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Blutende Schwangere abgewiesen: Göttlicher Heiland wehrt sich

Wies das Spital die Schwangere ab oder nicht?
Wies das Spital die Schwangere ab oder nicht? ©Bilderbox
Nachdem jene Patientin, die am drei Tage lang auf der Suche nach medizinischer Hilfe durch Wien irren musste, ihr Kind verloren hat, meldeten sich jetzt jene Krankenhäuser zu Wort, die sie abgelehnt hatten.
Blutende Schwangere abgewiesen

Zwei Spitäler in Wien, das Spital Göttlicher Heiland und das AKH, wollten die schwangere Frau, wie berichtet, nicht aufnehmen.

In einer Aussendung bedauert das Spital Göttlicher Heiland, dass Sandra W. ihr Kind verloren hat. Hier der Original-Wortlaut, der sich erheblich von der Schilderung der Frau unterscheidet:

Das Krankenhaus Göttlicher Heiland hat Frau W. nicht abgewiesen. Gemäß der Untersuchung wurde entschieden, dass ein stationärer Aufenthalt nicht indiziert ist. Ein Termin für nächsten Tag wurde vereinbart.

– Die Blutungen waren zu diesem Zeitpunkt nur leicht.

Stellungnahme vom 26.1.2012 zur Patientin Sandra W:

Wir bedauern sehr, dass Sandra W. ihr Kind verloren hat. Ebenso bedauern wir, dass sich Frau W. mit ihrer Angst bei uns nicht ausreichend betreut gefühlt hat.

Wie der Verlauf der Tage nach der sorgfältigen Untersuchung der Schwangeren durch zwei Ärztinnen in unserem Haus gezeigt hat, waren häusliche Bettruhe, die entsprechende Medikation und das Abwarten einer Besserung zwar medizinisch angemessen, aber schließlich doch nicht genug. Gerade in einer so belastenden Situation ist der psychologische Beistand neben der sorgfältigen medizinischen Versorgung unabdingbar.

Hier hätten wir etwas besser machen können: Die stärkende Kommunikation ist uns in dieser Situation offensichtlich nicht gelungen. Frau W. schien bei der Untersuchung besonders ruhig und gefasst, was unsere Einschätzung ihrer Angst leider erschwerte. Um sicher zu gehen, wurde für den nächsten Tag ein Termin für die Geburtsanmeldung und natürlich die Kontrolluntersuchung vereinbart; diesen Termin hat Frau W. leider nicht wahrgenommen.

Noch ein paar Fakten zum medizinischen Sachverhalt: Blutungen kommen in der Frühschwangerschaft häufig vor und werden in ihrer Intensität oft sehr unterschiedlich wahrgenommen. Als Frau W. unsere Ambulanz aufsuchte, war die Blutung nur leicht und keine Indikation für eine stationäre Aufnahme. Es wurden häusliche Bettruhe und eine Medikation verordnet. Eine stationäre Aufnahme hätte diesen Verlauf nicht verhindern können.

Wir hoffen, dass Frau W. diesen Schicksalsschlag mit geeigneter Betreuung möglichst bald bewältigen kann. Wenig bekannt ist, dass fast jede 4. Schwangerschaft in den ersten Wochen verloren geht. Natürlich bringt das für die Betroffenen erhebliche psychische Belastungen. Aber die Erfahrung zeigt, dass Folgeschwangerschaften oft unmittelbar möglich sind und auch gut verlaufen.

So weit die Stellungnahme der Geschäftsführer des Spitals Göttlicher Heiland.

Auch das AKH nimmt Stellung

Die Frau habe sich im AKH in der Schwangerenambulanz zur Geburtsanmeldung und nicht als Notfall vorgestellt, so die Reaktion des Wiener Spitals. “Nachdem die Universitätsfrauenklinik zur Betreuung von Risikoschwangerschaften vorgesehen ist, nehmen wir vornehmlich/ausschließlich Patientinnen zur Geburt an, die festgelegte Kriterien der Risikoschwangerschaft erfüllen”, hieß es in einer Stellungnahme. “Soweit der damals verantwortlichen Oberärztin erinnerlich ist, hat die Patientin – wenn überhaupt – von einer ‘leichten Blutung’ gesprochen. Eine leichte Blutung in der Frühschwangerschaft ist ein häufiges und oft harmloses Phänomen, das für sich genommen kein Zeichen für eine Risikoschwangerschaft darstellt. Aus unserer Sicht sind wir daher medizinisch völlig korrekt vorgegangen und die Patientin war in der Krankenanstalt Rudolfstiftung ihrem Risikoprofil entsprechend richtig betreut.”

Ärztekammer macht Sparmaßnahmen verantwortlich

Die Österreichische Ärztekammer sieht in dem Vorfall “ein Zeichen für durch Sparmaßnahmen verursachte Engpässe in den Krankenhäusern”, sagte der Bundesobmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer. Die gegenwärtige politische Diskussion, die eine Einsparsumme von 1,8 Milliarden Euro zum Gegenstand habe, ist für den hohen Ärztevertreter vor dem Hintergrund dieses aktuellen Falls “äußerst widersprüchlich”. Man könne nicht von den Spitälern verlangen, alle Bürgerinnen und Bürger zu betreuen, wie dies Gesundheitsminister Alois Stöger verlange, wenn gleichzeitig “an allen Ecken und Enden eingespart wird, dass es nur so kracht”, sagte Mayer.

Stöger kündigt Untersuchung an

Gesundheitsminister Alois Stöger sagte im “Kurier”, es könne nicht sein, “dass man in einzelnen Bereiche meint, man ist nicht zuständig für Patienten. Dafür werden die Spitäler auch bezahlt.” Er kündigte eine Überprüfung an.

(vienna.at/APA)

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