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Bluttat in NÖ: Polizei findet verkohlte Leiche des mutmaßlichen Todesschützen

Polizei findet verkohlte Leiche des mutmaßlichen Todesschützen
Polizei findet verkohlte Leiche des mutmaßlichen Todesschützen ©APA/GEORG HOCHMUTH
Jener 55-jähriger Wilderer, der beschuldigt wird vier Menschen getötet zu haben und sich anschließend in einem Vierkanthof bei Melk verschanzt hatte, wurde offenbar tot aufgefunden.
Am Einsatzort
Polizei bestätigt: Drei Todesopfer
Polizist als Geisel genommen
Erster Bericht zur Geiselnahme
Cobra im Einsatz
Bilder der Bluttat in NÖ

Ein als Wilderer verdächtigter 55 Jahre alter Transportunternehmer hat laut Exekutive in der Nacht auf Dienstag in Niederösterreich drei Polizisten und einen Rotkreuz-Mitarbeiter erschossen. Der Mann verschanzte sich auf einem Bauernhof bei Melk, worauf eine Hundertschaft an Einsatzkräften stundenlang das Gehöft belagerte. Ab 18.20 Uhr erfolgte der Zugriff der Einsatzkräfte. Gegen Mitternacht entdeckten die Einsatzkräfte in einem Geheimraum eine stark verbrannte Leiche. Bei dieser dürfte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den 55-Jährigen handeln.

Einsatzkräfte fanden offenbar Leiche des Wilderers

Durch begleitende Ermittlungsarbeit während der Durchsuchung des weitläufigen Anwesens hatte die Polizei Kenntnis von dem Versteck erhalten. In einem Gang ließ sich eine Wand wegdrücken, wodurch man in den Geheimraum gelangte. “Die Einsatzkräfte haben die Tür geöffnet und wollten in den Raum eindringen, im Raum selbst hat es aber gebrannt”, so Polizeisprecher Roland Scherscher bei einer Pressekonferenz in Melk. Der zuströmende Sauerstoff hatte die Flammen zusätzlich angefacht. Als das Feuer gelöscht wurde, “konnte eine verbrannte männliche Leiche entdeckt werden”, sagte Scherscher.

Die stark verbrannte Leiche befand sich laut Polizei in einem “entsprechenden Zustand”. Obwohl es kaum Zweifel gibt, dass es sich dabei um den 55-Jährigen handelt, wurde dadurch die Feststellung der Identität und der Todesursache erschwert. “Wir sind froh, dass wir den Einsatz nach 24 Stunden beenden konnten”, sagte Scherscher.

Bluttat in NÖ: 135 Beamte im Einatz

Insgesamt standen 135 Beamte der Cobra und 200 Exekutivkräfte im Einsatz. Das Gebäude sei von den Beamten vollständig untersucht worden, es könne davon ausgegangen werden, dass sich nichts Gefährliches mehr darin befindet. Die Durchsuchung des Anwesens, es war zweigeschoßig, sehr verwinkelt mit zahlreichen Räumen und sehr vollgeräumt, war äußerst kompliziert und risikoreich. Entsprechend vorsichtig ging man vor: Der Täter hätte “hinter jeder Ecke lauern können”. “Bei der Durchsuchung hat es keinen Schusswechsel gegeben.” Dazu war es laut dem Sprecher jedoch in den Morgenstunden gekommen.

Das Feuer dürfte gelegt worden sein, und habe bereits längere Zeit gebrannt, als die Cobra den Geheimraum entdeckte. Dieser befand sich im Kellergeschoß. Wozu der Raum genutzt wurde, konnte Scherscher nicht sagen. “Das Haus ist vollständig durchsucht.” Informationen über Waffen gab es vorerst keine, da der Zweck der Durchsuchung das Auffinden des mutmaßlichen Schützen war.

Gepanzerte Fahrzeuge als Hilfe hinzugezogen

Zuvor waren drei gepanzerte Fahrzeuge des Bundesheeres auf dem zur Ortschaft Großpriel gehörenden Vierkanthof vorgefahren. In zwei Schützen- und einem Pionierpanzer aus der Kaserne Melk befanden sich Cobra-Kräfte, die das weitläufige Anwesen nach dem Verdächtigen durchsuchten. Die Panzerfahrzeuge wurden eingesetzt, weil sie den besten Schutz bei der Annäherung boten.

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen alleinlebenden Mann, einen Jäger, der legal mehrere Waffen, vor allem für die Jagd, besaß. Er sei bisher nie polizeilich auffällig gewesen. Mittlerweile gilt es nach der APA vorliegenden Informationen als belegt, dass es sich bei dem 55-Jährigen um einen Wilderer handle, der seit längerem in der Gegend sein Unwesen getrieben haben soll. Warum der Jäger heimlich gewildert habe, erklärte ein Sprecher so: “Weil er in seinem eigenen Revier keine Hirsche hat.” Zuvor habe gegen den Transportunternehmer aber kein Verdacht bestanden, die Ermittlungen liefen gegen unbekannte Täter.

Innenministerin Mikl-Leitner bedankte sich bei Beamten

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verfolgte den Zugriff in der Einsatzzentrale ihres Ressorts. Sie bedankte sich bei allen Polizisten und allen Einsatzkräften. “Die Dramatik des heutigenTages ist ohne Beispiel in der österreichischen Polizeigeschichte. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer. Und mein Dank gilt den Einsatzkräften für ihre Besonnenheit während des Zugriffs. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte gegenüber dem SPÖ-Pressedienst:”Mein volles Mitgefühl und meine tief empfundene Anteilnahme gilt in diesen Stunden den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen der zu Tode gekommenen Einsatzkräfte.” NÖ Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ordnete die Trauerbeflaggung der öffentlichen Gebäude an.

“Ich bete für die Getöteten, ihre Angehörigen, aber auch um ein Ende ohne weiteres Blutvergießen”, sagte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Besonders berühre ihn, “dass wir bei der großen Polizeiwallfahrt in Mariazell am Freitag noch Gott danken konnten, dass im vergangenen Arbeitsjahr kein Beamter in Ausübung seines Dienstes umgekommen ist”.

(Red./APA)

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