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Brutaler Banküberfall in Wien-Liesing: Prozess um Schuss auf Filialleiter startete

Ein 43-Jähriger muss sich wegen eines brutalen Bankraubes vor Gericht verantworten.
Ein 43-Jähriger muss sich wegen eines brutalen Bankraubes vor Gericht verantworten. ©APA (Sujet)
Am Donnerstag musste sich ein 43-Jähriger wegen eines brutalen Raubes auf eine Wiener Bank sowie versuchten Mordes vor dem Schwurgerichtshof verantworten. Er soll seit Jahren seinen Lebensunterhalt mit Raubüberfällen bestritten haben, vier Überfälle fanden dabei in Wien statt. Ein Urteil ist noch ausständig.

Mit einer dreiviertelstündigen Verspätung wegen gesundheitlicher Probleme des Angeklagten ist am Donnerstag der Schwurprozess gegen einen 43-jährigen Ungarn wegen eines brutalen Raubes auf eine Wiener Bank gestartet. Der Mann muss sich auch wegen versuchten Mordes verantworten, weil der bei dem Coup auf den Filialleiter geschossen haben soll.

Banküberfall in Liesing: Prozess um Schuss auf Filialleiter gestartet

Der Beschuldigte wurde bereits am Mittwoch wegen psychischer Probleme in ein Spital eingeliefert, allerdings noch am selben Tag wieder in die Justizanstalt gebracht. Zu Beginn des Prozesses klagte er über Depressionen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen.

Er sei nicht in der Lage, sich in dem Verfahren wegen schweren Raubes und versuchten Mordes zu verteidigen. Nachdem er von dem psychiatrischen Sachverständigen Siegfried Schranz begutachtet wurde, wurde ihm Verhandlungsfähigkeit bescheinigt.

Angeklagter soll Lebensunterhalt mit Raubüberfällen bestritten haben

Laut Staatsanwalt Kurt Hankiewicz hat der 43-Jährige seit Jahren seinen Lebensunterhalt mit Raubüberfällen bestritten. Als im Oktober 2014 seine Mittel erschöpft waren, ging er mit zwei geladenen Pistolen, einer Stahlrute und einem Bärenabwehrspray in eine “Raiffeisen”-Filiale in Liesing. Mit den Worten “Geld her, schnell! Überfall!” bedrohte er drei Mitarbeiter mit den Waffen.

Dabei ging er äußerst brutal vor. Einen Mitarbeiter, der gerade telefonierte, schrie er an: “Sofort auflegen! Sonst bring ich dich um!” Er forderte alle Anwesenden auf, sich auf den Boden zu legen, dabei versetzte er einem Bankbeamten einen Tritt in den Bauch. Zu allem Überfluss versprühte er auch noch das Bärenabwehrspray über die am Boden liegenden Menschen.

Schuss auf Filialleiter durch Stahlplatte abgelenkt

Der Serienräuber übersah allerdings den Filialleiter, der mit zwei Kunden im Nebenzimmer ein Gespräch führte. Weil er befürchtete, diese könnten die Polizei alarmieren, feuerte er laut Staatsanwalt mit den Worten “Du Schwein” auf den fünf Meter entfernten Filialleiter, verfehlte ihn aber haarscharf. Das Projektil dürfte durch die Stahlplatte eines Sichtschutz-Paravent abgelenkt und in einen Kasten eingedrungen sein.

Der 43-Jährige, der kurz nach dem Überfall auf der Flucht mit dem Fahrrad geschnappt wurde, gab an, dass er den Schuss zur “Abschreckung” absichtlich in den Kasten geschossen habe. Der Filialleiter sei bedrohlich auf ihn zugegangen, da habe er den Schuss abgegeben. Bei seinen bisherigen Einvernahmen behauptete der 43-Jährige allerdings noch, der Schuss sei versehentlich losgegangen. Deshalb bekannte sich der Ungar, der von Strafverteidiger Mirsad Musliu vertreten wurde, nur des schweren Raubes für schuldig.

