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Bill Gates zog in die Hofburg ein

Der reichste Mann der Welt, Microsoft-Gründer Bill Gates (46), ist auf Kurzbesuch in Wien. Der Multimilliardär ist am Flughafen Schwechat angekommen.

Anlass des Besuchs ist eine Informatiker-Konferenz in der Wiener
Hofburg, bei der Gates am späten Nachmittag eine Rede halten wird.
Derzeit spricht Gates gerade mit führenden Wirtschaftstreibenden. Um
15 Uhr trifft Gates mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) zusammen,
danach mit Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer und Finanzminister
Karl-Heinz Grasser (beide F).

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) wird mit Gates über Projekte
von Microsoft in den nächsten Jahren sprechen. Konkret soll vor allem
der Einsatz des Internet im Bereich der elektronischen Vewaltung
(E-Government) und im Bildungsbereich diskutiert werden. Am Abend
wird Gates außerdem an einem Wirtschafts-Event der
Industriellenvereinigung (IV) – ebenfalls in der Hofburg –
teilnehmen.

Die Visite heute, Montag, ist Gates dritter Besuch in Österreich.
Zuletzt war der Microsoft-Gründer 1994 in Wien.

Spektakulär ist diesmal Gates Reise vom Flughafen in die Wiener
Innenstadt und zurück. Der Multimilliardär charterte eine Helikopter
und landete damit gegen 10 Uhr am Heldenplatz vor der Hofburg. Die
Rückreise zum Flughafen ist für etwa 20 Uhr angesetzt. Die
Bundespolizeidirektion Wien hat dem Milliardär eigens eine
Überflugsgenehmigung erteilt.

Laut Exekutive wurden anlässlich des Gates-Besuchs Vorkehrungen
“ähnlich einem Staatsbesuch“ getroffen. Für die Sicherheit des
Microsoft-Gründers sorgen daher nicht nur die eigene Security,
sondern auch ein privater Überwachungsdienst, die Staatspolizei und
das Polizeieinsatzkommando der WEGA. Derzeit sei alles friedlich, man
sei aber auf alles vorbereitet, hieß es aus der
Bundespolizeidirektion zur APA.

Die KPÖ hat eine Protestkundgebung auf dem Heldenplatz
angekündigt. Sie will in aktionistischer Form darauf aufmerksam
machen, dass Gates ihrer Ansicht nach „Symbolfigur eines
Wirtschaftssystems ist, das weltweit für Hunger, Elend und Tod
verantwortlich zeichnet“.

Mit seinem Vermögen ist Bill Gates mit deutlichem Abstand der
reichste Mann der Welt. Ein weltweites Ranking des US-Finanzmagzins
„Forbes“ vom September des Vorjahres schätzt den Nettowert des
Gates-Vermögens auf 58,7 Mrd. Dollar (68,0 Mrd. Euro/935 Mrd. S).
US-Investor Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt, kommt
„gerade einmal“ auf ein Nettovermögen von 32,3 Mrd. Dollar.

Am Softwarekonzern Microsoft, der allein 2001 weltweit über 100
Millionen Windows-Betriebssysteme verkauft hat, hält Gründer Gates
derzeit noch ungefähr zwölf Prozent der Aktien. Darüber hinaus ist
der Microsoft-Softwarechef indirekt auch an Apple beteiligt. Einen
Großteil seines Vermögens hat in seiner Beteiligungsgesellschaft
Cascade Investments LLC angelegt, die Anteile an zahlreichen IT- und
Telekom-Firmen hält und Venture Capital herumschaufelt.

Der Multimilliardär erweist sich mitunter aber nicht nur als
gnadenloser Geschäftsmann, sondern immer wieder auch als großzügiger
Wohltäter. Laut einem jüngsten Bericht des US-Magazins Newsweek hat
Gates mehrere Hilfsfonds gegründet, die insgesamt mit 24 Mrd. Dollar
dotiert sind. Zu Gates Stiftungen gehören unter anderem die „William
H. Gates Foundation“, die „Gates Learning Foundation“ und die „Bill &
Melinda Gates-Foundation“.

Beim Weltwirtschaftsforum am vergangenen Wochenende erwies sich
Gates aber auch als Sozialkritiker. Auf einer Podiumsdiskussion
forderten der Microsoft-Vorsitzende am Samstag die reichen Länder
auf, der Dritten Welt vor allem bei Bildung und Gesundheit mehr zu
helfen, um Probleme wie Aids zu lösen. Den USA warf er vor, zu wenig
Entwicklungshilfe zu leisten: Gesundheitsprogramme für
Entwicklungsländer unterstützten die USA mit lediglich sechs Dollar
pro Einwohner. 40 Dollar pro Einwohner seien notwendig, und zurzeit
zahlten etliche Länder, vor allem skandinavische, mehr als die USA,
sagte Gates. Seine Bill & Melinda Gates-Stiftung hat für die
Vorbeugung der Immunschwäche Aids am Wochenende insgesamt die jüngst
50 Millionen Dollar (57,9 Mill. Euro/797 Mill. S) gestiftet.

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