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Bären: "Auch im Ländle Lebensräume"

Der Kärntner Wildbiologe Thomas Huber spricht im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" über den Umgang mit Bären. Bären-Management [.pdf - 92KB]

Huber ist Mitglied der „Eingreiftruppe“ bei „JJ 1“ und sieht nur Toleranzprobleme bei Großraubwild.

VN: Sie waren Mitglied der berühmt gewordenen Eingreiftruppe, die „JJ 1“ ständig auf den Fersen sein sollte. Hat Großraubwild in Vorarlberg noch Platz?

Huber: Selbstverständlich gibt es auch hier noch Regionen, wo Großraubwild wie Bär, Wolf und Luchs vom Lebensraum her gesehen kein Problem hätten. Aber das Land ist sehr dicht besiedelt. Nimmt man die Freizeitaktivitäten dazu, dann sind hier überall Menschen.

VN: Für die der Bär tatsächlich eine Gefahr darstellt?

Huber: Das ist eine Frage der Tradition. Wo es zum Beispiel immer Wölfe gab, haben sich die Schafhalter zusammengetan, damit die Herde größer wird. Damit war der Verlust von einem oder zwei Stück nicht dramatisch.

VN: Muss sich der Mensch an den Bären „gewöhnen“?

Huber: Der Bär war nie abwesend. Wir haben in Südwestkärnten fünf bis sieben Bären. Die Populationsentwicklung ist unterschiedlich.

VN: Warum musste nun „JJ 1“ sterben?

Huber: Aus unserer Sicht war er verhaltensgestört. Bären nähern sich kaum dem Siedlungsgebiet, im Unterschied zum Wolf etwa. Das ist eben ein Toleranzproblem: Es kann passieren, dass man auffällige Tiere entnehmen muss, um in der Bevölkerung die Akzeptanz von Großraubwild zu verankern. Wäre „JJ 1“ nicht erlegt worden, hätte der Bär keine Chance, auch in Tirol, Vorarlberg oder Bayern wieder einen Lebensraum zu besetzen.

VN: Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen heutiger Bevölkerung und Großraubwild?

Huber: Es ist interessant: Laut Umfragen hat der Bär die höchsten Sympathiewerte, da steckt das Kindchen-Schema dahinter. Ein Bär ist ein Teddy. Gleichzeitig ist er aber in unseren Breiten der Einzige, der einen Menschen tötet. In der Beliebtheitsskala folgt dann der Luchs, er versinnbildlicht die Katze, gefolgt vom Wolf.

VN: Was muss geschehen, um mit dem Thema vernünftiger umzugehen?

Huber: Die Zusammenhänge müssen jetzt vermittelt werden, die ersten Ansprechpartner sind die Jagdaufseher, sie sind in der Praxis ständig draußen vor Ort, haben Vorbildfunktion und müssen informieren. Die Vorarlberger Jagdschutzorgane sind gut organisiert. Wie ich von eurem Wildbiologen Hubert Schatz und von Obmann Manfred Vonbank höre, haben die Jagdschutzorgane im Montafon sehr besonnen agiert. Es wird auch ein Bärenmanagementplan notwendig sein.

VN-Tipp: Bären-Beauftragter im Land Vorarlberg: Wildbiologe Dipl.-Ing. Hubert Schatz, Tel. 0664 6255311

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