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„Krawuzi Kapuzi“: Kasperl vor dem Aus

Der Wiener Traditionskasperl in der Urania kämpft mit sinkenden Zuschauerzahlen und für Unterstützung durch die Stadt.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) will sich nun in Krisengespräche mit der Puppenbühne begeben. Ihm habe man dies zwar noch nicht mitgeteilt, er freue sich aber, beschied Theaterdirektor und Kasperl-Spieler Manfred Müller. Allerdings erwarte er sich keine Direktzahlung von der Stadt.

„Ein Subventionsfreund bin ich sicher nicht“, stellte Müller klar. Aber die Monatsmiete in Höhe von 6.540 Euro für elf Spieltage in der Urania könnte gesenkt und die Werbung in den stadteigenen Medien intensiviert werden.

Eine Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit sei zwar denkbar, so eine Sprecherin von Mailath-Pokorny gegenüber der APA. Bei einem ersten Gespräch in den kommenden Tagen sollte es aber zunächst darum gehen, den Status quo zu erheben. Man wolle auch den ORF einbeziehen, der seit 1957 Stücke des Kasperls ausstrahlt. Zentral appelliere man aber an die Eltern, die Stücke von Pezi und Co zu besuchen.

Man benötige 60 Prozent Auslastung, um kostendeckend arbeiten zu können, wovon man in den vergangenen Jahren aber weit entfernt gewesen sei, bestätigte auch Müller. Im vergangenen Monat habe man etwa 55 Prozent Auslastung erreicht.

Zwar sei man nicht akut vom Konkurs bedroht, unterstrich der Direktor. Allerdings müsse man nun handeln, da mit Kasperltheater lediglich in den Monaten Oktober bis Dezember Geld zu verdienen sei, während in den anderen Monaten die Konkurrenz anderer Freizeitangebote zu groß sei. Und man müsse den Sommer irgendwie überleben.

Veraltet seien die seit 1949 unverändert gebliebenen Figuren jedenfalls sicher nicht, gab sich Müller zuversichtlich – das Metier funktioniere wie eh und je. Probleme würden eine sinkende Geburtenrate und die schlechte wirtschaftliche Lage bereiten. Deshalb soll der Kasperl nun Senioren in seinen Bann ziehen. Er wolle die Hemmschwelle zum Nostalgieerlebnis für Erwachsene senken, begründete Müller seine Initiative, die Wiener Seniorenresidenzen direkt mit Flyern anzuschreiben.

Dass es keine generelle Kasperl-Krise gibt, zeigt indessen das Beispiel des Praterkasperls. Diese Bühne, die seit Mitte dieses Jahres in einem neuen Haus im Wurstelprater residiert, verzeichnet eine Auslastung von bis zu 80 Prozent, wie Spielleiter und Kasperl-Spieler Thomas Ettl der APA versichert: „Wir sind eigentlich relativ zufrieden.“ Allerdings müsse man natürlich auch bedenken, dass man mit 60 Sitzplätzen deutlich kleiner als die Konkurrenz in der Urania sei.

Jedenfalls begeistere der Kasperl heue Kinder „mindestens genauso“ wie frühere Generationen, zeigte sich Ettl überzeugt. Um das Interesse des Publikums zu halten, pflegt man im Prater eine Mischung aus Tradition und Moderne. Zum einen prügelt der Kasperl noch kräftig auf den Teufel ein, was heutigen Medienpädagogen wegen angeblicher Brutalität ein Dorn im Auge sei, so Ettl. Zum anderen improvisiere man viele Stücke tagesaktuell. Derzeit im Angebot: „Der Teufel trägt Prada“.

Der Bund wird aktiv

Für den in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Wiener Kasperl in der Urania macht nun auch der Bund mobil: Die von BZÖ-Sozialministerin Ursula Haubner ins Leben gerufenen „Familie und Beruf Management GmbH“ forderte am Dienstag „Sofortmaßnahmen“ zur Rettung der Puppenbühne. Prokuristin Theresia Zierler, ehemals FPÖ-Generalsekretärin, hoffte auf ein „Happy End für Kasperl und Pezi“. Man habe bereits Sponsorenzusagen erhalten.

Bereits fix hätten eine Großbäckerei, ein Weingut und eine Werbeagentur ihre Unterstützung für die Puppen in der Urania zugesagt, bestätigte die Geschäftsführerin der „Familie und Beruf Management GmbH“, Irene Slama. Schließlich sei das Wiener Kasperltheater ein kleines Stück österreichischer Tradition.

Zierler erinnerte an die Zeiten der großen ORF-Übertragungen von Stücken der Kasperlbühne: „Wer kennt nicht die strahlenden Kinderaugen aus den Fernsehübertragungen.“ Sie werde sich deshalb nun mit Theaterchef Manfred Müller in Verbindung setzen, so Zierler.

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