Videoaufnahmen wurden Geschworenen vorgespielt

Auf den Bildern der Banküberwachungskamera, die den Geschworenen im Saal vorgespielt wurden, war deutlich zu sehen, wie der 43-Jähre mit ausgestreckter Hand auf etwas gezielt hat. “Sie gehen da wie ein Pistolero bis auf die Zähne bewaffnet”, sagte der Vorsitzende des Schwurgerichts, Richter Christoph Bauer. Neben den Waffen trug der Mann auch an die 30 Schuss Munition bei sich, die der Richter aus der Verwahrungsstelle holen ließ. Beide Waffen waren laut Bauer voll geladen, zudem führte der Bankräuber auch noch ein volles Magazin mit sich.

Bereits vier Überfälle in Wien verübt

Der 43-Jährige, der bereits in Ungarn wegen Raubes vor Gericht saß, hatte seit 2010 in Wien vier Überfälle begangen. Beim Coup im Oktober 2014 wurde er gefasst. Wegen der drei anderen Überfälle wurde er bereits rechtskräftig zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt.

Da beim letzten Raub ein Schuss abgegeben wurde, wurde das Verfahren mangels Spruchreife ausgeschieden und nun separat weiterverhandelt. Im Falle einer Verurteilung muss der Mann, der sagte, er sei von Gläubigern zu den Überfällen gezwungen worden, mit einer Zusatzstrafe rechnen.

Filialleiter wurde bereits vier Mal überfallen

Für den Leiter der “Raiffeisen”-Filiale, auf den beim Überfall im Oktober 2014 geschossen worden war, war es bereits der vierte Bankraub, den er miterleben musste. Er ist davon überzeugt, dass ihm die Stahlplatte, die den Schuss abgelenkt hatte, das Leben gerettet hat, sagte der 54-Jährige dem Schwurgericht.

Vorsitzender Christoph Bauer zeigte sich verwundert, dass diese Platte in der Obhut des Filialleiters war und nicht die Spurensicherung mitgenommen hatte. Die Anwältin des Bankers brachte die Platte mit zu der Verhandlung, um das Einschussloch eindrucksvoll zu präsentieren. Der dazugehörige Paravent, der als Sichtschutz zu einem Besprechungstisch diente, war bis zu einem Umbau im vergangenen Jahr immer noch an derselben Stelle. Danach nahm der Filialleiter die Platte an sich. “Das hängt jetzt in meinem Büro als Erinnerung”, sagte der 54-Jährige.

Aggressives Verhalten des Räubers blieb in Erinnerung

Nachdem der Bankbeamte schon mehrere Überfälle über sich ergehen lassen musste, erinnerte er sich besonders an das “aggressive” Verhalten des beschuldigten 43-Jährigen. “Ich verstehe nicht, was in einem Menschen vorgeht, wenn man schon mit erhobenen Händen dasteht, dass man auf diesen schießt”, wunderte sich der 54-Jährige. Er sei nach Darstellung seiner Anwältin in den Filialbereich gekommen, weil jemand den Alarmknopf betätigt habe und dadurch in seinem Zimmer eine rote Lampe leuchtet. Um seine Kollegen zu schützen, sei er auf den Räuber zugegangen. Erst im letzten Moment habe er sich zur Seite gedreht und “dann hat es gekracht”, sagte der Filialleiter.

Ob noch am Donnerstag ein Urteil gefällt wird, war zunächst noch unklar. Es könnte sein, dass aufgrund der geänderten Angaben des Beschuldigten, er hätte absichtlich in einen Kasten geschossen, das Gutachten eines Schusswaffensachverständigen notwendig ist.

Urteil noch am Donnerstag

Im Prozess um die Schussabgabe bei einem brutalen Raubüberfall auf eine “Raiffeisen”-Bank in Wien-Liesing im Oktober 2014 wird es noch am Donnerstag ein Urteil geben. Die Geschworenen zogen sich kurz nach 14.00 Uhr zur Beratung zurück. “Ich möchte mich bei allen Geschädigten entschuldigten”, sagte der 43-jährige Angeklagte in seinem Schlusswort. “Ich gebe zu, den Bankraub begangen zu haben.” Der Ungar bat das Gericht und die Geschworenen, ihn jedoch nicht wegen des versuchten Mordes zu verurteilten. Die Privatbeteiligtenvertreter forderten im Namen der Opfer insgesamt 11.000 Euro Schmerzengeld, 9.000 Euro davon nahm der Angeklagte an.

(APA/Red)

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