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Brustkrebs: Antikörper-Chemotherapie mit weniger Nebenwirkungen

In der Behandlung von Brustkrebs kündigt sich eine neue Therapiechance bei weniger Nebenwirkungen für Frauen mit einer bestimmten Form des Mammakarzinoms an.

Wissenschafter haben den monoklonalen Antikörper Trastuzumab an ein Zytostatikum gebunden. Der Antikörper steuert die Krebszellen gezielt an und hemmt den Rezeptor für einen Wachstumsfaktor. Gleichzeitig gibt der Antikörper das Chemotherapeutikum in die Zelle ab. Das könnte eine ähnliche Wirkung wie die herkömmliche Therapie bei deutlich weniger Nebenwirkungen bringen, hieß es jetzt beim Europäischen Onkologenkongress (ESMO) in Mailand (bis 12. Oktober).

Edith Perez von der Mayo Klinik in Florida in den USA und die Co-Autoren haben ein neues in Entwicklung stehendes Arzneimittel – T-DM1 – in einer Phase-II-Studie – erprobt. Der Hintergrund: 15 bis 20 Prozent der Frauen mit Brustkrebs leiden an einem sogenannten HER2-positiven Mammakarzinom. Das heißt, dass an der Oberfläche der Zellen vermehrt Rezeptoren “sitzen”, die auf den Epidermal Growth Factor (Wachstumsfaktor, Anm.) mit einem Signal an den Zellkern zum Wachstum und zur Teilung reagieren. Bereits vor einigen Jahren wurde vom US-Biotechkonzern Genentech (mittlerweile vollständig von Roche übernommen) der monoklonale Antikörper Trastuzumab entwickelt, der diese Rezeptoren besetzt und einen bedeutenden Fortschritt in der Therapie darstellte.

Jetzt geht es in die nächste Runde. Ron Taylor, Onkologie-Forschungschef des Schweizer Pharmakonzerns: “Man hat halt immer die Hoffnung, eventuell einmal die Chemotherapie durch solche zielgerichteten Medikamente ersetzen zu können.” T-DM1 könnte eventuell einen Ausblick dazu bieten. An den monoklonalen Antikörper zum Blockieren des HER2-Rezeptors wurde in einer fixen Bindung das Chemotherapeutikum DM1 angehängt. Taylor: “Bei Kontakt mit den bösartigen Zellen entfaltet der Antikörper seine Wirkung. Gleichzeitig wird das Chemotherapeutikum in die Zellen eingeschleust.”

Noch liegt keine groß angelegte Studie der Phase III mit sehr vielen Patienten zu dem Konzept vor. Aber die in Mailand präsentierte Untersuchung der Phase II mit 137 Frauen, die an einem HER2-positiven Tumor und Metastasen litten, brachte gute Ergebnisse. Die Hälfte der Patientinnen war mit einer Kombination aus dem herkömmlichen Trastuzumab-Antikörper plus dem Chemotherapeutikum Docetaxel behandelt worden, die andere Hälfte mit T-DM1.

Die Ergebnisse nach sechs Monaten zeigten ein Ansprechen der Frauen auf die neue Therapie mit einer Rate von 48 Prozent – im Vergleich zu der herkömmlichen Behandlung von 41 Prozent. Dieser Unterschied ist bei der kleinen Zahl der Probandinnen zu gering, um statistisch signifikant zu sein. Das neue Arzneimittel dürfte aber deutlich besser verträglich sein: Bedeutsame Nebenwirkungen wurden bei 37 Prozent beobachtet, hingegen bei 75 Prozent der Frauen, welche die herkömmliche Therapie bekamen. Im Endeffekt muss man aber erst Studien mit viel mehr Patientinnen abwarten, bis eine solche neue Therapieform zugelassen und etabliert werden kann.

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