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Blaue Festung: Ein Wiener Polizeibau als FPÖ-Hochburg

Der Westen Wiens: Nur in der Polizeisiedlung war die FPÖ bei der Nationalratswahl 2019 die stimmenstärkste Partei.
Der Westen Wiens: Nur in der Polizeisiedlung war die FPÖ bei der Nationalratswahl 2019 die stimmenstärkste Partei. ©BMI
Nach diversen Skandalen gelang es der FPÖ bei der Nationalratswahl 2019 nicht mehr, ein zufriedenstellendes Ergebnis einzufahren. Eine Ausnahme ist in Wien-Ottakring zu finden: Im Sprengel 44, einer Polizeisiedlung, ging die FPÖ als stimmenstärkste Partei hervor, denn " das ist so, war immer so und wird sich auch nicht ändern".
Der Polizeibau in Wien-Ottakring
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Der Polizeibau in Wien-Ottakring wurde einst errichtet, um im Notfall rasch Polizisten kommandieren und im Stadtgebiet einsetzen zu können. Verwaltet wird das Gebäude vom Unterstützungsinstitut der Bundespolizei (UI). Auch heute noch leben hier hauptsächlich Exekutivbeamte und deren Angehörige.

Polizeisiedlung als bekannte FPÖ-Hochburg im Westen Wiens

Der Polizei-Wohnbau ist schon in der Vergangenheit als FPÖ-Hochburg aufgefallen. Zwar konnten die Blauen bei der Nationalratswahl 2019 auch hier nicht mehr an die hervorragenden Ergebnisse der letzten Wahlen anknüpfen, dennoch ging die FPÖ in der Polizeisiedlung mit 38,8 Prozent als deutlicher Wahlsieger vor der ÖVP mit 31,5 Prozent hervor - ein Phänomen im Westen Wiens.

Zeigt das ein Stimmungsbild der Wiener Polizei? VIENNA.at hat sich hinter die stets streng versperrten Türen des sonst wie ein typischer Gemeindebau wirkenden Polizei-Wohnblocks begeben und die Einwohner zu ihrem Eindruck befragt - ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellt, denn über das Wahlergebnis sprechen möchte man hier nur ungern.

Integration als Knackpunkt für Polizisten

Eine junge Frau, die ihren Hund Gassi führt, lässt sich schließlich auf meine Fragen zum Wahlergebnis des Sprengels 44 ein. "Polizisten sind generell viel mit Ausländern beschäftigt und das führt dazu, dass man dann auf diese Seite kippt", meint sie. Sie erzählt uns von ihrem Bruder: "Der wohnt auch hier und ist Polizist und ja, der kippt auch leicht in diese Richtung". Das führt sie auf die Einsätze zurück und was er jeden Tag zu sehen bekommt. Dadurch, so glaubt sie, wollen Polizisten weniger Ausländer und Flüchtlinge hier haben.

Wenig später läuft mir tatsächlich auch der Bruder der jungen Frau über den Weg. Er erklärt mir, dass Polizisten viel erleben, dabei spiele die Abstammung des Gegenübers keine Rolle, allerdings fügt er hinzu: "Jedes Volk baut Scheiße, ob Österreicher, Deutscher oder Afghane, aber es ist im Moment in Österreich einfach so, dass Andersstämmige mehr und schwerere Straftaten verüben, wie Raufhandel und Messerstechereien beispielsweise". Generell habe man bei der Polizei "nichts gegen Ausländer, aber man muss sich integrieren und ein Mensch der 20 oder 30 Jahre hier in Österreich lebt und kein Wort Deutsch kann, ist nicht integriert. Da fehlt der Wille. In Österreich haben die Leute das Glück, dass man vom Staat unterstützt wird, auch wenn man nicht arbeitet." Seine Familie stamme aus Albanien, dort "muss man hackln, sonst kriegt man auch nichts" und dort funktioniere die Integration auch viel besser, weil man einander achtet und respektiert. Man achte den Staat und die Gesetze und "jeder tut was". "Das Problem stellen die dar, die sich nicht integrieren - da wird es immer Konflikte geben".

Die blaue "Festung": "Ist so, war immer so und wird sich nicht ändern"

Auch eine ältere Dame, Frau eines Polizisten, erklärt sich wenig später dazu bereit, meine Fragen zum Wahlergebnis in Sprengel 44 zu beantworten. "Polizisten wählen alle Blau. Die vielen Ausländer und der ganze Job und die ganze Hackn, die die haben - die sind oft angfressen auf die Politik. Auf die Sozialisten sowieso. Daher ist die ganze Gewerkschaft bei der Polizei auch blau. Und das ist so, das war immer so und das wird sich auch glaub ich nicht ändern, ganz egal was jetzt bei den Blauen war. Da herinnen ist eine eigene Abteilung, wie eine Festung", lautet ihre Antwort.

Schließlich findet sich noch ein weiterer Polizist, der einen Kommentar zum Nationalratswahlergebnis in der Polizeisiedlung abgeben möchte. Seine Meinung dazu: "Polizisten haben vorwiegend mit Fremden, sprich Ausländern, zu tun und sind halt nicht ganz erfreut darüber. Die FPÖ hat das bis jetzt eigentlich halbwegs gut gelöst, nur durch diese Ibiza-Kacke ist das Ganze leider etwas abgestürzt, aber die stabilen Wähler gibt's trotzdem. Ich hoff, dass es die neue Regierung besser macht und ein bissl mehr für die Österreicher tut."

Wen ich auch frage, überrascht über das Wahlergebnis in Sprengel 44 ist hier niemand. Zwar hebt es sich vom Rest des Wiener Westens ab, im Ottakringer Polizeibau zeigt es jedoch ein vertrautes Bild.

(Red./JES)

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