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Burnout: Zwischen echter Krankheit und Modebegriff

Die Welle läuft: Der Begriff "Burnout" ist derzeit in aller Munde. Und wenn es gegen das Wochenende oder zum Urlaub hingeht, meinen mittlerweile immer mehr Personen, sie seien schlicht und einfach "Burnout-Opfer".

Doch nicht alles, was unter dem Begriff “Burnout” läuft, ist wirklich eine Krankheit. “Da ist auch eine Art ‘Pop-Psychologie’, ein Modekonzept, im Spiel”, meinte jetzt Andreas Remmel, Ärztlicher Leiter des Psychosomatischen Zentrums Waldviertel (PSZW/ Eggenburg, im Gespräch mit der APA. “Das ist oft ein sehr verwaschener Begriff. Da gibt es einerseits die ‘Pop-Psychologie’. Das hat den Nachteil, dass plötzlich ‘jeder’ ausgebrannt ist.” Andererseits führe die Popularisierung aber auch dazu, dass mehr akut schwer Betroffene leichter Zugang zu Diagnostik und Therapie bekämen.

Der Experte: “Wissenschaftlich besteht das Burnout-Syndrom aus drei Faktoren. Erstens aus emotionaler Erschöpfung – am Beginn vor allem bezüglich des Berufes, später auch gegenüber anderen (Lebens-)Bereichen. Dann gibt es die sogenannte Depersonalisation. Das ist das Entstehen negativer Einstellungen zu Personen, mit denen man zu tun hat. Man wird zynisch, abweisender gegenüber Anderen. Schließlich gibt es ein reduziertes Selbstwertgefühl in Bezug auf die eigene Leistungsfähigkeit.” Verminderte Leistungsfähigkeit und vermindertes Selbstwertgefühl könnten sich auch gegenseitig aufschaukeln.

Burnout: Beschränkte Mittel zur Diagnose - Keine spezifische Therapie

Im Grunde – so der Experte – seien aber die Mittel zur Diagnose von Burnout-Syndromen noch immer beschränkt: “Es gibt nur einen Fragebogen zur Erhebung. Es gibt gibt zur Häufigkeit nur Querschnitt- und keine Längsschnittuntersuchungen (Entwicklung des Syndroms, Anm.).” Am ehesten werde zur Erklärung von Burnout das Modell eines gestörten Gleichgewichts zwischen Anforderungen und Renumerationen im Berufsleben herangezogen, ebenso ein Mangel an anderen Lebensfeldern außerhalb des Berufes.

Das bedingt einen gravierenden Nachteil. Remmel: “Es gibt keine spezifische Therapie für Burnout. Wellnesskurse, Entspannung, Urlaub, Erholung – das wirkt nicht langfristig.” Am ehesten würden noch Strategien Erfolg zeitigen, die eine optimistischere Grundhaltung und ein besseres Balance-Halten im Leben vermittelten, einen Effekt zeigen. Ein Fünf-Säulen-Modell, mit dem man den Betroffenen zeigen könne, dass es neben dem Beruf auch Familie, Hobbys etc. als Ausgleich gäbe, könne helfen. Außerdem sei die Vermittlung von Fähigkeiten zur Abgrenzung gegenüber stark fordernden beruflichen Bedingungen wesentlich.

Schließlich komme es auch auf eine genaue Differentialdiagnose an: So könnten ja immerhin auch Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen vorliegen. Remmel: “Depressionen beziehen sich aber auf das ganze Leben. Burnout hat zumeist vornehmlich mit dem Beruf zu tun.” (APA; Redaktion)

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