gesehen habe.” Wie sich herausstellte, waren vermutlich schon seit Jahren chinesische Architekten immer wieder für längere Zeit in der Gemeinde zu Besuch. Hallstatt ist in Asien und speziell in China sehr populär, jedes Jahr kommen tausende Touristen in die Ortschaft.

Gesamter Innenort wird nachgebaut

Die Beliebtheit und Bekanntheit soll für ein Wohnprojekt in der aufstrebenden, reichen Provinz Guangdong in der Nähe der Stadt Huizhou genutzt werden. Nachgebaut wird die evangelische Kirche, das Hotel “Grüner Baum”, der Marktplatz mit seinen umgebenden Häusern, die Dreifaltigkeitssäule, der Badergraben und sogar der Hallstätter See – der allerdings nicht maßstabsgetreu. Die seitenverkehrte Hallstatt-Kopie soll Geschäfte, Restaurants und Freizeitbetriebe beherbergen, rundum entstehen Ein- und Mehrfamilienhäuser in luxuriösem Stil. Über den Stand des Projekts gibt es unterschiedliche Angaben, laut einigen Aussagen soll der Baubeginn noch heuer erfolgen.

Scheutz findet die Kopie “schon ziemlich erschreckend”. Er sei heuer im Mai von dem chinesischen Unternehmen mit dem Hinweis kontaktiert worden, dass man in Guangdong “ein paar Häuser im Stil von Hallstatt errichten” will. Dass das eine detailgetreue Kopie werden soll, habe er erst durch Monika Wenger erfahren, so der Bürgermeister. “Wir werden nicht zulassen, dass die unseren Ort einfach nachbauen.” Für Juli hat sich eine Abordnung aus China angesagt, die über eine “Kooperation” reden möchte, wie es bei der Vereinbarung des Treffens hieß. Von einem identen Nachbau Hallstatts war damals keine Rede. Scheutz: “Wir werden sehen, was dabei herauskommt.”

Gegner, aber auch Befürworter

Ein “Geschenk” ist der geplante Hallstatt-Nachbau für die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dachstein-Salzkammergut, Pamela Binder. Es sei eine “tolle Werbung”, denn eine flächendeckende Bearbeitung des immer wichtiger werdenden chinesischen Marktes wäre aus finanziellen Gründen gar nicht möglich, wie sie im APA-Gespräch sagte.

 ”Sie hätten ja auch das Riesenrad nehmen können”, freut sich Binder darüber, dass der Welterbe-Ort in Fernost so viel Anklang findet. Dass die Gäste durch die Kopie davon abgehalten werden, nach Österreich zu kommen, glaubt sie nicht: “Wenn ich mir den Eiffelturm im Minimundus ansehe, heißt das auch nicht, dass ich ihn in echt nicht mehr besichtige.” Ganz im Gegenteil, nach dem asiatischen Motto, nicht das Gesicht zu verlieren, sei es für die Menschen wichtig, das Original besucht zu haben, erwartet sie.

Die Gäste aus China würden immer mehr, so Binder. Wie auch andere asiatische Urlauber bleiben sie meist nur ein bis zwei Tage, weil sie größere Touren durch Europa machen, auf denen Hallstatt eine zentrale Station ist. Wichtig sei, dass bei dem Projekt in Guangdong auf das originale Hallstatt verwiesen wird, wünscht sich die Touristikerin. (APA)

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