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Bundesmuseen-Dialog: "Noch nicht alle Karten auf dem Tisch"

Beim Auftaktgespräch des vom Kulturministeriums initiierten Dialogs über die Zukunft der Bundesmuseen nahmen über 50 Teilnehmer teil. Die Direktoren hoffen auf "klare Vorstellungen des Ministeriums".

Über 50 Teilnehmer nahmen am Dienstag beim Auftaktgespräch des vom Kulturministerium initiierten Dialogs über die Zukunft der Bundesmuseen teil. Aus fast jedem Bundesmuseum waren nicht nur die künstlerischen Leiter, sondern auch die Geschäftsführer oder kaufmännischen Direktoren, Vertreter der Kuratorien und des wissenschaftlichen Personals gekommen.

Auch wenn das dreistündige Gespräch zunächst lange zur Positionsabsteckung verwendet wurde, lobten die drei Moderatoren Sabine Breitwieser, Dieter Bogner und Martin Fritz sowie Kultursektionsleiter Michael Franz am Nachmittag bei einem Pressegespräch die “konstruktive und ruhige Atmosphäre”.

“Es hat etwas Außergewöhnliches stattgefunden”, freute sich Martin Fritz, denn bei der Themenfindung des bis Jahresmitte laufenden Prozesses habe jeder mitgemacht. Freilich sei klar: “Noch legen nicht alle ihre Karten auf den Tisch, noch versuchen alle, möglichst viel über das Blatt der Gegner zu erfahren.”

Man habe für Jänner und Februar einen genauen Fahrplan erarbeitet und werde versuchen, die Teilnehmer durch eigene Arbeit überzeugen, sich aktiv zu beteiligen, schilderte Bogner die durch langjährige Arbeit in der Museumsberatung gewonnene Strategie. Man müsse den Prozess ins Rollen bringen und im Laufen halten.

Zum Auftakt hat das dreiköpfige Moderatorenteam eine umfangreiche Liste an “Forderungen, Fragen, Anregungen, Themen” vorgelegt, den es aus den Beantwortungen des an die Museumsdirektionen ausgeteilten Fragenkatalogs sowie aus Medienäußerungen der einzelnen Museumsleiter zusammengestellt hat. “Zum ersten Mal gibt es so eine Liste, die zeigt, wie viele Fragen anstehen”, sagte Bogner und beteuerte: “Wir haben nichts hinzugefügt.” Die Liste habe aber auch die Funktion zu zeigen: “So geht’s nicht. Diese laufenden Wünsche auf Zuruf führen zu nichts.”

Tatsächlich findet sich in dem siebenseitigen Papier eine lange Wunschliste, von der “Gründung einer österreichischen Nationalstiftung”, einer gemeinsamen Kunstdatenbank über die Fusion der Albertina mit dem Kunsthistorischen Museum und die Errichtung eines Mumok 21 bis zur Valorisierung der Basisabgeltung und der Einrichtung einer Direktorenkonferenz.

Diese Themen wurden nun strukturiert und sollen in drei Arbeitskreisen unter Hinzuziehung ausländischer Experten detailliert besprochen werden: Am 14. Jänner geht es um “Staatliche Museumspolitik zwischen Autonomie und Zentralismus”, am 28. Jänner um “Sammlungs- und Programmpolitik” und am 18. Februar um “Governance und Strukturfragen”.

Danach werde die laut Franz ausdrücklich “ergebnisoffene” Diskussion – an der sich ab Jänner jedermann via Homepage http://www.museumsreform.at beteiligen kann – vertieft und soll zu Jahresmitte in einen konkreten museumspolitischen Thesenkatalog führen. Falls die Diskussion “ad-hoc-Rückschlüsse” ergäbe, seien auch in der Zwischenzeit bereits Maßnahmen denkbar, sagte Franz, denn “die Welt dreht sich ja weiter”.

„Wir sind die einzigen, die nicht Partei sind”, betonte Martin Fritz die Moderatorenrolle, “aber der Aufgabe des Kommentierens und Bewertens werden wir uns nicht entziehen.”  “Am Ende des Tages wird ein Ergebnis stehen, das die Ministerin zu verantworten hat”, sagte Sektionschef Franz, dem es auch um die Neudefinition der künftigen ministeriellen Rolle in der Museumspolitik geht.

Die Haltung der Direktoren schwanke einstweilen jedoch noch zwischen aktiver Beteiligung und vorsichtiger Zurückhaltung: “Man sucht noch nach dem Motiv dahinter: Was wollen die im Ministerium wirklich?”

In einer gemeinsamen Aussendung steckten die Museumsdirektorinnen und -direktoren (Agnes Husslein-Arco, Edelbert Köb, Bernd Lötsch, Peter Noever, Johanna Rachinger, Klaus Albrecht Schröder, Wilfried Seipel und Gabriele Zuna-Kratky) am Nachmittag jedenfalls vorsorglich ihre Position ab: Man begrüße, “dass das Ministerium den Erfolg der Vollrechtsfähigkeit der Museen anerkennt und deren Autonomie weiterentwickeln und verbessern will”, wichtig seien jedoch “klare Vorstellungen des Ministeriums”. Und nicht zuletzt erwarten sich die Direktoren “auch eine unmittelbare Verbesserung der bedrohlichen finanziellen Ausstattung der Museen.”

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