BL-Referee Ruiss kritisiert Schiedsrichterwesen
Ruiss kam mit dem Brief seiner bereits feststehenden Rückstufung auf die “Leistungsstufe 3” (Regionalliga) zuvor. Aus Rachegelüsten habe er die Mitteilung aber nicht verfasst, betonte der 30-Jährige. “Vielmehr geht es mir darum, die Öffentlichkeit über Missstände im Elitebereich des Schiedsrichterwesens zu informieren und das Schweigen darüber zu brechen.”
Vor allem Johann Hantschk, Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission, und Schiedsrichter-Manager Fritz Stuchlik sind Ruiss ein Dorn im Auge. Hantschk sei “trotz Nichtqualifikation” (der 73-jährige leitete nur zwei Spiele der zweithöchsten Spielklasse) in sein Amt gehievt worden und versuche sich ins mediale Rampenlicht zu spielen, ohne eine höhere Professionalität anzustreben.
Stuchlik hätte laut Ruiss schon viel früher den Hut als Schiedsrichter nehmen müssen, weil er an den Lauftestvorgaben scheiterte. Seine Zeiten seien aber vom Elitekomitee zugunsten Stuchliks verfälscht worden. Der Schiedsrichter-Manager habe ein “weitreichendes Mediennetzwerk” aufgebaut und sei “seit Jahrzehnten mit den Interna des ÖFB und seiner Mitarbeiter vertraut”. Dadurch sei Stuchliks Position derart gefestigt, “dass sein Handeln keiner Kontrolle unterliegt”.
In Wahrheit sei Stuchlik der starke Mann im heimischen Schiedsrichterwesen. “Der medial gekrönte ‘Schiri-Boss’ Hantschk wirkt wie seine Mitstreiter lediglich wie eine Marionette, die – wie die meisten anderen Mitglieder des Komitees – an Stuchliks Fäden hängt. Das, was der Manager sagt, hat zumeist Gültigkeit – seine ‘Erkenntnisse’ werden aber immer im Namen des Komitees verlautbart.”
Der ÖFB zeigte sich einer Stellungnahme “bestürzt” über die Aussagen und sprach von “ungerechtfertigten, persönlichen Angriffen”. Ruiss leitete in seiner Bundesliga-Karriere 21 Spiele der Ersten Liga und drei ÖFB-Cup-Partien. Seinen bisher letzten Einsatz absolvierte er am 27. März beim 1:1 zwischen Grödig und dem LASK.