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Blümel geht - ÖVP Wien schon wieder auf Chefsuche

Blümel tritt zurück: Wiener ÖVP erneut auf Chefsuche.
Blümel tritt zurück: Wiener ÖVP erneut auf Chefsuche. ©APA/HANS PUNZ
Vor wenigen Wochen zelebrierte er noch den Wien-Wahlsieg von vor einem Jahr, nun zieht sich Gernot Blümel als Finanzminister und als Wiener ÖVP-Chef zurück.
Gernot Blümel verlässt Politik

Böse Zungen behaupten, dass für die Landespartei ein Wechsel an der Spitze eigentlich Routine ist. Immerhin: Blümel war dort bereits seit 2015 Obmann.

Wiener ÖVP bei letzter Wien-Wahl im Aufschwung

Die Wiener ÖVP hat in der Hauptstadt schon seit geraumer Zeit kein sonderlich leichtes Leben, lag sie doch viele Jahre konstant unter der 20-Prozent-Marke. 2015 fuhr die Rathauspartei mit 9,24 Prozent gar das schlechteste Hauptstadt-Ergebnis aller Zeiten ein. Die 20,4 Prozent vom Vorjahr waren da Balsam auf die (inzwischen auch in Wien entsprechen neu gefärbten) türkisen Seelen.

Dabei war die ÖVP selbst in der Bundeshauptstadt durchaus einmal eine Großpartei - wenn auch freilich stets im Schatten der übermächtigen Wiener Roten. Konstant lag man - mit zwei Ausnahmen 1969 und 1973 - über dem 30-Prozent-Wert. Das bisher beste Resultat schafften die Rathaus-Konservativen 1983 unter Obmann Erhard Busek. Der Stimmenanteil kletterte damals auf 34,82 Prozent. Busek - ab 1976 ÖVP-Landeschef - war es auch, der den Schwarzen in Wien mit seinen legendären "bunten Vögeln" einen modernen urbanen Anstrich gab.

Sturzflug der ÖVP in Wien

Nachdem Busek der Kommunalpolitik Ende der 1980er-Jahre den Rücken gekehrt hatte, begann - zeitgleich mit dem Aufstieg der FPÖ und dem erstmaligen Einzug der Grünen in den Landtag - auch der Sturzflug der Wiener Landesgruppe. Beim Urnengang 1991 sackte die ÖVP um mehr als zehn Prozentpunkte auf 18,05 Prozent ab. Der Negativrekord 2015 wurde unter dem glücklosen Vorgänger Blümels, Manfred Juraczka, verbucht.

Realpolitisch hat man über die Jahrzehnte hin ebenfalls merkbar an Einfluss verloren. Zwischen 1945 und 1973 trugen die Schwarzen durchgehend Regierungsverantwortung - freilich von SPÖ-Gnaden. Denn obwohl die Roten mit einer absoluten Mehrheit auch allein regieren hätten können, überließen sie der ÖVP freiwillig amtsführende Stadtratsposten.

Nach dem Auseinanderbrechen dieser Zusammenarbeit gab es noch einmal eine rot-schwarze Koalition, als die SPÖ 1996 die Absolute verloren hatte. ÖVP-Parteichef Bernhard Görg wurde Planungsstadtrat und Vizebürgermeister, Peter Marboe führte das Kulturressort. 2001 konnten die Roten dann die Absolute zurückgewinnen und diese bis 2010 halten.

Seit 1945 hat die Wiener Landesgruppe nicht weniger als 18 Obleute gesehen. Nach dem Ende von Rot-Schwarz folgten etwa Alfred Finz, Johannes Hahn, Christine Marek, Gabriele Tamandl (geschäftsführend), Manfred Juraczka, Gernot Blümel - und ab morgen - interimistisch Karl Mahrer.

(APA/Red)

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