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"Casanova" muss hinter Gitter

Ein 35-jähriger türkischer "Charmeur" war offensichtlich der Anstifter sämtlicher Betrügereien.

1993 fand auf ein Bregenzer Geldinstitut ein “fingierter
Banküberfall” statt. Erst Jahre später flog die Sache auf. Eine Angestellte
hatte darin den letzten Weg gesehen, den Geldforderungen ihres Freundes
nachzukommen. Dafür muss sie drei Jahre ins Gefängnis, ihr Freund – der als
Anstifter fungierte muss für viereinhalb Jahre hinter Gitter.

Kennengelernt hatte die 55-jährige Bankangestellte den attraktiven Türken
1992 in ihrem Bregenzer Stammlokal. Er war Kellner und bemühte sich
zunehmend um die Gunst seines weiblichen Gastes.
Ein paar Monate später verbrachte man einen gemeinsamen Urlaub in der
Türkei. Ab diesem Zeitpunkt begann der Mann dann die Frau förmlich
“auszunehmen”. Anfangs war von “Geld leihen” die Rede, später wurde klar:
die Rückzahlung wird wohl noch etwas dauern.

Kein Vorwand war dem Mann zu schäbig um zu neuer Liquidität zu kommen.
300.000 Schilling hat der Mann pro Monat im Casino verspielt. Über 300 mal
forderte er dort das Glück heraus. War ihm das Glück einmal hold, fuhr er
mit ständig wechselnden BMWs der Fünfer-Klasse in die Türkei. Und zwar –
und das ist das Erstaunliche – immer wieder mit “neuen” Angebeteten. Fast
wie aus einem Mund gaben alle geschädigten Frauen vor Gericht an: “Ich habe
ihn geliebt, ihm seine Vorwände abgekauft und aus Angst ihn zu verlieren
ihm blind vertraut”.

Die Vorwände des Mannes zeugen auch von unglaublichem Einfallsreichtum. Die
Palette reicht von krankem Kind, das dringend eine Operation benötigt bis
hin zum Schadenersatz für verunfallten Motorradlenker mit Dauerschäden.
Immer wieder “gingen ihm die Frauen auf den Leim”. Sogar im Gefängnis
eroberte er in kürzester Zeit eine neue “Bekannte” die ihm sofort Briefe
schrieb.

Eine der Frauen, die mit ihm ein heute zweijähriges Kind hat, geriet durch
seine Bekanntschaft noch weiter in finanzielle Schwierigkeiten. Sie
versuchte – selbst unter größtem finanziellen Druck stehend – die
Bankangestellte mit dem Wissen um die Bankbetrügereien zu erpressen und
muss für 15 Monate hinter Gitter.
Die Bankangestellte, die aus Verzweiflung Selbstmord begehen wollte, steht
einem Schuldenberg von acht Millionen Schilling gegenüber. Ihre Wohnung
wird derzeit versteigert. Sie wird die nächsten drei Jahre im Gefängnis
“wohnen”. Ihr einstiger Liebhaber wurde wegen Betrug, Erpressung und und
Diebstahl zu viereinhalb Jahren unbedingt verurteilt. Die Urteile sind noch
nicht rechtskräftig.

von Toni Meznar

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