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Busfahrer spitalsreif geschlagen: Prozess in Wien

Der 21-Jährige musste sich am Donnerstag wegen schwerer Körperverletzung verantworten.
Der 21-Jährige musste sich am Donnerstag wegen schwerer Körperverletzung verantworten. ©APA/HANS PUNZ
Anfang des Jahres wurde ein Busfahrer von einem Fahrgast spitalsreif geschlagen. Am Donnerstag kam es zum Prozess am Wiener Landesgericht.
Mann verpasste Ausstieg und ging auf Busfahrer los

Ein Busfahrer der Linie 5b ist Anfang des Jahres aus nichtigem Anlass von einem Fahrgast spitalsreif geschlagen worden. Der 21-Jährige hatte es verabsäumt, rechtzeitig das Haltesignal zu betätigen. Als ihm der Chauffeur die Türe des bereits abfahrenden Busses nicht mehr öffnete, bezog er Prügel. Der Täter wurde am Donnerstag am Wiener Landesgericht wegen schwerer Körperverletzung abgeurteilt.

Fahrgast schlug Busfahrer spitalsreif: 18 Monate Haft, vier unbedingt

Obwohl der Angeklagte bisher unbescholten und reumütig geständig war und darüber hinaus sogar eine teilweise Schadensgutmachung leistete, muss er ins Gefängnis. Richter Andreas Hautz verhängte über den Burschen 18 Monate Haft, davon vier Monate unbedingt. “Eine zur Gänze bedingte Strafe geht bei so etwas nicht mehr”, hieß es in der Urteilsbegründung. Zuletzt hatte der Gesetzgeber die Strafen für körperliche Übergriffe auf Öffi-Lenker verschärft, die in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit Zielscheibe von Gewalttätern werden.

Der gegenständliche Vorfall spielte sich am frühen Nachmittag des 4. Jänner auf der Klosterneuburger Straße ab. Weil der Buslenker ihn nicht mehr ausstiegen ließ, verpasste der 21-Jährige ihm zunächst eine Ohrfeige. “Ich hab’ das Handy rausgeholt und wollte die Polizei rufen. Darauf hab’ ich noch eine gekriegt, dass das Handy durch den Fahrgastraum geflogen ist”, schilderte der Chauffeur. Als er den Bus zum Halten brachte, zwängte der 21-Jährige mit Gewalt die Türen auf und wollte sich davon machen. Der Buslenker folgte ihm, nachdem er sein Handy vom Boden aufgehoben hatte.

“Als er gesehen hat, dass ich mit der Polizei telefoniere, ist er zurückgerannt und mir gegen die rechte Schulter gesprungen”, berichtete der 46 Jahre alte Familienvater im Zeugenstand. Danach hätte er noch Faustschläge kassiert, wobei er sich an die genaue Abfolge nicht mehr erinnern könne. Er sei benommen zu Boden gegangen.

Während der Schläger von der Polizei in der Nähe des Tatorts festgenommen wurde, kam der Busfahrer ins Spital. Er erlitt einen Nasenbeinbruch, eine Absplitterung am Oberarmknochen – der Mann kann seither den Arm nicht mehr uneingeschränkt heben – und eine Rissquetschwunde an der Stirn. Außerdem brach ihm der Angreifer zwei Zähne. Zwölf Tage verbrachte er im Spital, neun Wochen im Krankenstand: “Dann wollte ich wieder arbeiten gehen.”

Angeklagter sprach von Black-Out

“Es tut mir leid, was ich gemacht habe. Ich war nicht ich”, entschuldigte sich der Angeklagte beim Busfahrer nach dessen Zeugenaussage. Sein Verfahrenshelfer Sebastian Lesigang überreichte der Rechtsvertreterin des Chauffeurs 1.000 Euro an Wiedergutmachung. Weitere 5.200 Euro bekam der 46-Jährige vom Gericht zugesprochen. Zudem ordnete der Richter Bewährungshilfe an und erteilte dem 21-Jährigen die Weisung, sich einer Therapie bei der Männerberatung zu unterziehen. Der 21-Jährige war mit allem einverstanden. Die Anklagevertreterin gab vorerst keine Erklärung ab, das Urteil ist daher noch nicht rechtskräftig.

“Ich war in Eile”, begründete der 21-Jährige, weshalb er unbedingt noch aus dem abfahrenden Bus wollte. Danach hätte er “ein Blackout” gehabt. Dass ihn der Buschauffeur verfolgte, “war zu viel für mich. Ich wollte ihn weghaben von mir”. Daher habe er dem Mann einen Tritt verpasst. “Und die anschließenden Schläge ins Gesicht?”, forschte der Richter. “Blackout”, erwiderte der beschäftigungslose Bursch knapp.

Öffi-Mitarbeiter: Übergriffe zurückgegangen

Wie ein Sprecher der Wiener Linien am Donnerstag mitteilte, sind die Übergriffe auf Öffi-Mitarbeiter in jüngster Vergangenheit zurückgegangen. Die Wiener Linien führen das auf ein Maßnahmenpaket zurück, das zum Schutz der Mitarbeiter ergriffen wurde. Deeskalationstrainings, Trennwände aus Glas, die Straßenbahn- und Buslenker vom Fahrgastbereich abgrenzen, und die Videoüberwachung in den Fahrzeugen hätten sich bewährt, hieß es auf APA-Anfrage.

(APA/Red)

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