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Bin-Laden: Neues Tonband aufgetaucht

Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden soll die Herrscher Saudiarabiens in einer neuen Tonbandbotschaft so heftig attackiert haben wie nie zuvor. Für die Echtheit der Botschaft gab es zunächst keinen Beweis.

Auf dem mehr als einstündigen Band, das am Donnerstag auf einer Islamistenseite im Internet auftauchte, wird die Familie von König Fahd beschuldigt, sich mit den USA gegen die Moslems verbündet zu haben. Der Sprecher, dessen Stimme sehr wie die Bin Ladens klingt, wirft der Herrscherfamilie überdies vor, sie sei „wegen ihres Ungehorsams gegenüber Gott und der von ihr begangenen schweren Sünden“ selbst für die Instabilität im Lande verantwortlich.

Für die Echtheit der Botschaft gab es zunächst keinen Beweis. Die USA erklärten, das Tonband werde auf seine Echtheit überprüft. Bei dem Band könnte es sich um das jüngste Lebenszeichen des Extremistenführers sein, der für die Anschläge am 11. September 2001 in den USA verantwortlich gemacht wird. Zuletzt hatte sich Bin Laden im Oktober mit einem Video zu Wort gemeldet. Darin verhöhnte er US-Präsident George W. Bush und kündigte weitere Anschläge wie die vor drei Jahren an. Es wird vermutet, dass sich Bin Laden im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan versteckt hält.

Das Tonband, zu dem es im Internet kein Live-Bild des im Untergrund lebenden Terroristenanführer gibt, kann erst vor einigen Tagen aufgenommen worden sein. Denn die angebliche Bin-Laden-Stimme lobt darauf die Terrorattacke auf das US-Konsulat in der saudiarabischen Hafenstadt Jeddah am 6. Dezember. Die Anwesenheit von Amerikanern im Land der heiligen Stätten von Mekka und Medina widerspreche dem islamischen Gesetz, heißt es zu der Attacke.

Es sei nicht das Ziel von Al Kaida, die Herrschaft in Saudiarabien zu übernehmen. Vielmehr müssten sich die Herrscher der Öl-Monarchie ändern und „dem Volk zurückgeben, was sie von ihm gestohlen haben“. Andernfalls könnten auch die Sicherheitskräfte einen Aufstand gegen das Königshaus nicht verhindern, sagt die Stimme auf dem Band. In dem Video rief der Islamisten-Führer überdies seine Anhänger zu Anschlägen auf die Ölförderanlagen im Irak und der Golfregion auf. gerufen. Der „Dschihad“ (Heilige Krieg) müsse ausgedehnt werden, um „die Amerikaner davon abzuhalten, sich das Öl anzueignen“, hieß es.

In mehreren Städten Saudiarabiens gab es am Donnerstag zugleich Demonstrationen für einen Regimewechsel in dem Königreich. In der Hafenstadt Jeddah wurden laut Augenzeugen mehrere Menschen verletzt, als Sicherheitskräfte auf Demonstranten schossen. In Riad nahm die Polizei Dutzende von Demonstranten fest, die ebenfalls dem Aufruf des in London lebenden Oppositionellen Saad al-Fikki gefolgt waren. In Riad hatten die Sicherheitskräfte mit Straßensperren und verstärkten Kontrollen versucht, den Protest zu unterbinden. Friedliche Protestaktionen gab es auch vor Regierungsgebäuden in den Provinzstädten Tobuk und Hail.

Saudiarabien ist eine absolute Monarchie. Demonstrationen sind in dem Königreich verboten. Bereits im Oktober 2003 waren Hunderte von Menschen einem ähnlichen Aufruf Al-Fikkis gefolgt. 154 Demonstranten waren damals festgenommen worden.

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